064 - Der Frauenhexer
stehenden Hexer mit dem magischen Wasser besprengen, doch seine Glieder gehorchten ihm nicht. Er stand reglos, wie gebannt. Auch die andern konnten sich nicht rühren.
„Ihr Narren“, rief Signefeu. „Ich kenne euer Zaubermittel, aber es wird euch nichts helfen. Pack sie, Archayimos, und töte sie. Alle, außer der Frau.“
Der Dämon streckte die Klauen aus. Modergeruch schlug aus seinem Maul, streifte die zitternden Menschen.
Da leuchtete ein helles Licht auf. Der Dämon wich zurück. Vor ihm stand eine bleiche, strahlende, durchscheinende Gestalt. Ein Ebenbild von Linda Scholz.
„Weiche, Höllenspuk“, rief die Erscheinung mit heller Stimme. „Und du, Hexenmeister, sieh mich an, damit du erkennst, durch wen du dein Ende findest.“ Signefeus Gesicht verzerrte sich.
„Roxane von Falkenfels“, knirschte er. „Also sind sie doch kein Trug, die Kräfte des Guten. Die ganze Zeit schon, während ich dachte, meine Kräfte schlummerten noch und erwachten erst langsam, hemmtest du mich!“
„Stirb, Signefeu, und sei verflucht! In die Hölle mit dir.“
Thorsten Thorn spürte, wie der Bann von ihm wich. Er besprengte den Hexer mit dem Wasser.
Es krachte. Thorn taumelte zurück. Der Hexer stand hochaufgerichtet da, wie erstarrt, in eine helle Flamme gehüllt. Die Flamme verzehrte ihn, bis nur noch das Skelett dastand. Dann brachen die Knochen zusammen. Das Häufchen am Boden brannte und glimmte weiter, bis kein Stäubchen mehr von Signefeu übrig war.
Mit einem Ausdruck überirdischer Glückseligkeit auf den Zügen blickte die Erscheinung Roxane von Falkenfels’ auf die Stelle, an der Gilbert Signefeu, der Hexer mit dem Feuermal, endlich vernichtet worden war.
Dann verblaßte das helle, strahlende Bild des Mädchens.
Von dem ganzen Spuk war nichts mehr zu sehen. Es war eine stille Sternennacht, ruhig und friedlich.
Schultz-Breitenberg bewies wieder einmal, daß er mit Leib und Seele ein Filmmensch war.
„Jetzt können wir‚ Das Galgenwirtshaus’ endlich abdrehen“, sagte er. „Doch an das, was sich wirklich abgespielt hat, kann der Film nie heranreichen.“
ENDE
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