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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kamen die beiden jedenfalls im Wald kaum voran. Möglicherweise konnte er hier sogar ein Lager aufschlagen und übernachten - und würde sie morgen dennoch nur wenige hundert Meter entfernt im Dickicht verstrickt vorfinden.
    Aber das wollte er nicht.
    Er setzte sich wieder in Bewegung, und als er den Waldrand erreichte, entdeckte er einen Wildpfad, der hinein führte. Aus der Entfernung war dieser Pfad nicht zu erkennen gewesen.
    »Nettes Versteck«, murmelte deDigue.
    Wenn es nicht diese Fährte gegeben hätte, wäre der Zugang in den Wald selbst ihm nicht aufgefallen. Nur wer tatsächlich hinein wollte, würde ihn entdecken. Aber wer wollte das schon? Mit etwas Vernunft ging oder ritt man ein Stück am Wald entlang und traf dann bald auf das Ufer des Mississippi. Dort ein Nachtlager zu errichten, war wesentlich klüger, weil's eben frisches Wasser gab.
    Aber das, stellte er verblüfft fest, gab es hier plötzlich auch.
    Es fiel vom Himmel!
    Da stand die Nachmittagssonne, brannte hell und heiß, und kein einziges Wölkchen war zu sehen.
    Und trotzdem regnete es!
    Und wie es plötzlich regnete! Als würde jemand das Wasser aus Fässern um sich schütten! Innerhalb weniger Augenblicke war deDigues Lederkleidung bereits völlig naß.
    Gleichzeitig kam starker Wind auf, wurde zu einem leichten Sturm. Der wirbelte das hohe Gras gewaltig durcheinander.
    Sturm wie Regen konnte keine natürliche Ursache haben.
    Da war Magie im Spiel!
    Und die geknickten Grashalme reckten sich dem Regenwasser wieder entgegen, richteten sich allmählich auf, wurden dabei kräftig verwirbelt…
    Die Fährte verschwand…
    Unwillkürlich pfiff deDigue durch die Zähne. Dieser verflixte Gnom war ein schlauer kleiner schwarzer Teufel. Er wußte genau, was er tat!
    Der Abenteurer gab sich einen Ruck und lief den Rest des Weges zum Waldrand hinüber.
    Aber dort gab es allenfalls Schutz vor dem Sturm, nicht jedoch vor dem trotz hellen Sonnenscheins vom Himmel herabprasselnden Regen.
    Diesen Regen fing auch das dichte Laubdach nicht ab…
    ***
    Als der Mann sich aufgerichtet hatte, sah Zamorra erst, wie groß er war.
    Zamorra schätzte ihn auf eine Handbreite über zwei Meter. Das war für die Gegenwart schon ungewöhnlich, für das 17. Jahrhundert erst recht, in dem die Menschen zwar längst nicht mehr so kleinwüchsig waren wie im Mittelalter, aber nur sehr wenige das ›Gardemaß‹ von 1,80 erreichten.
    Der Mann mußte erwacht sein, hatte möglicherweise das Gespräch belauscht und sich jetzt blitzartig aufgerichtet. Dabei hielt er die Muskete auf Zamorra und Eva gerichtet.
    Er sprach das altertümliche Französisch, das zu seiner Zeit üblich war. Ob er sich darüber wunderte, wie fremd die Aussprache der beiden Menschen war, die ihm gegenüberstanden?
    »Ich denke, unsere Probleme dürften sich ein wenig voneinander unterscheiden«, sagte Zamorra. »Sie brauchen nicht auf uns zu zielen, Monsieur. Wir sind nicht Ihre Feinde.«
    »Und ich bin kein Monsieur. Ich bin einfach nur Hercule. Ich habe Ihnen etwas… auszurichten…«
    Seine Stimme war leiser geworden, stockender. Setzte jetzt aus; er schien erst einmal überlegen zu müssen, was er als nächstes sagen sollte. Oder lauschte er? Bekam er den Text von anderswoher souffliert?
    Nicole hätte es ihm sagen können. Aber Zamorras Telepathie funktionierte nur hin und wieder, unter ganz besonders günstigen Umständen. Die waren hier nicht gegeben.
    Er sah zu Eva. Sie rührte sich nicht, beobachtete den Mann nur. Es war ihr nicht anzusehen, ob sie in diesem Moment wieder ihre Para-Fähigkeiten benutzte, oder ob sie Magie wahrnahm.
    Zamorras Amulett glomm ganz schwach. Da war Magie, aber sie war schwach und ungefährlich. Vielleicht sogar nicht unmittelbar vor Ort, sondern irgendwo anders…
    Zamorra schluckte. Die Unsicherheit irritierte ihn.
    »Und was sollen Sie uns ausrichten?« fragte er.
    »Die Frau, die bei Ihnen ist…«
    Zamorra wies auf Eva.
    »Nein. Die andere. Die mich… die auf mich…« Er suchte nach passenden Worten, fand sie aber nicht. Trotzdem war klar, daß er Nicole meinte.
    »Was ist mit der Frau?« drängte Zamorra.
    »Er hat sie gefangen und fortgebracht.«
    »Ich weiß«, sagte Zamorra. »Ich habe es gesehen. Er… das ist der Tiermensch, nicht wahr? Dieser aufrechtgehende Puma ohne Fell.«
    »Sie wissen alles?«
    »Ich weiß viel«, sagte Zamorra. »Er läßt Sie sprechen, Hercule, nicht wahr? Er steckt irgendwie in Ihnen, aber er ist zugleich weit fort von hier. Er ist

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