0637 - Die Corr und der Träumer
Schultern. Um die Finanzierung konnte man sich später kümmern. Jetzt gab es andere Probleme.
Wo steckte Julian?
Er war nirgendwo zu finden. Dabei mußte er noch vor kurzem hier gewesen sein; alles deutete darauf hin, daß er noch nicht lange fort war.
»Unten im Dorf?« überlegte Zamorra.
»Julian und die überalterte Dorfbevölkerung?« Nicole zeigte sich skeptisch. »Ich glaube kaum, daß es da einen brauchbaren nachbarschaftlichen oder gar freundschaftlichen Kontakt gibt. Sonst hätte bestimmt auch schon mal jemand hier Staub gewischt und die Spinnen erschreckt. Die Dörfler und Julian sind doch zu gegensätzliche Charaktere. Man wird sich voneinander fernhalten. Julian liebt ja auch die Einsamkeit. Ich schätze, außer zum Einkäufen wird er sich kaum außerhalb sehen lassen, und wie ich ihn einschätze, erledigt er diese Einkäufe weiter entfernt in der Stadt.«
»Ich werde trotzdem mal im Dorf nachschauen«, sagte Zamorra.
Er kam nicht dazu.
Der alte Rolls-Royce Phantom, der Lord Saris gehört hatte, hatte zu lange gestanden, war nicht mehr bewegt worden. Wozu auch; niemand benötigte den Wagen. Julian hatte seine eigenen Möglichkeiten, von einem Ort zum anderen zu gelangen. So waren die Reifen inzwischen platt, und der Motor sprang nicht mehr an.
»Noch ein Restaurierungsobjekt«, murmelte Zamorra. Aber das war immerhin etwas, um das sich wahrscheinlich die auto- und oldtimerbegeisterte Nicole persönlich kümmern würde.
Das Telefon, über das früher eine Verbindung zum Rest der Welt möglich gewesen war, war stillgelegt.
Es blieb ihnen also praktisch nur die Möglichkeit, auf Julians Rückkehr zu warten.
***
Julian stellte plötzlich fest, daß die Corr nicht allein für das Desaster ringsum verantwortlich war. Eine andere Kraft hatte eingegriffen - eine Kraft, die auch den abstürzenden Sauroiden im buchstäblich allerletzten Moment doch noch abgefangen hatte.
Warum hatte er ihre Anwesenheit nicht vorher schon bemerkt?
Er erkannte sie wieder. Es war die Druidin Vali. Sie hatte sich unabhängig von ihm ebenfalls eingemischt und der Corr geholfen.
Jetzt kehrte Ruhe ein.
Der Träumer entschloß sich, seine Tarnung aufzugeben und sich den beiden zu zeigen.
Er war gespannt darauf, wie sie beide reagierten.
***
Grak hatte das Inferno überlebt.
Die anderen sieben waren im magischen Feuer verbrannt. Er selbst hatte es nur deshalb überstehen können, weil er die anderen gelenkt hatte. So hatte er einen Großteil der zurückgeschleuderten Energien von sich wegsteuern können.
Aber Rrach, Zarrek und die anderen - sie waren tot. Sie hatten sich gegenseitig vernichtet, nein, sie hatten sich selbst vernichtet.
Grak war der Hölle entkommen. Sein Gewand war zum größten Teil zu Asche zerfallen, seine Schuppenhaut verbrannt. Andere Priester kümmerten sich um ihn. Versuchten ihm mit ihren Kräften zu helfen, die Brandverletzungen zu heilen. Währenddessen bemühten sich Tempelsoldaten und auch Leute von Reek Norr darum, das immer noch zehrende Feuer einzudämmen, zu löschen.
Grak fragte sich, wann Norr selbst wieder hier eintraf. Dieser Vorfall konnte ihm nicht entgangen sein, zumal, wenn seine Leute hier als Helfer auftauchten.
Der Kälte-Priester war bei völlig klarem Verstand. Er hielt den Schmerz unter Kontrolle. Und er teilte den anderen Priestern mit, was geschehen war.
Der erste Versuch, ein dämonisches Wesen, das von ›draußen‹ zum Silbermond gelangt war, unschädlich zu machen, war mißglückt. Bedauerlicherweise ließ sich nicht mehr exakt nachvollziehen, woher dieses Wesen eine derartige Macht und Stärke erhielt.
Um so gefährlicher war es für den Silbermond und das Volk der Sauroiden, erkannten die Priester.
Man konnte dies nicht einfach so hinnehmen.
Ein zweiter, größerer Schlag mußte geführt werden. Diesmal stark genug, daß auch die geballte Kraft, die den Kreis der Sieben vernichtet hatte, dagegen nicht mehr ankam.
Die Kälte-Priester beschlossen, einen Großkreis von sieben mal sieben Teilnehmern zusammenzubringen.
Das war ein schier unglaublicher Machtfaktor. Mit dieser magischen Kraft, ahnte Grak, ließ sich notfalls das Universum aus den Angeln hebeln.
Sieben mal sieben - er konnte sich nicht daran erinnern, daß so viele Kälte-Priester jemals in einem Kreis zusammengearbeitet hatten. Nicht einmal damals, als es galt, ein Weltentor zu öffnen und einen Weg von der sterbenden Echsenwelt in ein lebendes, dynamisches Universum zu schaffen.
Und er war es
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