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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dieses Kanals vorstoßen. So konnte sie sich nicht mehr so schnell bewegen, wie sie eigentlich wollte. Schließlich wollte sie nicht unversehens abstürzen, wenn der Mauersims, auf dem sie sich bewegte, irgendwo abrupt endete. Und erst recht nicht wollte sie über irgend etwas fallen.
    Aber dann stieß sie auf ein Hindernis.
    Ein Eisengitter!
    Sie holte den Blaster aus der Rocktaschenfalte, schaltete ihn auf Lasermodus und feuerte einen längeren Schuß auf das Gitter ab. Nicht unbedingt, um es zu durchschneiden - vermutlich gab es dieses Gitter nicht allein ihretwegen, und sie wollte nicht unnötige Zerstörungen anrichten -, sondern um Licht zu bekommen. Das glühende Eisen schuf einen ganz schwachen Dämmerschein, nicht wirklich genug für Nicoles Augen, aber immerhin konnte sie jetzt wenigstens erkennen, daß der Kanal hier noch ebenso breit war wie unter dem Luftschacht, und in seiner gesamten Breite gesperrt war.
    Da vernahm sie ein Geräusch.
    Es kam aus dem Wasser. Ein stärkeres Platschen und Rauschen. Etwas näherte sich Nicole.
    Etwas Großes…
    ***
    Zamorras Amulett, die handtellergroße Silberscheibe mit den geheimnisvollen Hieroglyphen, hatte sich in eine Art Mini-Bildschirm verwandelt. Zamorra zwang die Magie, ihm ein Bild aus der jüngsten Vergangenheit zu liefern.
    Er sah, wie der Tiermensch aus dem Unterholz hervorbrach, gegen Nicole prallte. Der kurze Kampf, dann umschlang er sie - und löste sich in einer flirrenden Lichterscheinung auf.
    Zamorra wiederholte die Szene im Zeitlupentempo.
    Hierbei war das Flirren weniger deutlich zu erkennen; wie es zustande kam, konnte er nicht sagen. Von dem Lichteffekt abgesehen, war es der klassische Teleport eines schwarzmagischen Wesens, dessen Aura das Amulett Zamorra zusätzlich übermittelte.
    Aber diese Aura war schwach; die Kraft des Tiermenschen schien gerade auszureichen, Nicole mit sich an einen anderen Ort zu reißen. Zudem schien er trotz allen zielstrebigen Handelns und seiner raubkatzenhaft schnellen Reflexe in heller Panik gewesen zu sein.
    Vielleicht hatte er die Entführung nicht einmal gewollt?
    Wohin er sich teleportiert hatte, ließ sich zu Zamorras Bedauern nicht feststellen. Das überstieg die Möglichkeiten, die Merlins Stern ihm bot. Seufzend hob er die Zeitschau wieder auf und hängte sich das Amulett wieder um den Hals, diesmal über dem Hemd.
    Langsam kehrte er zu Eva zurück.
    Er war ratlos. Wie sollte er Nicole helfen, wenn er nicht herausfinden konnte, wo sie sich befand?
    »Etwas herausgefunden?« fragte das Para-Mädchen. »Du wolltest mich doch rufen, wenn du…«
    »Sie ist von dem Katzenmann entführt worden, dem du einen Teil seiner Kraft geraubt hast«, sagte Zamorra. »Und nun haben wir ein Problem.«
    »Das denke ich auch«, sagte der Mann mit der Muskete im gleichen Moment.
    ***
    Im gleichen Maß, wie die Verfolger zurückfielen und schließlich außer Sicht gerieten, verrauchte Don Cristoferos Zorn. Am Rand des Waldstreifens schloß er endlich zu dem Gnom auf, dessen Maultier angehalten hatte und zu grasen begann. Der Gnom ließ das Tier gewähren; er war ohnehin genügend durchgeschüttelt worden und hatte erst einmal vom Traben die unverhältnismäßig lang geformte Nase gestrichen voll. Aber er traute sich nicht, zwischendurch abzusteigen, weil er nicht sicher war, ob er es schaffen würde, auf Anhieb wieder den Maultierrücken zu erklimmen.
    Vorhin hatte ihn die Angst vor den Rothäuten beflügelt und ihm die Kraft dazu gegeben. Dieses Element fehlte jetzt.
    Er war das Reiten nicht gewohnt. Schon gar nicht ohne einen Sattel zwischen sich und dem Tier. Bisher hatte er bei der Expedition stets neben den Tieren herlaufen müssen, wie die anderen Männer auch, die sich im Laufe der vielen Meilen nacheinander grußlos verabschiedet hatten, weil ihnen das ständige Nörgeln und Poltern des selbstherrlichen Granden nicht gefiel.
    So gesehen war es schon ein Wunder, daß der Gnom sich bis jetzt auf dem Maultier hatte halten können, ohne herunterzufallen.
    »Da ist Er ja endlich«, knurrte Don Cristofero ihn an. »Konnte Er nicht warten und mir auf diesen verflixten Esel helfen? Muß man denn alles allein machen?«
    »Hier gibt es Spuren«, unterbrach ihn der Gnom und wunderte sich anschließend selbst über seine Respektlosigkeit. »Wenn Ihr mir diesen Hinweis gestattet, Gebieter«, fügte er hastig hinzu. »Seht, Herr. Hier sind Menschen gegangen. Sie sind aus dem Wald hervorgekommen, und sie sind wieder in ihn

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