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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gegenteil, jetzt saßen sie beide fest.
    Die Rothäute müßten schon total vertrottelt sein, wenn sie die beiden Fremden wieder aus dem Dorf gehen ließen!
    Gerade dieser indianische Hexer hatte doch gestern abend schon versucht, den Namenlosen zu töten. Und jetzt wieder. Beide Male hatte Don Cristofero das durch sein Eingreifen verhindern können. Doch das änderte nichts daran, daß der Schamane nach wie vor des Gnomen Todfeind war.
    Dabei hatte der ihm überhaupt nichts getan.
    Vielleicht war alles nur ein gewaltiges Mißverständnis.
    Daß nun allerdings auch Robert deDigue auf dem Plan erschienen war, gab dem Gnom zu denken. Handelte es sich etwa um ein abgekartetes Spiel? Hatte deDigue, dieser Intrigant, der schon am Hof des Sonnenkönigs gegen Don Cristofero gestänkert und dafür gesorgt hatte, daß dieser das Land verlassen mußte, nun auch die Indianer aufgehetzt?
    Nun standen sie draußen und redeten aufeinander ein.
    Solange sie reden, dräut keine Gefahr, dachte der Gnom und sah sich im Innern des Zeltes um, ob es da nicht etwas gab, was er zum Zaubern verwenden konnte. Er roch, daß es das Zelt des Schamanen war. Und er sah allerlei seltsame Dinge herumliegen oder an den Zeltstangen hängen. Vertrocknete tote Kleintiere, seltsame, mit merkwürdigen Mustern bestickte Lederbeutel, in denen sich noch seltsamere Dinge befanden, Lederfetzen, die mit Linien, Zeichen, Mustern, Bildern bemalt waren…
    Er kannte sich aus.
    Er hatte lange genug gelernt, hatte an sich und seiner Kunst gearbeitet, nicht zuletzt in der Zukunft, als er im Château Montagne die umfangreiche Bibliothek von Professor Zamorra kennengelernt hatte. Diese zwei Jahre in einer fremden Zeit, die ebensogut eine fremde Welt hätte sein können, hatte ihm sehr viel gebracht, sowohl an Wissen als auch an Erkenntnissen.
    Jetzt, wieder zurück in seiner Epoche, wußte er, daß er den meisten Zauberern überlegen war. Von seinem Pech mal abgesehen… Aber, wie er selbstironisch feststellen mußte, selbst darin war er allen Zauberern überlegen.
    Zwischen Kröten, Skorpionen, Schlangen und Fledermäusen sowie Überresten diverser Nagetiere suchte er nach einem Zauber, mit dem er wenigstens etwas davon verbinden und die Indianer verblüffen konnte. Aber das einzige, worauf er kam, war ein Liebeszauber.
    Den hatte Don Cristofero einmal von ihm verlangt, als er das Herz einer Dame bei Hofe gewinnen wollte, die von der recht rundlichen Gestalt des Granden nun gar nicht so angetan war und lieber einen schlanken Helden als Galan an ihrer Seite gesehen hätte. Und daß Don Cristofero daraufhin erklärt hätte, er sei schlank wie eine Tanne, hatte sie gar nicht witzig gefunden und ihn darauf verwiesen, er habe wohl ›Tonne‹ sagen wollen.
    Immerhin hatte der Zauber gewirkt. Mademoiselle beliebten in einem regelrechten Liebesrausch über Don Cristofero herzufallen und ihn regelrecht zu vergewaltigen. Das wiederum hatte dem nicht so zugesagt, so daß aus der heißen Affäre nicht mehr geworden war als eine unruhige, heiße Nacht voller wilder, lustvoller Ringkämpfe. Später hatte Mademoiselle einen Mörder gedungen, aber der hatte sich dermaßen tölpelhaft angestellt, daß Don Cristofero ihn nackt in einen hölzernen Käfig gesetzt und diesen vom Gnom auf einem Handkarren durch den Schloßpark hatte ziehen lassen.
    Sehr zum Ergötzen der anwesenden Adeligen mit ihren Damen und zur beträchtlichen Erheiterung Seiner Majestät.
    Da dem Gnom gerade nichts Besseres einfiel, entschloß er sich, diesen Zauber zu wiederholen. In der dadurch entstehenden allgemeinen Verwirrung gab es vermutlich eine Möglichkeit, ungesehen zu verschwinden.
    So machte sich der Namenlose an die Arbeit.
    ***
    Unterdessen rang Hercule mit sich selbst.
    Ehemaliger Troßbegleiter und Eselsführer von Don Cristoferos Expedition, war er bei einer Vorauserkundung einem recht eigenartigen Lebewesen begegnet. Diese Begegnung blieb nicht ohne Folgen; seither schätzte Hercule eher die Dunkelheit statt den hellen Sonnenschein, und wenn ihn hungerte oder dürstete, dann nach einem ganz besonderen Blut…
    Von Gestalt war er ein muskelbepackter Riese, vom Gemüt her bislang ein sehr friedlicher Mensch, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Um nicht als Soldat dienen und andere Menschen töten zu müssen, war er ausgewandert in die Neue Welt.
    Und nun begriff er die Veränderung nicht mehr, die sich in ihm abspielte.
    Er hatte auf einen anderen Menschen geschossen.
    Natürlich verstand er

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