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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zum Tee führen.« Dick warf Tommy einen Blick zu.
    »Nein, er braucht nicht mitzukommen -«, beantwortete sie die stumme Frage.
    »Nanu?«
    Der Lord war unangenehm überrascht. Aber es schien Dick, als mangle es seinem Protest an Oberzeugung. Später, als er mit Tommy allein war, erklärte ihm dieser den Grund für seinen schwachen Widerstand.
    »Weißt du, sie ist ja wirklich lieb - aber bei Tag ist sie nicht zu genießen! Ich versuchte heute morgen, ihre Hand zu ergreifen, und da fragte sie mich, ob ich Schutz bei ihr suchen wolle. Natürlich ...«
    »Eine merkwürdige Braut!« wunderte sich Dick.
    »Das brauchst du gar nicht so sarkastisch zu sagen«, wies ihn der verliebte Bräutigam zurecht.
    Für Staines war Tommys Liebesaffäre kein sehr interessanter Gesprächsstoff, und er beeilte sich, Weald loszuwerden. Gegen fünf Uhr traf er sich mit Mary.
    »Herzlich willkommen in Eastbourne«, begrüßte sie den Inspektor spöttisch. »Zeigen Sie nun einmal, daß auch ein höherer Polizeibeamter sich zu benehmen versteht, wenn er nicht im Dienst ist! Haben Sie meine Doppelgängerin gesehen?«
    »Gehört das Ihnen?«
    Er gab ihr den Schal, den die Einbrecherin gestern nacht in Derricks Haus verloren hatte.
    »Ja, ich habe einen ähnlichen - ich kaufte mir einen, als ich das letztemal in London war.«
    »Gehört er Ihnen?« bestand er energisch auf seiner Frage.
    Ohne die geringste Verwirrung öffnete sie ihr Handtäschchen und entnahm ihm einen genau gleich aussehenden Schal.
    »War meine Doppelgängerin wieder am Werk?« Sie lachte. »Nicht nur ich - auch mein Schal hat einen Doppelgänger!«
    Staines nahm den ersten Schal und wollte ihn wieder in seine Tasche stecken.
    »Bitte, Mr. Staines, geben Sie mir das Tuch - oder bedeutet es für Sie ein wichtiges ›Corpus delicti‹?«
    »Nehmen Sie es meinetwegen in Ihre Sammlung auf!« Er schob ihr den Schal zu. »Erinnern Sie sich noch Lordy Browns?« wechselte er dann das Thema.
    Sie nickte ernst.
    »Sie meinen den Mann, der in Derricks Haus erschossen wurde? Und der mich an jenem Abend auf dem Bloomsbury Square ansprach, weil er mich mit einer anderen verwechselte? Armer Kerl!« »Er tut Ihnen leid?«
    »Natürlich. Ihnen nicht? Seine arme Frau ...«
    »Was wissen Sie von seiner Frau?« rief er erstaunt.
    »Ich wüßte im Augenblick wirklich keine Ausrede, Mr. Staines - also muß ich Sie bitten, mich von der Beantwortung Ihrer Frage zu entbinden. Ich weiß, daß er verheiratet war, und daß seine Frau nicht den Himmel auf Erden gehabt hat. Ich glaube, Brown hatte zwei oder drei Kinder.«
    »Sie kannten ihn also doch?«
    »Ja - das heißt, ich habe mich mit ihm ein wenig unterhalten.« »Und wann war das?«
    »Nun gleiten Sie wieder ins Berufliche zurück, Mr. Staines«, meinte sie lachend. »Offenbar fällt es Ihnen doch sehr schwer, mit Menschen zu verkehren, ohne daß sich Ihr kriminalistischer Instinkt regt. Um auf Ihre Frage zurückzukommen - es war nach jenem Abend auf dem Bloomsbury Square, als ich mit ihm sprach. Sind Sie nun zufrieden?« »Warum sagten Sie mir das nicht schon früher?« »Weil Sie mich nicht danach fragten. Woher sollte ich ahnen, daß Sie sich so stark für Lordy Brown interessierten? Nein, ich will nicht noch mehr schwindeln - ich wußte natürlich, daß Sie ihn für einen wichtigen Zeugen hielten. Warum ich es Ihnen nicht sagte? Weil mich Ihre Fragen in Verlegenheit gebracht hätten.« »Was sind Sie doch für ein merkwürdiges Wesen!« »Ja, das ist auch meine Meinung.« Sie seufzte. »Außerdem halte ich mich für eine große - Pleite.«
    »Für eine Pleite? Was soll das nun wieder heißen?« »Alles schlägt mir fehl. Ich war eben zu selbstbewußt.« »Wenn Sie das wissen«, antwortete er bitter, »dann verstehe ich nicht, warum Sie sich Tommy als Bräutigam ausgesucht haben. Er ist jedenfalls der ungeeignetste Mann, um Sie davon zu kurieren.«
    Sie blickte ihn vorwurfsvoll an.
    »Für das, was Sie eben sagten, hätten Sie eine Strafe verdient. Der arme Tommy! «
    »Ich kann es mir wirklich nicht erklären, Mary, warum du ausgerechnet Weald heiraten willst.«
    Unbewußt war er wieder zum ›Du‹ übergegangen. »Nennen Sie ihn ruhig Tommy«, sagte sie. »Es paßt besser zu ihm. Früher bildete ich mir immer ein, daß Lords rote Gesichter und Fäuste wie Hammelkeulen hätten. Warum ich ihn heirate? Wer hat gesagt, daß ich ihn heiraten will?«
    »Mein Gott!« klagte er. »Bin ich denn ganz verrückt geworden? Es stand doch in allen

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