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0641 - Grabgesang

0641 - Grabgesang

Titel: 0641 - Grabgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und mit wem.«
    »Du irrst«, sagte er. »Diese Entscheidung ist längst gefallen. Steig auf.«
    Irritiert sah sie ihn an, wandte sich dann um. Ein zweites Pferd stand da. Es trug einen Damensattel.
    Woher war dieses Tier so plötzlich gekommen? Eben hatte es doch noch überhaupt nicht existiert!
    Allmählich wurde es Eva unheimlich, zumal sie überhaupt keine Magie wahrnehmen konnte. Immer noch nicht! Trotzdem ging es hier nicht mit rechten Dingen zu.
    Wenn es eine Illusion war, dann war sie sehr realistisch, gemacht. Ein bißchen zu realistisch sogar. Denn so wie sich der Stoff des grauen Mantels zwischen den Fingern fühlen ließ, so besaß dieses Pferd eine durchaus wahrnehmbare Ausdünstung. Gelinde gesagt: Das Biest stank!
    Zugleich ging von ihm aber auch die gleiche Kälte aus wie von dem Reittier des Grauen und ihm selbst.
    Eva schauderte innerlich. »Ich kann überhaupt nicht reiten!« log sie.
    »Natürlich kannst du reiten«, widersprach der Graue. »Sogar ohne Sattel.«
    »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Ich weiß es eben«, sagte er. »Nun steig schon auf. An diesem Ort wird man dich niemals begraben.«
    Wieder lief es ihr kalt über den Rücken. Begraben! Der Friedhof! Graue Nebel…
    Der graue Mann hob die Hand. »Meine Geduld ist nicht unbegrenzt. Steig auf.«
    »Nein!« Sie ging noch weiter zurück und stieß mit dem Rücken gegen ein Hindernis. Das Hindernis bewegte sich, schnaubte und stampfte unruhig. Es war das gesattelte Pferd, das unvermittelt seinen Standort gewechselt hatte.
    Hilfesuchend sah Eva sich um. Sie brauchte bloß zu rufen, und Soldaten würden kommen, um ihr zu helfen…
    Soldaten?
    Wo waren sie?
    Nirgendwo war einer der Männer zu sehen!
    Vorhin schon, im Quartier, hatte Eva kurz das Gefühl gehabt, das Haus sei ausgestorben. Aber jetzt erstreckte sich diese Empfindung auf das gesamte Fort. Die Wachposten am Tor und auf den Holztürmen - wo waren sie?
    Alles war still.
    Bedrückend still, wie auf einem alten, verlassenen Friedhof. Dabei herrschte hier normalerweise um diese Morgenstunde reges Treiben mit einer manchmal dermaßen störenden Geräuschkulisse, daß Eva am liebsten davongelaufen wäre, um sich irgendwo im Wald ein stilles, lauschiges Plätzchen zu suchen, an dem sie noch eine Stunde weiterschlafen konnte…
    Aber jetzt war alles totenstill!
    Neben ihr schwang sich der Graue in den Sattel. »Komm«, forderte er und trieb sein Pferd an. Eva ritt neben ihm. Der Damensattel war für sie ungewohnt. Gern hätte sie das Ding weggeworfen und sich richtig auf den Pferderücken gesetzt. Am liebsten jedoch wäre sie erst gar nicht in diese Situation gekommen!
    Sie schluckte. Was war hier passiert? Sie konnte sich gar nicht daran erinnern, aufgestiegen zu sein! Sie hatte auch nicht gesehen, wie der Graue die Zügel seines Pferdes vom Rack gelöst hatte.
    Was, bei Merlin, ging hier vor?
    Wie kam dieser Blackout zustande? Überhaupt, die vielen kleinen Verschiebungen? Sie begriff das nicht.
    Sie versuchte ihr Pferd zum Stehen zu bringen. Aber es gehorchte ihr nicht. Es folgte dem Grauen, der durch das Tor des Palisadenzauns ritt.
    Von den Wachsoldaten war auch jetzt nichts zu sehen!
    Wohin waren sie verschwunden?
    Vorhin, als der Graue ins Fort einritt, hatte er mit ihnen gesprochen. Eva hatte es von ihrem Fenster aus gesehen. Jetzt aber war niemand mehr hier.
    Das Fort schien völlig verlassen zu sein…
    Unwillkürlich sah Eva sich um.
    Auch die Fahne, die über der Kommandantur gehangen hatte, war fort…
    »Das gibt es nicht«, flüsterte sie erschüttert.
    Abspringen, dachte sie. Du mußt abspringen! Laß ihn allein weiterreiten, bleib hier zurück, versteck dich irgendwo, damit er dich nicht wieder findet!
    Aber sie konnte es nicht.
    In dieser Hinsicht war sie wie gelähmt.
    Sie mußte dem Grauen folgen.
    Niemand ritt ihr voraus…
    ***
    Die beiden Pferde zeigten Unruhe, als Zamorra und Nicole sie zwischen die Regenbogenblumen nahe Tendyke's Home führten. Aber dann trotteten sie doch brav zwischen diese Pflanzen, die sie schon so oft auf dem Grundstück gesehen hatten, ohne sie anknabbern zu dürfen. Zamorras anfängliche Befürchtung, die Tiere seien zu groß, um befördert zu werden, bewahrheitete sich nicht. Der Transport fand ganz normal statt - in Florida ritten sie zwischen die Blumen hinein, und in Louisiana ritten sie aus den dortigen Blumen hervor.
    Da war die kleine versteckte Lichtung mit der verfallenen Blockhütte, die Tendyke, den Peters-Zwillingen und Julian vor

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