064 - Die Orgie der Teufel
Kameraden.
Und Dorian Hunter!
Sie hätte vor Glück weinen mögen. Er begegnete ihrem Blick und lächelte ihr zu.
„Alles in Ordnung, Claire?" fragte er im Vorübergehen.
Sie nickte.
Hunter ging weiter und kniete vor Bhawa nieder, dessen Oberkörper völlig zerschunden und blutüberströmt war. Der Ewe zeigte Dorian Hunter lächelnd sein strahlend weißes Gebiß. Dorian klopfte Laurence Wytton, der auf allen vieren kauerte und schwer atmend ins Leere starrte, aufmunternd auf die Schulter und reichte Alain Gabin die Hände, um ihm auf die Beine zu helfen. Herbert Ohm näherte sich. Er sah weniger mitgenommen als die anderen aus, aber er humpelte.
Claire hörte Herbert Ohm auf eine Frage Dorian Hunters antworten: „Es hätte schlimmer kommen können... Glauben Sie, daß wir das Ärgste überstanden haben?"
Claire konnte nicht verstehen, was Dorian Hunter erwiderte, aber sie sah, daß er verneinend den Kopf schüttelte.
„Jakob ist, wie wir alle, ein Opfer der Dämonen", erklärte Dorian den anderen, die dem Australier haßerfüllte Blicke zuwarfen. „Und schließlich habt ihr es ihm zu verdanken, daß ihr alle noch am Leben seid."
Dorian erklärte nicht, warum das so war. Er stellte es einfach fest. Er wußte, daß Jakob Ehrlich immer noch von dem Dämon Archon beherrscht wurde, doch das brauchten die anderen nicht zu wissen.
„Bhawa!" rief Dorian drohend. Er hatte aus den Augenwinkeln beobachtet, daß sich der Neger an Jakob Ehrlich heranschlich, und wirbelte herum.
„Ich muß ihn töten. Er ist der tro", sagte Bhawa.
„Spar dir deine Kräfte für später auf', wies ihn Dorian zurecht. „Es wird nicht mehr lange dauern, dann stehen wir alle dem Dämon gegenüber, der uns in diese Situation gebracht hat."
Bhawa blieb unsicher stehen. Schließlich senkte er unter Dorians zwingendem Blick die Augen und entspannte sich.
„Glauben Sie wirklich daran, was Sie sagen?" fragte Laurence Wytton. „Oder wollen Sie den Neger nur hinhalten?"
„Was?" fragte Dorian. Andere Stimmen hatten ihn abgelenkt. Stimmen, die aus dem Nirgendwo zu kommen schienen. „Was haben Sie gesagt?"
Laurence Wytton wiederholte die Frage.
Dorian nickte. Es fiel ihm immer schwerer, sich zu konzentrieren. Er wußte nicht einmal mehr, was er gerade hatte sagen wollen. Aber es fiel ihm schnell wieder ein.
„Ich glaube, es schadet nichts, wenn Sie erfahren, was das alles zu bedeuten hat", erklärte Dorian und massierte seine pochenden Schläfen. „Wir alle wurden auserkoren, Opfer bei einem Hexensabbat zu sein. Unser Aufenthalt in diesem Labyrinth dient nur dem Zweck, uns auf das spätere Zeremoniell vorzubereiten. Wir sollen sozusagen in die richtige Stimmung gebracht werden."
„Ein Hexensabbat?" fragte Herbert Ohm verwundert.
Dorian nickte.
„Inzwischen dürfte niemand von Ihnen mehr an der Existenz von Dämonen zweifeln. Sie haben sie mit eigenen Augen gesehen - und auch eine Ahnung davon bekommen, wozu sie imstande sind. Diese Dämonen hausen nicht. nur in abgeschiedenen Winkeln wie diesem, sondern leben überall auf der Erde unter den Menschen. Und sie haben sich zur sogenannten Schwarzen Familie zusammengeschlossen, deren Oberhaupt der Fürst der Finsternis ist - der Teufel schlechthin. Wir haben die zweifelhafte Ehre, dem Krönungszeremoniell einer Hexe, die dieses Oberhaupt werden will, beiwohnen zu dürfen - und dabei unser Leben zu lassen..."
„Das ist also der Grund, warum..." Claire Douglas vollendete den Satz nicht. Sie fröstelte.
„Wir sind zwar Todgeweihte", fuhr Dorian fort, „aber tot sind wir noch nicht. Eine Chance, dem Sabbat mit heiler Haut zu entrinnen, hat jeder von uns."
„Warum machen Sie uns Hoffnung, Dorian?" fragte Alain Gabin fast vorwurfsvoll. „Diese Hexe Necato, die wie weiland Rumpelstilzchen um ihren Kessel hopste, hat mir gezeigt, daß ich im Suff umgekommen bin. Das ist passiert und läßt sich nicht rückgängig machen."
„Was Sie sahen, war nur eine mögliche Perspektive", warf Herbert Ohm ein.
„So ähnlich verhält es sich", bestätigte Dorian. Er versuchte, das Gemurmel fremder Stimmen in seinem Geist zu ignorieren. „Sie sind noch nicht tot, Alain. Wir stehen alle nur an der Schwelle zum Tod. Ein Schritt zurück kann uns wieder in das Reich der Lebenden bringen."
„Das ist mir zu abstrakt", meinte Laurence Wytton. „Aber wenn Sie uns konkret sagen können, wie wir den Schritt zurück tun können..."
Wenn ich das nur selbst wüßte! dachte Dorian. Aber er hoffte,
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