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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zurückgekehrt.«
    »Woran sieht Er das?« knurrte Cristofero.
    »Daran, wie das Gras flachgetreten wurde. Die geknickten Halme führen erst vom Wald fort auf uns zu und dann wieder in die andere Richtung.«
    »Das sehe ich selbst«, polterte Cristofero. »Ich benötige keine Belehrung.«
    Natürlich hatte er es vorher nicht gesehen. Im Gegenteil, ihm war ja nicht einmal die Spur selbst aufgefallen, obwohl sie breit genug war. Der Gnom bedauerte, daß er nicht mehr herauslesen konnte, beispielsweise, wieviele Menschen es gewesen waren.
    Und genau danach fragte Don Cristofero jetzt!
    »Wir werden es nur feststellen können, wenn wir ihnen folgen, Herr«, gestand er unbehaglich.
    »Was? Folgen? In diesen Wald hinein? Ist Er irre? Da gibt es sicher Räuber und Mörder, die nichts anderes im Sinn haben, als uns zu überfallen! Dies ist eine Falle!«
    »Nun gut«, erwiderte der Gnom. »So bleiben wir hier und harren der Indianer, die gewiß nicht mehr allzulange auf sich warten lassen. In aller Bescheidenheit meines Denkens kann ich mir nicht vorstellen, daß sie uns so einfach entkommen lassen. Immerhin wollten sie uns töten, aus welchem Grund auch immer, und ich habe sie mit dem Zauber gehörig geärgert.«
    »Wofür ich Ihm noch das Fell gerben werde, sobald wir in Sicherheit sind«, grollte Cristofero. »Ausgerechnet einen Liebeszauber! Fiel Ihm nichts Besseres ein? Kann Er sich überhaupt vorstellen, was Er mir damit angetan hat? Eine solche Peinlichkeit ist mir noch nie untergekommen! Eine Horde wilder nackter Heiden verfolgt mich, um mich aufs Lotterbett zu zerren - wenn das jemand erfährt! Ich wäre erledigt! Selbst Seine Majestät würde mich zutiefst verachten oder schlimmer noch, verspotten!«
    Der Gnom verzichtete darauf, ihn daran zu erinnern, daß er ja ohnehin längst bei Hofe in Ungnade gefallen war. »Ich bin sicher, Herr, daß niemand es erfahren wird. Ich schweige wie ein längst von Bäumen überwachsenes, uraltes Grab, und ich bin sicher, kein Chronist wird diese Geschichte künftigen Generationen überliefern, sofern Ihr nicht selbst darüber plaudert!«
    »Den Teufel werd’ ich tun«, brummte Cristofero. »Und sollte Er selbst auch nur ein Sterbenswörtlein darüber verlieren, wird Er nicht nur wie ein längst von Bäumen überwachsenes, uraltes Grab schweigen, sondern alsbald in selbigem vor sich hin faulen, und zwar in recht mausetotem Zustand. Merke Er sich dies.«
    »Ihr wißt, wie sehr ich am Leben hänge, Herr.«
    »Manchmal dünkt's mich anders«, brummte Cristofero. »Nun gut, verbergen wir uns in diesem Wald, ehe die Indianer wieder anrücken. Oh, wäre dieser elende Cristobal Colon doch mit seinen Schiffen abgesoffen, ehe er an diesem Teil der Welt anlangte! Dann wären wir jetzt nicht hier und müßten uns mit diesem Heidenvolk herumplagen. In der Hölle braten soll er, dieser…«
    Sein Geschimpfe wurde zu einem undeutlichen Murmeln. Derweil trieb der Gnom sein Maultier wieder an und ließ es der Fährte folgen, die zu einem schmalen Pfad in den Wald hinein führte. Der erwies sich bald als durch überhängende Äste so niedrig, daß sie reitend nicht weiterkamen.
    »Auch das noch«, ächzte Cristofero. »Nun verlangt man auch noch von mir, daß ich zu Fuß durch diese Urwaldhölle schreite?«
    »Aber hier sind wir sicher«, behauptete der Gnom.
    »Ach, und die Fährte? Wenn Er Blindfisch schon in der Lage ist, sie zu erkennen, werden's die Rothäute nicht schlechter können!«
    »Es wird keine Fährte mehr geben, Herr«, versicherte der Gnom.
    »Und warum nicht?«
    »Weil ich an einem Zauber arbeite, sie gründlich zu verwischen!«
    »Ich verbiete Ihm, zu zaubern!« fuhr Cristofero ihn an.
    Aber es war zu spät.
    Der Gnom hatte die magischen Formeln schon vor sich hin gebrabbelt, und diesmal war es sehr leicht gewesen…
    ***
    DeDigue sah die beiden Reiter gerade noch im Wald verschwinden. Narren! Glaubten sie ernsthaft, auf diese Weise in Sicherheit zu gelangen? Sie hatten eine breite Fährte im Gras hinterlassen; selbst ein Blinder konnte ihr mühelos folgen. Und im Wald besaßen sie weit weniger Bewegungsfreiheit als draußen im freien Gelände.
    »Na, dann habe ich euch ja in der Falle«, murmelte er.
    Er war inzwischen sicher, daß die Natchez nichts mehr unternehmen würden. Aber das mußte er dem dikken Spanier ja nicht auf die Nase binden. Vielleicht konnte er ihm sogar noch ein wenig Angst einjagen.
    Er ruhte sich ein paar Minuten aus von dem langen Lauf. Mit den Maultieren

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