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0641 - Grabgesang

0641 - Grabgesang

Titel: 0641 - Grabgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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langer Zeit einmal Unterschlupf und Sicherheit gewährt hatte. Nur ein schmaler, fast schon zugewachsener Pfad führte in der Gegenwart von hier fort.
    In der Vergangenheit auch, nur war er vor rund 320 Jahren breiter und bequemer gewesen. Aber während ihrer Versteck-Zeit hatten weder Rob Tendyke noch die anderen Wert darauf gelegt, daß dieser Weg breit und bequem war. Statt dessen sollte ihn niemand von außerhalb finden können.
    Warum er damals so breit gewesen war in dieser Gegend, in welcher Pflanzen innerhalb weniger Monate alles überwucherten, was sich ihnen anbot, war ein Rätsel. Aber weder Zamorra noch Nicole waren daran interessiert, dieses Rätsel zu lösen. Sie nahmen es hin und nutzten es, alles andere war ohne Belang.
    Zamorra hatte den Vergangenheitsring mitgenommen. Den Ring mit dem roten Stein, der ihm von Merlin einst übereignet worden war.
    »Alles klar, Nicolas?« fragte er.
    Nicole grinste ihn an.
    Sie brachte ihr Pferd dicht neben seines und berührte Zamorra. Das war notwendig, um mit in den folgenden Prozeß eingeschlossen zu werden.
    Zamorra drehte den Ring am Finger.
    Er konzentrierte sich auf die Zeit, in die sie gelangen wollten. Er vertiefte sich in die Bilder und Eindrücke von damals, bis sie klar und deutlich vor seinem inneren Auge standen. Dann benutzte er die Magie. Den Ring, und Merlins Machtspruch.
    »Anal'h natrac'h - ut vas bethat -doc'h nyell yenn vvé… anal'h natrac'h…«
    Beim dritten Mal setzte der Transport ein.
    Sie wurden um 322 Jahre in die Vergangenheit versetzt.
    Schlagartig sah alles anders aus.
    Die verfallene Blockhütte gab es nicht mehr - genauer gesagt, es gab sie noch nicht. Sie würde erst in ferner Zukunft hier errichtet werden. Und die Lichtung sah ein wenig anders aus. Die Regenbogenblumen waren von anderen Pflanzen einigermaßen verdeckt. Aber alles war so, wie sie es von ihrem ersten Trip hierher kannten.
    Die Pferde hatten auf den Wechsel nicht reagiert. Es war fraglich, ob sie ihn überhaupt wahrgenommen hatten.
    »Dann los«, sagte Nicole. »Wir haben einen weiten Weg vor uns. Wir sind übrigens dumm gewesen.«
    Zamorra sah sie überrascht an. »Wieso?«
    »Wir hätten uns in der Gegenwart, mit den modernen Transportmitteln, an Ort und Stelle bringen lassen sollen. Dann dort die Zeitreise… und wir hätten uns diesen langen Ritt erspart.«
    »Hm«, machte Zamorra. »Aber wir wären dann weniger mobil gewesen. Vermutlich hätten wir die Pferde nicht mal mit Robs Hubschrauber transportieren können. Somit hätten wir uns Reittiere in der Vergangenheit beschaffen müssen, falls Eva sich irgendwo anders hin begeben hat. Hätten wir zwar tun können, würde mir aber nicht gefallen. Was soll’s? So machen wir ein bißchen Urlaub auf dem Pferd.«
    »In dieser vorsintflutlichen Epoche«, brummte Nicole. »Na ja, ich hoffe, du weißt, wie man mit zwei Hölzern ein Feuerchen anzündet. Ich habe nämlich nicht vor, das Fleisch erbeuteter Tiere roh zu essen oder nachts zu frieren.«
    »Ein Feuer anziinden? Kein Problem«, sagte Zamorra und griff unter seine Jacke. Er zog seinen Blaster hervor. »Ein kurzer Laserschuß, und alles, was brennbar ist und brennen soll, brennt auch…«
    »Paß bloß auf das Ding auf, daß es nicht in falsche Hände gerät«, warnte Nicole. Sie entsann sich, bei ihrem damaligen Aufenthalt eine solche Waffe beim Kampf gegen einen dämonischen Riesenkraken verloren zu haben. Erfreulicherweise war das in einem unterirdischen Kanal geschehen; es war fraglich, ob jemals ein Mensch dorthin gelangte und das Teil fand, ehe es endgültig verrottete oder in den Golf von Mexiko hinausgespült wurde.
    Eine solche Waffe, die selbst in der Gegenwart noch Science Fiction-Charakter aufwies, im 17. Jahrhundert in den falschen Händen - konnte eine Katastrophe herbeiführen.
    Sie gab ihrem Pferd die Sporen und ritt an, auf den Pfad zu, der hinaus in das Grasland führte. Zamorra folgte ihr.
    Drei Tage später erreichten sie das Fort der Franzosen.
    ***
    »Wohin reiten wir?« hatte Eva nun schon einige Male gefragt. Aber der Graue antwortete nicht. Schweigsam ritt er vor ihr her, durch eine wilde, unberührte Landschaft, über weite Grasebenen, manchmal auch durch einen Waldstreifen, entlang an Bächen und durch sie hindurch.
    Häufig wechselte er dabei auch die Richtung. Schon längst hatte Eva die Orientierung verloren. Sie konnte sich auch nicht am Stand der Sonne orientieren. Von der war nichts zu sehen; der Himmel war grau, wolkenverhangen,

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