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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Mittel gewesen sein, Sie alle aus dem Weg zu räumen, aber - komme ich denn wirklich als Täter in Betracht? - Bitte, schließen Sie doch die Tür! Es zieht.«
    Ein Beamter schloß auf Dicks Wink die Tür, während der zweite sich am Fenster aufstellte.
    »Ich bin unbewaffnet - wozu also diese melodramatische Szene, de Villiers, die Sie da mit Ihrem Revolver aufführen?« ›Derrick‹ blickte direkt in die Mündung des Revolvers. »Was wird nun jetzt?«
    Irgend etwas war mit dem Mann los. Er schien Schmerzen zu haben. Sein Gesicht wurde immer hagerer, seine Jovialität war gezwungen.
    »Sind Sie verletzt?«
    ›Derrick‹ schüttelte den Kopf.
    »Nicht so schlimm . . . Wieviel Jährchen werde ich wohl bekommen? Sieben? Na, unter falschem Namen reisen ist doch kein Kapitalverbrechen.«
    »Das langt nicht ganz«, sagte Staines. »Ich beschuldige Sie auch des Mordes an Lordy Brown.«
    »Kein Mensch sah mich die Tat begehen. Der Mann war in mein Haus eingebrochen und bewaffnet. Ich hatte das Recht, ihn zu töten - vorausgesetzt, ich wäre es wirklich gewesen. Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie auch für diese Anschuldigung keinen Beweis haben? Ferner möchte ich darauf hinweisen, daß Mr. de Villiers oder seine Tochter, die sich in jener Nacht ebenfalls unrechtmäßigerweise in meinem Haus befanden, genausogut als Täter in Frage kommen könnten. Soviel verstehe ich immerhin vom Gesetz, mein lieber Inspektor, um zu wissen, daß Sie nicht die geringsten Fakten in Händen haben, um mich an den Galgen zu bringen. Haben Sie sonst noch etwas gegen mich vorzubringen?«
    »Eine Kleinigkeit wäre noch nachzutragen, Mr. Hermann Lavinsky! Wie steht es mit dem Mord von Slough? Man hat einen alten Kassierer kaltblütig niedergeknallt und beraubt. Auf der Mordwaffe fand man den Daumenabdruck des Täters. Eine Woche später verließen Sie England unter dem Namen Cleave und begaben sich nach Südafrika.« Wieder das hinterhältige Lächeln des Angeschuldigten. »Und der Beweis für Ihre Andeutungen?«
    »Den haben wir. Ein Abdruck Ihres Daumens wird ihn uns bestätigen und genügen, eine Verurteilung herbeizuführen.«
    Lavinsky lachte. Dann begann er, langsam den Verband von seiner Hand abzuwickeln. Ein Blick genügte, um Dick zurückschrecken zu lassen. Die Möglichkeit, Lavinsky den Mord von Slough nachzuweisen, war zerstört. Der Daumen war völlig zerfleischt.

32
    Der Zank, den die Nachricht von der zweiten Verheiratung Josua Derricks zwischen Vater und Sohn ausgelöst hatte, war sehr heftig, die Kluft unüberbrückbar gewesen. Geld spielte dabei die Hauptrolle, denn Walter Derrick war ein Verschwender gewesen. Nach dem Streit verließ er das väterliche Haus, um es zu Lebzeiten des Vaters nie wieder zu betreten.
    Er war nach Südafrika gegangen und hatte es ein Jahr lang kreuz und quer bis zum Tanganjika durchwandert. Achtzehn Monate lang hatte er sich als Goldsucher betätigt, Winter und Sommer nur dünnes Zelttuch über dem Haupt. Kaum, daß er so viel verdiente, um die ›Boys‹, die schwarzen Arbeiter, zu bezahlen und Pferde anzukaufen, die, sobald sie ins Land kamen, wie die Fliegen wegstarben. Eines Tages hatte er den Mann kennengelernt, der unter dem Namen ›Joe Cleave‹ ein ähnliches Leben führte wie er. Anfangs war Cleave schweigsam und wollte nicht aus sich herausgehen. Der junge Derrick konnte das Gefühl nicht loswerden, daß sein Arbeitsgenosse auf der Flucht vor der Justiz sei. Das war aber hier in der Wildnis kein Grund, um auf seine Gesellschaft zu verzichten, denn derartige Leute waren in Nord-Rhodesien nicht allzu selten.
    Schließlich gab Cleave zu, daß er von Kapstadt aus gesucht werde. Es mochte sich um den Silberdiebstahl handeln, dessen man zuerst Minns beschuldigt hatte. Dies schien überhaupt das System Cleaves zu sein - ein Verbrechen so auszuführen, daß der Verdacht unbedingt auf einen Unschuldigen fallen mußte.
    Mörder, Dieb, Straßenräuber, der er war, setzte er seinen Stolz in die Behauptung, daß er der treffsicherste Pistolenschütze ganz Südafrikas sei.
    Er verstand etwas von der Goldgräberei, diskutierte wie ein Kenner über die Goldminen Johannesburgs, ja, erwähnte einmal sogar gesprächsweise die Platingruben Kaukasiens. Er sprach, wie Derrick bald herausfand, verschiedene Sprachen.
    Eines Tages stießen die beiden auf ein Goldbett, das ihnen große Reichtümer versprach. Drei Monate später mußten sie ihre Hoffnungen auf ein Minimum zurückschrauben. Das

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