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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ausstach, aber ...«
    »Davon kann keine Rede sein«, wehrte Staines heftig ab. »Der Teufel soll dich holen, Tommy! Bitte, lassen wir dieses Thema und auch deine Braut aus unseren Gesprächen heraus!« »Sei doch nicht so lächerlich!« beklagte sich der Lord.
    Dick mußte ihm im stillen recht geben. Er benahm sich in seiner Eifersucht nachgerade wirklich kindisch. Er rief Bourke an, um ihm mitzuteilen; daß er beabsichtige, die kommende Nacht in Eastbourne zu verbringen.
    »Daran tun Sie gut, Staines«, stimmte der Chef zu. »Was zieht Sie denn hin?«
    »Weald!« war Dicks lakonischer Bescheid, worauf Bourke lachte.
    Der Chauffeur steuerte, was den Inspektor einesteils beruhigte, ihn aber andernteils wehrlos dem Wortschwall des Lords auslieferte. Schließlich wurde ihm die Familiensimpelei des Freundes zu bunt.
    »Komm, unterhalten wir uns ein wenig über Windhundrennen!«
    »Davon verstehst du mehr als ich«, gab Tommy beleidigt zurück.
    Sie hielten in Lewes, um Tee zu trinken. Als sie vor dem alten Hotel der Stadt vorfuhren, sahen sie den auffälligen gelben Wagen Derricks vor dem Portal stehen.
    »Ach, Derrick ist hier.« Tommy zeigte auf das Auto. »Ein komischer Kauz, Dick! Weißt du, was er mich fragte, als wir heute mittag zusammen mein Haus verließen? Ob ich ihm nicht meine Bilder verkaufen würde. Was sagst du zu so einem Einfall?«
    »Was für Bilder?«
    »Na, die im Speisezimmer am Lowndes Square. Hast du denn kein Kunstverständnis mehr?«
    Staines erinnerte sich, daß er dort vier große Bilder hatte hängen sehen. Es waren aber Landschatten, und dafür hatte er kein allzu großes Interesse.
    »Vier der besten ›Constables‹«, sagte Tommy.
    »Wie? Constables? Das wußte ich nicht. Stehen Namen auf den Rahmen?«
    »Natürlich. Du müßtest doch wissen, daß auf den Rahmen derartiger Bilder immer ein kleines Metallplättchen zu finden ist, auf dem der Name des Künstlers und die Bezeichnung der Landschaft vermerkt sind. Bei meinen steht groß und breit ›Constable‹ drauf.«
    »So, so!« Dick war sehr nachdenklich geworden. »Das Wort Constable, wie?« War es nur Zufall gewesen, daß Derrick der angebliche Name der Frau seines Vaters eingefallen war? Miss Constable? Dick erinnerte sich, wie der andere, ehe er sich des Namens zu entsinnen vorgab, im Zimmer Umschau gehalten hatte. »Merkwürdig!«
    »Was?« erkundigte sich der neugierige Lord sofort. »Die Bilder?«
    Dick antwortete nicht, sondern schob den Freund ins Lokal. Der Raum war voll von Gästen, aber von Derrick war keine Spur zu entdecken. Um sich zu vergewissern, ob er wirklich schon weg war, kehrte Dick um und sah sich vor dem Haus nach dem gelben Auto um. Es war verschwunden.
    Der Wächter wußte Bescheid:
    »Der Herr ist nach Brighton weitergefahren.«
    »Ich bin auf Derrick böse«, sagte Tommy bei Tisch.
    »Warum nur?«
    »Weil er beinahe die künftige Lady Weald überfahren hätte. Du weißt doch noch, an jenem Mittag in Brighton. Schon der Gedanke daran ist mir schrecklich.«
    »Wann, sagtest du, wollt ihr heiraten?« fragte Dick, um das Gespräch aufrechtzuerhalten.
    »Du bist aber vergeßlich! Am vierten, v-i-e-r-t-e-n September«, buchstabierte entrüstet der Lord.
    »Weiß deine Braut, daß ich komme? - Nein, ich meine nicht zur Hochzeit, du Idiot, sondern heute!«
    »Nein. Ich habe sie heute noch nicht gesprochen. Der alte Cornfort ist seit vier Uhr früh munter, und da mußte sie bei ihm bleiben. Was wird der arme Kerl bloß anfangen, wenn sie nicht mehr bei ihm sein kann?«
    »Quatsch! Sie ist doch nicht die einzige Krankenpflegerin in England«, entgegnete Dick brutal.
    Mary und ihr Patient waren nicht im Hotel, als die beiden Freunde eintrafen. Sie fanden die Gesuchten jedoch bald darauf am Strand. Die Begrüßung war kühl.
    Staines' Blicke richteten sich vor allem auf Miss Danes Kehle, um dort Spuren der vergangenen Nacht zu finden. Er suchte vergeblich. Obwohl sie eine ausgeschnittene Bluse trug und der ganze Hals zu sehen war, präsentierte sich die Haut in schneeiger Weiße. Also war sie es nicht gewesen, die von dem Maskierten angegriffen worden war? Er fand, daß das Mädchen müde und krank aussah. Er machte sich Sorgen, obschon er sich sagen mußte, daß er dazu eigentlich kein Recht mehr hatte.
    »Sind Sie auf Urlaub oder dienstlich hier?« erkundigte sie sich. »Auf Urlaub, das heißt, auf beinah dienstlichem Urlaub.« »Mr. Cornfort - wird bald nach Hause zurückgebracht - dann könnten Sie mich irgendwohin

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