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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gekommen war. Nichts bewegte sich. Inzwischen war der Polizist auf dem Treppenabsatz angekommen, und gemeinsam durchsuchten sie, mit Hilfe einer Taschenlampe, das Zimmer. Nichts deutete auf ein Versteck hin.
    In einem kleinen, flachen Verschlag hätte sich höchstens ein Kind verbergen können. Dick öffnete die Tür eines Schrankes, der, wie nicht anders erwartet, leer war, aber das langsame, zögernde Schwingen der Tür erregte seine Neugier. Er klopfte den Schrank ab - es klang hohl. Die Rückwand war mit vier eingeschraubten Kleiderhaken versehen. Sonst machte sie einen soliden Eindruck.
    »Wonach riecht es denn hier?« fragte der Polizist und zog prüfend die Luft ein.
    Ja, ein intensiver Geruch lag in der Luft. Nicht der Geruch verbrannten Pulvers, nein, der zarte, eindringliche Geruch eines Parfüms.
    »Parfüm, Sir!« sagte der Polizist. »Kennen Sie den Duft?«
    »Ich habe in diesen Dingen wenig Erfahrung«, erklärte Staines. »Für mich stinkt ein Parfüm wie das andere.«
    »Ich glaube, man nennt das Zeug ›Sans Atout‹«, belehrte ihn der Mann, stolz auf seine Kenntnisse.
    »Woher wollen Sie das so genau wissen?«
    Der Polizist hatte eine Freundin, die Verkäuferin in einem Parfümeriegeschäft war. Sie hatte einmal ein Fläschchen ›Sans Atout‹ mitgebracht. Daher die Wissenschaft.
    »Meine Braut erzählte mir, daß dreißig Gramm von der Flüssigkeit vier Pfund Sterling kosten, Inspektor. Es riecht furchtbar stark und ist eine Mischung von Zedernholz und Rosenessenzen.«
    »Sie haben eine so verflucht gute Nase«, meinte Dick, »daß Sie vermutlich auch den Mörder riechen können, falls er hier ist, wie?«
    Er hatte die Bemerkung kaum fallenlassen, als ein leises, aber herzliches Lachen erklang.
    »Haben Sie eben gelacht?« fragte er den Polizisten. »Ich? Nein, Sir. Sie müßten mir allerhand bieten, Sir, bevor ich ein solches Lachen herausbrächte. Ich glaube, es kam vom Korridor.«
    Staines war zwar anderer Meinung, trotzdem rannte er hinaus, um nachzusehen. Draußen war alles still. Er kehrte ins Zimmer zurück - und hatte auf einmal das bestimmte Gefühl, sich jetzt mit dem Beamten allein im Zimmer zu befinden. Der versteckte Beobachter, dessen Gegenwart er mit allen Nerven gefühlt hatte, mußte weg sein.
    »Was soll ich nun machen?« fragte der Polizist. »Ich werde das, was hier passiert ist, natürlich melden.«
    »Natürlich. Schreiben Sie, ich hätte Sie herbeigerufen und . ..«
    In diesem Augenblick wurde es hell im Zimmer. Die Stromzufuhr hatte wieder eingesetzt. Prüfend sah sich Staines im hellerleuchteten Zimmer um, ohne etwas Nennenswertes zu bemerken. Nur der Parfümgeruch schwebte noch in der Luft.
    »Wie nannten Sie doch das Stinkzeug?«
    »SansAtout!«
    Am stärksten war der Geruch in der Nähe des Schrankes, den Staines vorhin untersucht und abgeklopft hatte.
    Es ging gegen ein Uhr, als er sich endlich zur Ruhe begab. Erst als Minns an die Tür klopfte, wachte er wieder auf. Es war heller Tag.
    Minns brachte das Frühstückstablett mit dem Tee. Er zeigte auf ein mit einem Glaspfropfen versehenes Fläschchen, das ebenfalls auf dem Tablett stand.
    »Brauchen Sie diese Flasche, Sir?«
    »Was für eine Flasche?« fragte Dick verwundert. Nun erst sah er näher hin. Es war eines der üblichen Parfümfläschchen. Die Etikette trug die Aufschrift ›Sans Atout‹. Die Flasche war nur halb gefüllt. »Wer hat die Flasche aufs Tablett gestellt?« fragte er aufgeregt.
    Minns wußte es nicht, und der Inspektor ließ seinem Frühstück alle Ehre angedeihen, als unvermutet der Hausherr ins Zimmer trat.
    »Nanu?« begrüßte ihn Dick. »Was machst denn du hier? Ich dachte, du seist in Clacton?«
    »Schluß damit, alter Freund!« Tommy machte eine Leichenbittermiene. »Ich habe mich skandalös aufgeführt, ganz unter aller Kritik. Und nun - bin ich abgemeldet.«
    »Das ist allerdings eine recht erfreuliche Nachricht für mich, Tommy!« gab Dick ungeniert zu. »Setz dich und mach es dir bequem - oder willst du eigentlich mit alldem zum Ausdruck bringen, daß ich mich von nun an mit deiner ständigen Gegenwart abzufinden habe?«
    »Nein, beruhige dich - aber zwischen Mary und mir ist's aus - ganz aus. Es ist furchtbar ...« »Für dich vermutlich ja - für sie aber wird es zweifellos eine Befreiung bedeuten. Was ist überhaupt passiert?«
    »Also, ich spazierte mit ihr gestern abend über die Promenade. Wir hörten der Musik zu. Ich kann dir sagen, ich war froh wie ein Habicht im Hühnerhof.

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