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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zog die Vorhänge vor die Fenstertür und knipste das Licht an.
    »Wir alle sind sehr beruhigt, Sir, Sie im Haus zu wissen«, sagte der Kammerdiener. »Ein Glück auch, daß das Haus keinen Keller hat, sonst wären uns die Stubenmädchen sicher schon davongelaufen.«
    »Wie - dieses Haus hat keinen Keller?« fragte Dick verwundert.
    »Nein. Das Erdgeschoß ist das unterste. Ein Kellergeschoß haben wir nicht.«
    »Sie haben gar keine Keller hier?« wiederholte Dick ungläubig. »Nein. Den Wein bewahren wir neben der Küche auf. Ich habe mich selbst schon oft gewundert, warum der alte Mr. Derrick, dem ja früher auch dieses Haus gehörte, es so völlig ohne Keller bauen ließ.«
    »Derrick? Das ist mir neu -«, gestand Dick.
    »Ja, es gehörte ihm. Er verkaufte es dann später an den Vater des gegenwärtigen Lords. Beide Häuser wurden zusammen umgebaut... « .
    In diesem Augenblick schlug die Alarmklingel an. Ohne sich auch nur einen Augenblick aufzuhalten, warf Staines Tasse und Teller hin. Nach wenigen kurzen Sprüngen über den Laufsteg stand er auf dem Balkon des Nebenhauses. Hinter dem Fenster von Derricks Büro, dem früheren Schlafzimmer Larkins, hob sich eine schattenhafte Gestalt ab, doch noch bevor Dick sie fassen konnte, hatte sie sich abgewandt. Das Zuschlagen der auf den Gang führenden Tür verriet, daß der Eindringling entkommen war. Mit voller Wucht warf sich Dick gegen die Tür, aber sie hielt seinem Ansturm stand. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als über die Brücke zurück in sein eigenes Zimmer und von dort die Treppe hinab zur Haustür und auf die Straße zu laufen. Er besaß den Schlüssel zum Nebenhaus, aber das half nichts; denn die Tür war von innen verriegelt. In der Ferne sah Staines einen Polizisten auftauchen und pfiff, um dessen Aufmerksamkeit zu erregen. Ohne sich allzu sehr zu beeilen, schlenderte der Mann heran. Er schien es nicht gewohnt zu sein, von Zivilisten herbeigepfiffen zu werden.
    »Stellen Sie sich hier auf!« befahl ihm Staines, nachdem er sich zu erkennen gegeben hatte. »Wenn jemand zu entkommen versuchen sollte, machen Sie von Ihrem Knüppel Gebrauch.«
    »Ist jemand im Haus?« wollte der andere wissen.
    »Das werden wir gleich sehen.«
    Staines rannte die Treppen zum Lieferanteneingang hinab, fand jedoch auch diesen verschlossen. Nun versuchte er es mit den Fenstern, mußte aber erst eine Scheibe einschlagen, ehe es ihm gelang, einzusteigen. Er befand sich im Speisezimmer der Dienerschaft und tastete an der Wand entlang, bis er den Lichtschalter erreichte. Der Strom versagte, und er tastete sich weiter in die Diele hinaus. Dort schloß er die Haustür auf, rief den Polizisten herein und ließ ihn in der Diele Aufstellung nehmen.
    Auf Gummisohlen schlich sich Staines zur Treppe. Die festen Eichentritte knarrten nicht im geringsten unter seinem Gewicht. So gelangte er ins erste Stockwerk hinauf. Nichts rührte sich. Leise drückte er die Klinke des Salons nieder und schlüpfte hinein. Der Raum war leer. Das von der Straße her einfallende Licht genügte, um dies festzustellen.
    Er begann den Aufstieg in die oberen Stockwerke. Vor der Tür zu Derricks Büro angelangt, drückte er auf die Klinke. Die Tür war verschlossen - doch zweifellos war jemand im Zimmer, denn er hörte ein Flüstern. Als er nun mit dem Knüppel heftig gegen die Türfüllung schlug, vernahm er einen einzigen, kurzen Ausruf: »Oh!«
    Es mußte eine Frau gewesen sein, denn Staines hatte in seiner langen Erfahrung noch nie erlebt, daß ein männlicher Einbrecher, der bei seiner Arbeit überrascht wurde, ›oh!‹ gerufen hätte.
    Mit einem Anlauf warf er sich gegen die Tür. Sie gab mit einem Krach nach. Nun stand er im Zimmer - anscheinend war es leer. Wieder versuchte er Licht zu machen, auch diesmal vergeblich. Trotz der Dunkelheit wurde er das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Diese Empfindung wurde immer stärker, und schließlich tat er etwas, was er in den vielen Jahren seines Dienstes bei der Polizei sehr selten getan hatte - er zog den Revolver aus seiner Tasche und machte ihn schußbereit.
    Von unten hörte er die Stimme des Polizisten:
    »Soll ich Ihnen helfen, Sir?«
    Der Inspektor zögerte einen Augenblick, dann trat er ans Geländer und rief hinunter:
    »Ja, kommen Sie herauf - aber machen Sie Ihren Knüppel zurecht, es ist jemand im Haus!«
    Ein leises Kichern drang aus der Dunkelheit des Zimmers. Blitzschnell drehte er sich in die Richtung, aus der das verhaltene Lachen

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