0642 - Voodoo-Man
holen.«
Fagan ließ das Buch fallen und trat einen weiteren Schritt auf sie zu. Sein Gesicht wurde plötzlich ernst.
»Vielleicht sollte ich mir doch einmal ansehen, was an diesem Keller so interessant ist.«
Er packte Marie an den Schultern und wollte sie zur Seite schieben. Sie schrie auf und trat ihm so heftig gegen das Schienbein, daß er vor Schmerz aufheulte und sie losließ.
Marie drehte sich um und wollte in den Keller fliehen, aber im gleichen Moment riß Fagan sie an ihrer Bluse zurück. Marie drehte sich, um ihn ein weiteres Mal zu treten. Aber dann traf sie sein Schlag ins Gesicht. Halb benommen ging sie in die Knie und sah aus tränenden Augen, wie Fagan auf die Kellertreppe zuging. In einer Hand hielt er ein Messer.
Marie schrie, um die anderen zu warnen.
Fagan sah kurz zu ihr herüber.
Im gleichen Moment fiel der Schuß!
***
Zamorra und Nicole hatten den Morgen damit verbracht, Salz und Kreide zu kaufen und eine Kirche zu finden, deren Priester bereit war, die Kreidepäckchen auch zu weihen.
In den ersten drei katholischen Kirchen teilte man ihnen trocken mit, einen solchen Blödsinn würde man nicht weihen und verwies sie des Gotteshauses. Erst in der vierten Kirche stießen sie auf offene Ohren, nachdem sie eine großzügige Spende für das reparaturbedürftige Dach in den Opferstock gelegt hatten. Als der Priester die Geldscheine sah, war er sofort bereit, auch Kreidepackungen zu weihen.
»Tust du was für Gott, tut er was für dich«, hatte Nicole trocken kommentiert, als sie in den Jeep stiegen. Sie trug ihren Kampfanzug, einen schwarzen Lederoverall, der schon unzählige Abenteuer mitgemacht hatte. Nur die Metallplatte am Gürtel, an der normalerweise der Blaster magnetisch befestigt wurde, blieb an diesem Tag ungenutzt. Schließlich lag die Waffe einige tausend Kilometer entfernt in Frankreich.
Und sowohl Zamorra als auch Nicole verwünschten längst ihren Leichtsinn, ausnahmsweise mal ohne ihre Ausrüstung unterwegs zu sein; selbst den Overall hatte Nicole eigentlich nur mitgenommen, weil man ihn sexy mit bis unter den Nabel geöffneten Reißverschluß tragen konnte…
Mittlerweile hatten sie die Stadt weit hinter sich gelassen, ebenso asphaltierte Straßen. Auf der Dschungelpiste, auf der sie gelandet waren, konnten sie sich nur langsam fortbewegen, auch deshalb, weil der Jeep aus einer Zeit stammte, als Sicherheitsgurte noch belächelt wurden. Keiner von ihnen wollte in einem Schlagloch aus dem Wagen geschleudert werden. Selbst Nicole, die anspruchsvolle Strecken und Oldtimer liebte, hatte ihren Enthusiasmus verloren und schimpfte auf die Stoßdämpfer des alten Jeeps.
Zamorra konsultierte die Straßenkarte, die er auf den Knien balancierte. »Wir haben es bald geschafft«, rief er über den Fahrtwind und das laute Dieselgeräusch des Motors. »Nur noch zwei oder drei Kilometer bis Bartes.«
Seine Gefährtin nickte und trat die Kupplung, um einen Gang höher zu schalten. Der Motor heulte mehrfach im Leerlauf auf, bevor der Gang mit einem lauten Krachen einrastete und den Wagen mit einem Ruck nach vorne katapultierte.
Nicole warf einen zweifelnden Blick auf die rostige Motorhaube.
»Ich glaube, wir sollten auf der Rückfahrt den Bus nehmen.«
Zamorra wollte ihr gerade antworten, als er eine Bewegung wahrnahm.
In der nächsten Sekunde taumelte eine Gestalt vor ihnen auf die Straße.
»Vorsicht!« rief er, aber Nicole hatte die Gefahr bereits bemerkt.
Sie trat auf die Bremse und riß den Wagen herum. Der reagierte nur schwerfällig, drehte sich langsam um die eigene Achse und fegte die Gestalt mit einem Kotflügel in den Graben.
Nicole versuchte gegenzulenken, aber der Jeep hing bereits mit seiner rechten Seite im Graben. Unkontrollierbar rutschte er in den Graben hinein und bekam immer stärkere Schlagseite.
»Spring!« schrie Nicole, als der Wagen zu kippen begann.
Ohne zu zögern stieß sich Zamorra ab.
***
Der Knall riß Marie aus ihrer Benommenheit. Sie sah, wie Fagan nach hinten stolperte und stürzte. Im nächsten Moment breitete sich ein großer, roter Fleck auf seiner Brust aus. Mit zitternden Knien stand Marie auf und beugte sich über ihn.
Fagan hatte den Mund geöffnet und schien etwas sagen zu wollen. Aber er brachte nur ein Röcheln hervor. Dann sah sie, wie seine Augen glasig wurden. Er war tot.
Marie drehte sich zur Falltür um. Auf der Treppe stand Bey, die rauchende Schrotflinte noch in der Hand. Seine Augen waren weit aufgerissen, und er wirkte
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