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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schob, saß auf einer Bank und rauchte eine Stummelpfeife.
    Dick zeigte auf ihn und fragte Miss Dane:
    »Wie heißt er eigentlich?«
    »Meinen Sie meinen Krankenstuhlfahrer? Er heißt Henry.« »Spricht er überhaupt nie?«
    »Doch, er verlangt immer pünktlich sein Essen.« Sie wurde ernst. »Mr. Staines, wollen Sie sich bitte Tommy endlich einmal vornehmen? Er wird - ausfällig.«
    Tommy war sichtlich schlechter Laune. Er saß wie ein ungezogener Junge mit gekreuzten Beinen da und warf kleine Kiesel, in die Brandung.
    »Ich glaube nicht, Mary, daß wir uns über die Sache noch zu unterhalten brauchen«, sagte er, beleidigt vor sich hinstarrend. »Wir haben sie doch schon genügend breitgetreten, und auch das große Publikum ist von allem unterrichtet. Du hattest mich selbst um die Veröffentlichung gebeten.« Er erhob sich. »Ich fahre nach London zurück!«
    Mary zog den Smaragdring vom Finger und warf ihn dem unglücklichen Bräutigam vor die Füße.
    »Da - nehmen Sie das Ding mit nach London!« erklärte sie stirnrunzelnd.
    Der Lord schreckte zurück.
    »Sei doch nicht so empfindlich«, lenkte er ein. »Hier, steck ihn wieder an!« bat er und beugte sich über ihre Hand. »Habe ich nicht gleich gesagt, daß dir der Ring nicht paßt? Er ist viel zu groß - morgen werde ich ihn enger machen lassen. Ich sause jetzt in mein Hotel. Kommst du mit zum Essen?« fragte er seine Braut.
    »Nein. Ich esse mit Mr. Staines.«
    »Hm.« Tommy räusperte sich. »Na, meinetwegen!« gab er sofort nach und verschwand eilig.
    Mary Dane und der Inspektor unterhielten sich - irgendwie war die Sprache darauf gekommen - über Derrick.
    »Können Sie den Mann gut leiden?« wollte sie wissen.
    »Eigentlich ja. Sie nicht?«
    »Ich habe ein gewisses Vorurteil zu überwinden, denn ich habe immer noch nicht vergessen, daß er mich beinahe überfahren hätte.«
    »Damals machten Sie aber nicht den Eindruck, als hätte der Vorfall Sie beunruhigt.«
    »Das war nur Bluff«, gestand sie. »Doch, ich hatte Angst, viel mehr als an jenem Abend, als Lordy Brown mich für seine Erbfeindin de Villiers hielt. Haben Sie sich über Lavinsky erkundigt? Ja? Nun, gibt es ein Individuum dieses Namens?«
    »Ja.«
    »Sie wundern sich wohl?« fragte sie.
    »Nein, das Wundern habe ich mir inzwischen abgewöhnt.«
    Sie lachte.
    »Sagen Sie, Mr. Staines, was halten Sie wirklich davon, daß ich Tommy heiraten soll?«
    »Es ist entsetzlich! Tommy ist zwar ein netter Mensch, aber...« »Warum entsetzlich?«
    »Weil. . . Weil ich Sie selbst liebe!« brach es aus ihm hervor. Er blickte in ihre aufleuchtenden Augen. »Wurden Sie sich Ihres Gefühls erst bewußt, als - wir uns im Victoriabahnhof trennten?« fragte sie leise. »Hat mein damaliges Geständnis bei Ihnen erst die Liebe geweckt?«
    Er schüttelte energisch den Kopf.
    »Ich glaube, meine Liebe erwachte schon, als ich Sie in Brighton zum erstenmal sah. Bewußt wurde sie mir aber erst in jener Nacht im Haus am Lowndes Square. Im Grunde müßte ich voller Mißtrauen gegen Sie sein. Ich kenne Ihre Augen, Ihre Hände, jede Ihrer Bewegungen - und ich weiß bestimmt, daß Sie es waren, die ich gestern nacht dem Maskierten entriß. Schon die ganze Zeit, seit ich hier bin, versuche ich, an Ihrem Hals die Spuren des brutalen Überfalls zu entdecken.«
    »Nun, und haben Sie sie gefunden?« Plötzlich tat sie etwas Überraschendes. Sie feuchtete ihren Zeigefinger an und rieb damit über ihre Kehle, bis ein eiförmiges, blau und grün gefärbtes Mal zum Vorschein kam. »Hatten Sie so etwas an meiner Kehle gesucht?« fragte sie, auf das Mal zeigend.
    Sekundenlang war er sprachlos.
    »Sie waren es also doch?«
    »Ja, ich war es.«
    »Aber... Mein Gott! Bin ich denn ganz verrückt? Tommy war doch gestern den ganzen Abend bei Ihnen?«
    »Du bist wirklich ein Held, Dick Staines!« sagte sie mit sanftem Spott. »Jetzt, nachdem ich dir bewiesen habe, daß ich es war, die gestern abend erdrosselt werden sollte, willst du für mich noch ein Alibi fabrizieren!« Er griff nach ihrer Hand. »Ich möchte dich heiraten, Mary!«
    »Wer weiß!« Sie erhob sich. »Kommen Sie, Mr. Staines - ich muß mich zum Abendessen umziehen.«
    Nach einer halben Stunde traf er sie im Foyer bei der Lektüre der Abendzeitung.
    »Seit wann lesen Sie die Börsenberichte?« fragte er, nach einem schnellen Blick auf die Rubrik, die sie eben studiert hatte.
    »Ich interessierte mich schon in Afrika dafür. Ich habe einige Aktien von dort unten, und sie

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