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0642 - Voodoo-Man

0642 - Voodoo-Man

Titel: 0642 - Voodoo-Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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schon gekommen.
    »Nein«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Das Dynamit ist zu wichtig. Wenn Sinistre zu seinen Voodoo-Puppen gelangt, sind wir alle so gut wie tot. Die Sprengkraft muß in jedem Fall reichen, um die Höhle zu verschütten.«
    »Und wenn wir im Dunkeln kämpfen müssen?«
    Auch dann waren sie erledigt. Bey sah die Antwort in Maries Gesicht, wußte aber auch, warum sie den Gedanken nicht aussprach. Cathal war im vierten Monat schwanger und hatte auch so schon genug Angst.
    Die selbstbewußte, junge Frau, die seit ihrem Religionswechsel stolz und öffentlich ein Kopftuch trug, war maßgeblich am Aufbau der Gruppe beteiligt gewesen. Seit sie aber von ihrer Schwangerschaft wußte, hatte sie mehr Angst um ihren Mann und das ungeborene Kind als um die Gruppe. Um ihr trotzdem eine wichtige Aufgabe zu geben, hatte Marie heute Vincent in ihre Obhut gegeben. Den ganzen Morgen über hatte sie beobachtet, wie sich Cathal hingebungsvoll um den Kleinen gekümmert hatte.
    Sie sah zurück zu Bey, der unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Wie die anderen auch, hatte er sich den heutigen Tag anders vorgestellt. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, daß schon der Transport der Fässer sie vor eine fast unlösbare Aufgabe stellen würde.
    Marie mußte sich eingestehen, daß es ihr Fehler war. Sie hatte einfach nicht darüber nachgedacht.
    Aber sie hatte auch keine Argumente mehr, um den jungen Mann zu beruhigen.
    Deshalb sagte sie eindringlich: »Wir werden siegen, Bey. Das Recht steht auf unserer Seite. Deshalb muß Le Roi Sinistre scheitern.«
    Der junge Mann sah sie zweifelnd an. Er hatte gehofft, daß Marie seine Bedenken zerstreuen könne, statt dessen bot sie ihm nur leere Parolen.
    »Möge Allah mit uns sein«, sagte er leise.
    Im gleichen Moment zuckte Cathal zusammen und sah zur Decke. Sie stand dicht neben der Treppe, die nach oben führte.
    »Im Schankraum ist jemand«, flüsterte sie.
    ***
    Die Aura der Dorfbewohner hatte sich verändert. Sinistre spürte es, als er seinen Geist aussandte. In den letzten Monaten hatte er öfter die Angst und die Wut einzelner gespürt, aber am heutigen Morgen war etwas Neues hinzugekommen. Entschlossenheit! Und die führte dazu, daß die Wut über die Angst siegte. Die Dorfbewohner würden bald handeln.
    Sinistre hatte das vorausgesehen, und deshalb schickte er in den Mittagsstunden Fagan in den kleinen Ort. Er sollte die Lage sondieren und Sinistre mitteilen, ob Handlungsbedarf bestand. Dann würde der dunkle König entscheiden, ob der Tag gekommen war, an dem alle, die sich ihm nicht angeschlossen hatten, sterben mußten.
    Aber Fagan kehrte nicht zurück…
    ***
    Marie stieg rasch die steile Holztreppe zum Schankraum herauf. Sie wußte, daß sie die Tür zur Gaststätte abgeschlossen hatte. Wer immer sich jetzt dort oben aufhielt, war widerrechtlich eingedrungen. Und das konnte nur Unheil bedeuten.
    Sie richtete sich auf und sah in die Augen von Fagan Tomas, der an der Theke lehnte.
    Marie stockte der Atem. Sie hoffte nur, daß Bey und Cathal die anderen gewarnt hatten und die sich ruhig verhielten. Sie fing sich wieder und sah ihn energisch an.
    »Wir haben geschlossen.«
    »Für einen Anhänger des dunklen Königs ist nirgendwo geschlossen«, entgegnete Fagan arrogant. »Du könntest dir das Leben viel einfacher machen, wenn du solche Dinge akzeptieren würdest.«
    »Und so werden wie du? Nein, danke.«
    Laß dich nicht von ihm provozieren, dachte sie. Er will dich aus der Fassung bringen - deshalb ist er hier.
    Laut fügte sie hinzu: »Wenn du heute abend wiederkommst, kannst du deinen Rum trinken und dich vergnügen. Aber jetzt laß mich bitte meine Arbeit machen.«
    Fagan kam mit langsamen Schritten um die Theke herum.
    »Und was genau arbeitest du im Keller?« fragte er harmlos.
    Marie stockte der Atem. Wußte er etwas?
    Sie stand jetzt genau zwischen Fagan und der Kellertreppe. Von seinem Standort aus konnte er unmöglich in den Keller sehen. Und selbst wenn, hätte er nicht mehr gesehen als ein paar Fässer Rum.
    »Oh, nichts Besonderes«, antwortete sie im gleichen Tonfall. »Ich mache nur die Bestellungen für die nächste Warenlieferung fertig.«
    »Ohne dein Bestellbuch?«
    Lächelnd hielt Fagan das kleine Buch hoch, das sie für Bestellungen benutzte und das immer direkt neben der Falltür an einem Haken hing.
    Marie schluckte. Sie fühlte sich wie ein Schulkind, das man beim Abschreiben erwischt hat.
    »Äh, nein, ich… ich wollte es gerade

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