064 - Der Frauenhexer
hättest, Linda. Doch jetzt nicht mehr. Wir müssen in die Stadt, müssen noch einmal im Archiv des alten Pfarrers nachsehen. Es muß ein Mittel geben, den Hexer zu erledigen. Das müssen wir finden.“
„Signefeu erwähnte eine geheimnisvolle Macht, die gegen ihn ankämpft. Vielleicht können wir uns mit ihr verbünden?“
„Davon weiß ich nichts. Außerdem“, fuhr Thorn fort. „Wer garantiert uns, daß wir da nicht vom Regen in die Traufe kommen? Der Hexer konnte 1583 gefangengenommen, vor Gericht gestellt und verurteilt werden. Er ist also nicht unbesiegbar.“
Sie beschlossen, gleich nach dem Gespräch mit den Polizeibeamten in die Stadt zu fahren. Thorn und Linda verließen das Zimmer, gesellten sich im Restaurant zu den anderen. Schweigsam und niedergeschlagen saßen alle an den Tischen. Selbst der sonst immer aufgekratzte Thomas Leupolt machte ein nachdenkliches Gesicht.
Endlich wurde Thorsten Thorn zum Verhör gebeten. Schultz-Breitenberg stand am Fenster. Die beiden Kriminalbeamten saßen am Tisch.
„Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Thorn“, sagte einer der beiden.
Der andere stellte Thorn Fragen über den Spuk, der in der ersten Nacht im Hotel stattgefunden hatte. Als Thorn sagte, daß die geheimnisvolle Spukgestalt in einem verschlossenen Raum verschwunden sei, sahen die beiden Männer sich an. Mit solchen Aussagen konnten sie wenig anfangen.
„Am nächsten Tag hörte Linda Scholz dann Stimmen aus dem Nichts. Sie erhielten einen Faustschlag von einem Unsichtbaren und wurden in der Nacht vom Balkon gestürzt. Der Täter löste sich hinterher in Luft auf, wie es scheint. Bestätigen Sie diese Aussagen, Herr Thorn?“
Thorsten Thorn zündete sich eine Zigarette an und sagte dann:
„Genauso war es, meine Herren.
Das alles mag Ihnen unwahrscheinlich klingen, aber hier geschehen übernatürliche Dinge. Auch ich habe die Stimme gehört, die zu Linda Scholz sprach. Ich bin überzeugt, daß der Hexer Signefeu am Werk ist.“
„Aber das ist doch Unsinn, Herr Thorn. Dieser Mann ist seit dreihundertneunzig Jahren tot. Nein, hier handelt es sich entweder um eine raffiniert eingefädelte Werbekampagne oder es gibt ein paar Verrückte im Filmteam.“
„Meinen Sie damit mich?“
Thorn sprach mit gleichgültiger Stimme, als stelle er eine alltägliche Frage.
„Nein. Aber dieser Irre, der sich später erhängte, war hier in der Gegend. Vielleicht gibt es einen weiteren Wahnsinnigen, vielleicht sogar zwei, die aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen diesen makabren Zauber veranstalten.“
„Und diese Männer sind wohl unsichtbar und gehen durch Wände, was?“ Thorsten Thorn wußte, daß er die Kriminalbeamten nicht überzeugen konnte. Er erwähnte Lindas Träume und ihr Erlebnis in der letzten Nacht nicht, denn er hatte keine Lust, ihr in einer Nervenklinik Gesellschaft zu leisten. „Meine Herren, die Lage ist ernst, ernster als Sie glauben. Was werden Sie tun?“
Die beiden Kriminalbeamten hoben gleichzeitig die Schultern.
„Unsere Aufgabe ist es nachzuprüfen, ob ein Verbrechen vorliegt. Wenn ja, dann müssen wir den Täter verhaften. Doch bis jetzt gibt es keine Anhaltspunkte für ein Verbrechen. Der Tote vor der Gruft starb an Herzversagen, der Irre erhängte sich, der Hotelbesitzer erlitt im Bett einen Herzschlag und der Schauspieler Albert Seipel starb ebenfalls den Herztod. Für den Spuk und diese makabren Phänomene, die wir dahingestellt sein lassen wollen, sind wir nicht zuständig.“
„Werden Sie wenigstens die Angelegenheit weiter untersuchen?“
„Selbstverständlich. Wir werden diese Nacht sogar in diesem Hotel verbringen. Aber ehrlich gesagt, Herr Thorn, glauben Sie dieses krause Zeug denn wirklich, das Sie da von sich gegeben haben?“
Jetzt mischte Schultz-Breitenberg sich ein.
„Glauben Sie, Sie hören hier Grimms Märchenstunde?“ rief der dicke Mann zornig. „Ich glaube auch nicht an übernatürliche Dinge, doch irgend etwas geht hier vor. Ich werde herausfinden, um was es sich handelt.“
Thorns Vernehmung war beendet. Er verließ den Raum. Nach ihm kam Linda Scholz an die Reihe. Schon nach fünf Minuten war sie fertig.
„Die beiden von der Kripo scheinen das Ganze als eine Art Gag aufzufassen“, sagte sie bitter. „Sie vermuten wohl einen geschmacklosen Reklametrick, um den Film ins Gespräch zu bringen.“
„Für Schlagzeilen ist auf jeden Fall gesorgt“, meinte Thorn. „Eines ist sicher: Der Schrecken ist noch lange nicht vorbei, im Gegenteil. Der
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