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064 - Der Frauenhexer

064 - Der Frauenhexer

Titel: 064 - Der Frauenhexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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großer, durchtrainierter Mann. Zudem erfüllte ihn jetzt eine wilde Wut über soviel Dummheit und Unverstand. Er schlug und trat um sich.
    Obwohl seine Gegner ihm heftig zusetzten, blieb er auf den Beinen. Wenn du zu Boden gehst, treten sie dich tot, war sein einziger Gedanke.
    Thorn hörte Linda hinter sich schreien. Dann krachte eine Faust an sein Kinn. Er taumelte nach rückwärts, versuchte immer noch, die Männer zurückzuhalten, die in den Hauseingang drängten. Der Bürgermeister kam an Thorn vorbei, packte Linda am Arm.
    Plötzlich stieß der Mann einen Schmerzensschrei aus, stolperte zurück. Es sah so aus, als wollte er das Gesicht vor Schlägen schützen, die ein Unsichtbarer ihm versetzte. Wieder schrie er, krümmte sich auf dem Pflaster, die Hände an den Unterleib gepreßt.
    Die Leute vergaßen für einen Augenblick Thorn und Linda, betrachteten den wimmernden Bürgermeister.
    Ein Mann drängte sich durch die Menge, schwang einen derben Knotenstock. Es war der Benefiziat.
    „Was macht ihr denn da? Ihr seid wohl verrückt geworden. Haltet ein! Zurück!“ rief er.
    Ein blonder junger Bursche wollte den Geistlichen zur Seite drängen.
    „Das ist nichts für Sie. Gehen Sie aus dem Weg!“
    „Was? An einem alten Mann willst du dich vergreifen? Dir werd’ ich’s zeigen!“
    Der Benefiziat hatte den Stock gehoben. Der Junge wich erschrocken zurück.
    Der alte Pfarrer hatte durch sein beherztes Eingreifen die Lage entschärft. Noch einmal drohte er mit dem Knotenstock.
    „Geht nach Hause. Die beiden hier sind nicht schuld an dem, was geschehen ist.“
    Thorn wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
    „Danke“, sagte er. „Sie sind im rechten Moment gekommen.“
    „Gehen wir ins Pfarrhaus“, antwortete der Pfarrer.
    Thorn und Linda folgten ihm. Die Menge machte, wenn auch murrend, eine Gasse für sie frei. Die schwere, eichene Tür des Pfarrhauses fiel hinter ihnen ins Schloß.
    Der Benefiziat führte Thorn und Linda in sein Arbeitszimmer. Thorn legte den Kopf in den Nacken, damit seine Nase zu bluten aufhörte. Er spürte zwar überall Schmerzen, wo Schläge ihn getroffen hatten, aber es war noch alles heil. Linda Scholz war mit dem Schrecken davongekommen.
    „So ein Wahnsinn, da geben diese Leute uns die Schuld an den Ereignissen“, empörte sich Thorn. „Was haben ich und Linda mit dem Hexer Signefeu und seinem Hexenzirkel gemeinsam?“
    „Sie wohl nichts, Herr Thorn, Linda schon etwas.“
    „Wie soll ich das verstehen?“
    „Mein Hobby ist die Ahnenforschung. Ich habe recherchiert. Gottfried von Falkenfels, der Bruder jener unglücklichen Roxane, hatte mehrere Kinder. Ich habe den Stammbaum durch die Jahrhunderte verfolgt. Es war schwierig, denn die Töchter der Sippe derer von Falkenfels nahmen durch Heirat alle möglichen Namen an. Trotzdem fand ich heraus, daß Siegfried von Hardenberg, Linda Scholz’ Vater, von der Familie derer von Falkenfels abstammt. Linda ist eine Nachfahrin jener Roxane von Falkenfels, die 1583 wegen Hexerei und Buhlschaft mit Gilbert Signefeu auf dem Scheiterhaufen sterben mußte.“
     

     
    Außer der Aufklärung, daß Gilbert Signefeu in Linda Scholz ihre Vorfahrin Roxane sehe und verfolge, konnte der Benefiziat nichts Neues berichten. Die unvollständigen Aufzeichnungen, die sich mit dem Hexenprozeß im 16. Jahrhundert beschäftigten, enthielten keine Angaben, wie man die Zauberkräfte Gilbert Signefeus brechen konnte.
    Es war zwar erwähnt, daß der Mörtel der Wand, die den Hexer jahrhundertelang in der Gruft gefangen gehalten hatte, mit einem bestimmten Wasser angerichtet worden war, doch Näheres über dieses Wasser berichtete die Chronik nicht. In verschiedenen der alten Folianten waren Beschwörungen verzeichnet, die im Galgenwirtshaus angewendet worden waren, doch keine hatte ein Resultat erzielt.
    Der alte Benefiziat hatte alle Akten, die mit Gilbert Signefeu und seinem Wirken zu tun hatten, in sein Arbeitszimmer geholt. Er zeigte und erläuterte Thorn und Linda ein paar markante Stellen.
    Nicht einmal die Flucht konnte Linda Scholz vor ihrem Schicksal retten, denn Gilbert Signefeu würde ihr rund um die Erde folgen, davon war der Benefiziat überzeugt.
    „Verzweifeln Sie nicht“, sagte der alte Benefiziat. „Jede Kraft hat eine Gegenkraft, jeder Pol einen Gegenpol. Auch Gilbert Signefeus Macht ist nicht unbegrenzt. Sie müssen mutig und stark sein, Fräulein Scholz, und Sie ebenfalls, Herr Thorn. Signefeu wird sein Ende finden, davon bin ich

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