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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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daß ich auf dich eifersüchtig bin?« Der Lord lächelte.
    »Ja, aber - in der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt!«
    »Ein Wort noch, und du bist der Leidtragende im nächsten Mordfall!«
    '»Also, hör zu, du wirst ja doch alles erfahren ... An dem Abend, als du nach London zurückkehrtest, bin ich nochmals nach Bognor gefahren. Nein, nicht um dir dort ins Gehege zu kommen, sondern wahrhaftig nur, um ein wenig Luft zu schnappen. Wie gewöhnlich begünstigte mich das Glück - ich traf sie. Sie saß am Fenster und kam, als sie mich sah, herunter. Ich bilde mir ja nichts auf mein Glück bei Frauen ein, aber diesmal freute ich mich doch, als ich sah, wie sehnsüchtig sie mich erwartet zu haben schien.«
    »Deine Frechheit kenne ich - wahrscheinlich hast du sie gebeten, zu dir herunterzukommen, nicht wahr?«
    »Ja, sie erklärte sich meine einladenden Handbewegungen ganz richtig«, gestand der verliebte Lord seelenruhig. »Ich zeigte auf das Musikhäuschen und winkte. Sie verstand mich sofort.«
    »Hast du denn nicht soviel Anstand, um ihr das Gelächter von ganz Bognor zu ersparen?«
    Tommy schien heute wirklich nicht gewillt, etwas übelzunehmen.
    »Leider konnte sie meiner Einladung in den Musikpavillon nicht Folge leisten - ich blieb noch eine Zeitlang dort, um ihr das beruhigende Gefühl zu lassen, daß sich in ihrer Nähe ein Ritter befand.«
    »Wie spät war es, also du deine Troubadourtätigkeit aufgabst und wieder wegfuhrst?« erkundigte sich Dick und wartete mit einiger Spannung auf die Antwort.
    »Es muß gegen zwölf gewesen sein. Ich hoffte immer noch, sie werde kommen, da ich sie die Jalousien herunterlassen sah. Sie muß mich weggehen gesehen haben, denn sie winkte mir zum Abschied unter den Jalousien hervor zu. Ich sah ihre süße kleine Hand. Nun?« »Gott sei Dank!«
    »Also, du freust dich. Dick?« Tommy faßte dankbar nach der Hand des Freundes. »Du bist nicht böse, daß ich dir ihre Liebe abspenstig machte? Du weißt, ich würde mich ärgern, wenn du sie wirklich geliebt hättest, aber in der Liebe und . .. «
    »Quatsch nicht von Liebe, oder ich lang' dir eine!« unterbrach ihn Dick. »Komm, trinken wir lieber einen!« Um zwölf Uhr hatte sie Tommy zugewinkt? überlegte er. Nein, dann konnte sie vor zwei nicht in London gewesen sein. Der Arzt haue als Zeitpunkt der Tat ein Uhr angenommen. »Hm! Hm!« brummte er erleichtert.
    »Hm, hm!« äffte ihn der Lord nach. »Du hast natürlich recht, sie ist wirklich eine Schönheit. Komm! Prost!«
    Dick führte den Freund ins Nachbarhaus. Walter Derrick war wieder nach Keyley zurückgekehrt.
    »Er wird sich ärgern, dich nicht getroffen zu haben«, sagte Dick. »Nicht alle Tage bekommt er einen so geistreichen Gast wie dich zu Gesicht, Tommy!«
    Der Lord überging die ironische Bemerkung mit Stillschweigen und zeigte auf einige Männer, die sich im Mordzimmer zu schaffen machten.
    »Was machen die Leute mit dem Fotoapparat hier?«
    »Fotografieren! Dort hat sich das Gespenst des alten Derrick herumgetrieben!« »Ein Gespenst?«
    Erschrocken blickte sich Tommy um.
    »Fall nur nicht in Ohnmacht, Mensch! Es ist doch nicht dein Haus, in dem es umgeht.«
    »Aber im Nebenhaus!« protestierte der Lord. »Gespenster lassen sich selbst durch noch so starke Mauern nicht von ihren Spaziergängen abhalten. Ich glaube, es ist besser, wir gehen wieder. Hier ist's mir unheimlich. Draußen scheint noch die Sonne, dort ist's viel schöner. Ich muß sowieso in einer halben Stunde nach Clacton zurück.«
    »Du willst mich schon wieder verlassen?«
    »Ich muß. Die Pflicht ruft - meine Tante erwartet mich.«
    »Du lügst! Ich weiß bestimmt, daß du in Clacton keine Tanten hast. Noch letzte Woche danktest du in meiner Gegenwart Gott, daß der Osten für dich ›tantenfrei‹ sei.« »Doch, sie ist diese Woche erst hingezogen. Arabella heißt sie.
    Gott, wie nervös sie ist! Aber Geld hat sie - einen ganzen Haufen. Sie schielt zwar und ist auch ein wenig schwerhörig, aber eine Erbtante bleibt sie dabei doch!«
    Er eilte, so schnell ihn seine Füße trugen, die Treppe hinab, und als Dick, der ihm langsam gefolgt war, auf die Straße hinaustrat, war er bereits im Begriff, in ein Taxi zu steigen, um zum Bahnhof zu fahren.
    »Warum nimmst du nicht deinen Wagen? Warum auf einmal Bahnreisender?« fragte ihn Dick.
    Tommy wurde verlegen.
    »Ich wollte meinen Wagen nachkommen lassen. Ich fahre ganz gern mal mit der Bahn. Man lernt da so nette Leute kennen, denen man im Rolls-Royce

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