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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eine Art Katalysator wirkte. Sie brauchte nur dabeizusein, hatte sie gesagt. Es sei nur wichtig, daß die Betroffenen an einem Ort und zu einem Zeitpunkt zusammenkämen, um sich dann wieder zu trennen, und nach der Rückkehr in die Gegenwart sei das Problem der offenen Zeitkreise dann erledigt.
    Zamorra und Nicole blieben mißtrauisch. Sie hatten schon zu viele Zeitreisen hinter sich gebracht, um Paradoxa zu fürchten. Und von denen hatte es in den letzten Jahren schon mehr als genug gegeben.
    Dennoch ließen sie sich schließlich auf das Experiment ein.
    Robert Tendyke, der in der Vergangenheit zur Zeit des Sonnenkönigs unter dem Namen Robert deDigue mit Don Cristofero zu tun gehabt hatte, nannte ihnen eine Stelle, an der sie zu einem bestimmten Datum auf Don Cristofero und seinen zauberkundigen Begleiter treffen konnten, und sie hatten sich dorthin begeben. Dann waren sie mit dem Vergangenheitsring ins Jahr 1676 zurückgereist.
    Zu dieser Zeit befand sich Don Cristofero bereits nicht mehr in Europa. Er war am Hofe des Sonnenkönigs in Ungnade gefallen und hatte es vorgezogen, außer Landes zu gehen - so weit wie möglich fort von Frankreich. Daß es eher eine Ausweisung gewesen war, wußten nur wenige. Er war zu der Kolonie in der Neuen Welt - Amerika - gereist, die in der Gegenwart Louisiana genannt wurde.
    Aber dort, wo Zamorra, Nicole und Eva ihn hätten treffen sollen, hatten sie ihn nicht gefunden. Sie waren in einer Wildnis gelandet, in der ein ihnen völlig unbekannter Mann seine Muskete auf Zamorra abgefeuert hatte, um dann blitzschnell die Flucht zu ergreifen. Eva behauptete, dieser Mann sei kein normaler Mensch gewesen, sondern ein Wer-Wesen.
    Aber Werwölfe und andere Verwandlungskünstler zeigten sich doch normalerweise nur bei Dunkelheit, und sie hatten es auch nicht nötig, mit menschlichen Waffen auf ihre Gegner zu schießen.
    Nicole war nicht sicher, was sie davon halten sollte.
    Sie berührte Zamorra. Seltsamerweise wies sein Wams weniger Schaden auf, als die Musketenkugel eigentlich hätte hervorrufen müssen. Und da war kein Blut! Nicole knöpfte hastig Wams und Hemd auf.
    Und sah das Amulett.
    Erleichtert atmete sie auf.
    Die handtellergroße Silberscheibe, die Zamorra unter der Kleidung vor der Brust trug, hatte die Kugel aufgefangen!
    Dadurch war die Aufprallwucht auf die gesamte Fläche des Amuletts verteilt worden. Und da die Kugel nicht durchdrang, sondern abprallte, war auch die Kleidung nur wenig beschädigt worden. Allerdings hatte der Schlag Zamorra einen Betäubungsschock verpaßt, ihm die Luft aus den Lungen gepreßt.
    Vorsichtig schob Nicole das Amulett ein wenig zur Seite und sah den Bluterguß darunter. Sie tastete vorsichtig nach den Rippen, konnte aber nicht feststellen, ob sie beschädigt waren oder nicht; sie wollte auch nicht stärker zudrücken, solange Zamorra bewußtlos war und nicht warnend aufschreien konnte, falls der Schmerz ihm einen Bruch signalisierte.
    Aber mit gebrochenen Rippen konnte er leben. Eine Schußwunde wäre wesentlich schlimmer gewesen.
    »Es gibt Leute, die haben ein geradezu unverschämtes Glück«, sagte Eva leise. »Wenn der Schuß ihn etwas weiter rechts oder links oder tiefer getroffen hätte…«
    »Lieber nicht dran denken!« wehrte Nicole ab. »Bleibst du hier und paßt ein wenig auf ihn auf? Ich schaue mal, ob ich den Schützen nicht doch irgendwo aufspüren kann.«
    Sie setzte sich in Bewegung und ging in die Richtung, in die der Fremde verschwunden war.
    Eva seufzte.
    Plötzlich fühlte sie sich ziemlich allein und verloren.
    Warum mußte alles, was anfangs so einfach ausgesehen hatte, immer so furchtbar kompliziert werden?
    ***
    Der Namenlose fragte sich - übrigens nicht zum ersten Mal -, ob sein Herr den Verstand verloren hatte. Wobei eine düstere Stimme seines Unterbewußtseins die Zusatzfrage stellte, ob Don Cristofero überhaupt jemals so etwas wie Verstand besessen hatte, was schließlich die Voraussetzung für ein Verlieren desselben war.
    Warum war der Grande nicht einfach davongelaufen, nachdem der Gnom mit seinem Zauber die Fesseln aufgelöst beziehungsweise von Lederriemen in Honig verwandelt hatte? Gut, er hatte sich um den Gnom gekümmert, nachdem dieser durch den magischen Angriff des Indianer-Zauberers verwirrt worden und aus der Deckung gestürzt war, die die Baumkrone ihm vorher mit ihrem Laub gewährt hatte. Don Cristofero hatte versucht, den Gnom zu schützen. Aber dadurch war er nicht wirklich frei geworden. Im

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