0642 - Voodoo-Man
bewegte, hatten sie noch nicht her-, ausgefunden. Das war etwas, das Zamorra in den nächsten Monaten näher erforschen wollte.
»Und wenn du dafür nicht genug Zeit hast?«
»Es funktioniert bei dir genauso. Wenn du merkst, daß ich angegriffen werde, kannst du es auch rufen.«
Nicole schüttelte erneut den Kopf. »Da sind mir zu viele Unbekannte in dieser Gleichung. Wir könnten getrennt werden. Was dann? Außerdem wissen wir nicht, wie stark dieser Sinistre wirklich ist. Der Angriff könnte so schnell erfolgen, daß keinem von uns mehr die Zeit bleibt, zu reagieren. Und wie willst du mit den Zombies fertig werden?«
Zamorra begann die Möglichkeiten an einer Hand abzuzählen. »Kopf vom Körper trennen, verbrennen, Kopfschuß, Genickbruch, Salz auf die Zunge…«
Er bemerkte, daß Nicole das nicht komisch fand und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, daß es gefährlich ist, aber mir fällt keine Alternative ein. Wenn wir das Amulett bei uns haben, kann er uns schon auf dem Weg eine Falle stellen. Er wird immer wissen, wo wir sind. Dann können wir direkt einpacken.«
Nicole wußte, daß er recht hatte, aber sie bemerkte auch, daß ihr Gefährte die Gefahr nicht besonders hoch einschätzte. Er schien das Problem ein wenig auf die leichte Schulter zu nehmen, vielleicht auch deshalb, weil das Amulett den ersten Angriff so spielerisch abgewehrt hatte. Nur eben dieses Amulett würde er nicht bei sich haben…
Aber so angestrengt sie auch überlegte, es fiel ihr kein besserer Plan ein.
Sie seufzte. »Du hast recht, es ist die einzige Möglichkeit.«
»Aber«, fügte sie ernst hinzu, »beim ersten Anzeichen von Gefahr werfen wir unsere Tarnung hin und rufen das Amulett. Ich will nicht plötzlich von einem Haufen Zombies umzingelt sein.«
Zamorra nickte. »Ich kann mir auch angenehmeres vorstellen.«
Er stand auf, ging zu ihrem Sessel und begann ihr sanft den Nacken zu massieren.
»Mach dir keine Sorgen, wir haben schon ganz anderes durchgestanden.«
Das stimmte natürlich. Trotzdem hatte Nicole ein mulmiges Gefühl, wenn sie an den morgigen Tag dachte.
So vieles konnte schiefgehen…
***
Stumm schuftete die kleine Gruppe vor sich hin. Bei Sonnenaufgang hatten sie sich getroffen und begonnen, die schweren Dynamitfässer durch den Geheimgang zu wuchten. Es waren nur zweihundert Meter, die sie durch den Gang bis ins Tageslicht zurückzulegen hatten, aber jeder einzelne Meter war eine Qual.
Der Gang war so eng, daß zwei Männer nicht nebeneinander hergehen konnten. Also mußte ein Mann das Faß ziehen, während ein zweiter von hinten schob. Der sandige Boden machte diese Aufgabe zu einer wahren Tortur. Alle zwanzig Meter mußten sie sich kurz ausruhen, um neue Kraft zu sammeln.
Marie sah nervös auf die Uhr. Es war bereits Mittag. Laut Zeitplan hätten jetzt bereits sämtliche Fässer im Dickicht am Ende des Gangs stehen müssen, aber wenn sie in den Keller blickte, sah sie dort immer noch fünf Fässer. Sie wußte, daß vier mittlerweile zu den Höhlen gebracht und dort versteckt worden waren. Weitere drei wurden gerade durch den Gang geschleppt. Sie fielen immer weiter in der Zeit zurück.
»Marie«, unterbrach sie eine Stimme in ihren Gedanken.
Vor ihr standen Bey und seine Frau Cathal. Sie hatten beide vor einigen Jahren für Aufsehen gesorgt, als sie als erste und bisher einzige im Dorf zum Islam konvertiert waren. Seitdem setzten sie sich für die moslemische Minderheit, die nur aus ihnen beiden bestand, ein und forderten bei jedem Dorftreffen den Bau einer Moschee. Manche bezeichneten dieses Verhalten als exzentrisch. Trotzdem hatte Marie die beiden als erste in ihre Widerstandspläne eingeweiht. Sie hatte gesehen, daß sie sich engagieren konnten. Dabei zählte nicht, ob sie sich nun für eine Religion oder für die korrekte Aufzucht vietnamesischer Hängebauchschweine einsetzten. Allein die Tatsache, daß sie sich für eine Veränderung in ihrer Umgebung interessierten, reichte aus.
Sie hatte recht behalten, denn heute war Bey der wichtigste Mann der Gruppe. Als schneller Läufer war der junge Mann ausgesucht worden, um die Bomben zu zünden, wenn die Zeit dazu reif war. Deshalb durfte er sich auch nicht an dem Transport der Fässer beteiligen. Seine Kräfte mußten geschont werden.
»Marie«, wiederholte Bey, »Cathal und ich machen uns Sorgen. Die Arbeit geht viel zu langsam voran. Vielleicht sollten wir nicht alle Fässer zu den Höhlen schaffen.«
Der gleiche Gedanke war Marie auch
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