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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Engel«, murmelte er. »Nett von Petrus, daß er mir eine so attraktive Empfangsdame zur Verfügung stellt.«
    »Zur Verfügung?« fuhr Eva ihn empört an. »Ich stehe nicht zur Verfügung - weder dir noch einem anderen Mann!«
    »Was bedeutet, daß ich nicht im Himmel, sondern in der Hölle gelandet bin«, seufzte Zamorra. Er tastete nach seiner Brust. »Was ist denn hier los? Schon verheilt?«
    »Dein Amulett hat die Kugel aufgefangen«, erklärte Eva. »Nett, daß du schon wieder so gut dabei bist, daß du dumme Sprüche reißen kannst. Kannst du auch aufstehen? Sind deine Rippen noch heil?«
    »Sofern mir nicht jemand eine rausgerupft hat, während ich geschlafen habe, um daraus eine neue, freundlichere Version der Spezies Frau zu schaffen… mal sehen.« Zamorra richtete sich vorsichtig auf, sah an sich herunter, tastete sich wieder ab und kam dann langsam, aber zügig ganz auf die Beine.
    »Eine freundlichere Version der ›Spezies Frau‹ zu schaffen, ist völlig unmöglich«, erklärte Eva. »Als Gott den Mann schuf, übte sie noch. Als sie die Frau schuf, hat sie schon perfekt gearbeitet. Und was perfekt ist, muß nicht mehr verbessert werden.«
    Zamorra hustete, machte ein paar rasche Bewegungen und hustete wieder. »Hast du 'ne Ahnung«, murmelte er. »Wo steckt eigentlich Nicole?«
    »Die sucht deinen Mörder.«
    »Also bin ich doch tot. Das heißt, ich muß in der Hölle sein.«
    »Hör auf, Blödsinn zu reden.« Eva trat zu ihm und berührte seine Brust vorsichtig. »Tut das weh?«
    »Ein wenig.« Er langte selbst zu und drückte etwas stärker. »Bluterguß, schätze ich. Prellung. Aber die Rippen scheinen tatsächlich noch heil zu sein.« Er krümmte sich zusammen, streckte sich wieder und verzog dabei das Gesicht. »Der Schmerz ist erträglich. Wie sich gebrochene Rippen anfühlen, weiß ich«, versuchte er Eva zu beruhigen, »seit ich als Kind mal von Nachbars Kirschbaum gefallen bin. Erfreulicherweise erst, nachdem ich mir den Bauch mit den Kirschen vollgestopft hatte…«
    »Das ist die Schwerkraft«, erklärte Eva. »Die zieht volle Männerbäuche nach unten.«
    »Damals war's noch ein Kinderbauch. Und wenn dieser Isaac Newton die Schwerkraft nicht erfunden hätte, wär' das auch nicht passiert.«
    »Erfunden? Du bist immer noch ein Kindskopf. Er hat sie nicht erfunden, sondern nur erklärt.«
    »Ach, daran kannst du dich noch erinnern?« grinste Zamorra. »Dann kommt ja vielleicht bald auch der Rest deiner Erinnerung zurück - au! Was soll das?«
    Sie hatte leicht mit den Fingern gegen seine Brust geschnippt.
    »Es soll dich daran erinnern, daß du zur Spezies Mann gehörst. Wehleidig, jammernd…«
    »Sieh zu, daß ich dich nicht übers Knie lege«, drohte er. »So frech wie du stellt sich nicht mal Nicole an. Übrigens, als ganz ernsthafte Warnung: Laß diese Art von Sprüchen in dieser Zeit nicht anderen Männern gegenüber hören. Vor allem die Eingangsdiskussion über Gott als Frau. Könnte sein, daß man dich sonst als Hexe verbrennt.«
    »Viel heißer als dieses Sommerwetter kann's dabei auch nicht werden«, erwiderte sie leichthin, um gleich finster hinzuzufügen: »Und schlag mir jetzt nicht vor, ich sollte mich ausziehen, wenn's mir zu heiß ist… Männer«
    »Ich habe doch gar nichts gesagt!« stieß Zamorra unschuldsvoll hervor.
    »Aber gedacht!«
    »Frauen!« seufzte Zamorra. »Stets voller Vorurteile uns Männern gegenüber…«
    Sie wurde ernst. »Nicole ist eigentlich schon lange weg. Was meinst du, schaffst du es, ihr zu folgen? Vielleicht ist ihr etwas passiert?«
    »Wenn du mich schwachen, wehleidigen Mann notfalls trägst, falls ich zusammenklappe, schaffe ich alles«, sagte Zamorra. »Oder wenigstens fast alles.«
    Sie sah ihn skeptisch an. Es war ihr nicht entgangen, daß er zeitweilig etwas schwerer atmete und die Schmerzen zu unterdrücken versuchte, die von seiner Brust ausgingen. Langsam knöpfte er Hemd und Wams wieder zu.
    »Dann los«, sagte-sie und setzte sich in Bewegung.
    Zamorra folgte ihr.
    Die Schmerzen hinderten ihn daran, sich schnell zu bewegen. Offenbar war doch mehr verletzt, als er selbst glaubte. Eva merkte, daß er hinter ihr zurückfiel, und wartete auf ihn.
    Aber sie bewegte sich leichtsinnig. Unmittelbar über ihr lag eine kleine Schlange auf einem querhängenden Ast, ohne daß sie sie bemerkt zu haben schien. Zamorra machte sie darauf aufmerksam.
    »Die Schlange ist ungiftig«, erklärte Eva zu seiner Überraschung. »Und sie will mir auch nichts

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