0642 - Voodoo-Man

bestürzt.
    Cathal stand direkt hinter ihm. »Ist er tot?« fragte sie tonlos.
    Marie nickte und stand auf. Ihr Gesicht schmerzte von dem Schlag, aber sie bemerkte es kaum.
    Sie räusperte sich. »Michael, Oliver«, sagte sie zu zweien der Männer, die bis eben noch Fässer geschleppt und sich jetzt wie alle anderen an der Holztreppe versammelt hatten. »Nehmt die Leiche und tragt sie ins Hinterzimmer.«
    Die Männer nickten und schoben sich an Bey vorbei die Treppe hoch.
    »Cathal, geh in mein Schlafzimmer und beruhige Vincent. Der Knall wird ihn erschreckt haben.«
    Die junge Frau warf einen Blick zu ihrem Mann, der wie versteinert da stand. Dann stieg auch sie an ihm vorbei die Treppe hoch.
    »Ihr anderen geht zurück an die Arbeit. Wir haben noch viel zu tun.«
    Einige der Männer murmelten zwar Fragen, drehten sich aber schließlich um und gingen zu den Fässern zurück.
    Bey stand als letzter auf der Treppe.
    »Ich habe es nicht gewollt«, sagte er langsam.
    Marie ging zu ihm, nahm in bei der Hand und führte ihn zurück in den Keller.
    »Ich weiß«, sagte sie dann. »Du hast das Richtige getan. Fagan hätte uns alle umgebracht, wenn er von unserem Plan erfahren hätte. Es war gut, daß du geschossen hast. Du mußtest es tun.«
    Bey sah sie prüfend an, und sie versuchte, ihre wahren Gedanken hinter der freundlich bestimmenden Maske ihres Gesichts zu verbergen.
    Schließlich nickte Bey. »Ich danke dir. Ich gehe rauf zu Cathal, für den Fall, daß du mich brauchst.«
    Er stellte die Schrotflinte ab und stieg die Treppe hoch.
    Marie blieb unten zurück und kämpfte gegen ihre Verzweiflung. Mit Fagans Tod war alles anders geworden. Wie sollten die Anhänger Sinistres ihr jetzt glauben, daß man sie verschonen würde und daß sie nichts zu befürchten hatten? Marie sah ihren lange geschmiedeten Plan in einer Katastrophe enden. Ihre einzige Hoffnung war, daß sie den Tod Fagans so lange geheimhalten konnten, bis alles vorbei war.
    ***
    Der weiche Dschungelboden bremste die Wucht seines Aufpralls. Zamorra rollte sich ab und kam wieder auf die Beine. Einige Meter weiter sah er Nicole aufstehen. Auch ihr schien nichts passiert zu sein.
    Der Dämonenjäger sah zum Wrack des Jeeps herüber und schluckte. Der Wagen war umgekippt und hatte eine Schneise durch das hohe Gras gezogen. Da er keinen Überrollbügel hatte, waren die Windschutzscheibe und ihr Metallrahmen weggerissen worden. Wären sie im Auto sitzengeblieben, hätten sie den Unfall wohl kaum überlebt. Sie wären zerquetscht worden.
    Nicole schien den gleichen Gedanken zu haben. Sie kam herüber zu Zamorra und umarmte ihn.
    »Das war knapp«, sagte sie leise.
    Ihr Gefährte nickte und erwiderte ihre Umarmung.
    »Wir müssen nach dem Opfer suchen.«
    Nicole löste sich aus seiner Umarmung und sah sich um. Der Dschungel war dicht an dieser Stelle, voller Unterholz und Gestrüpp, und wirkte fast undurchdringlich.
    »Wenn er dort hinein geschleudert wurde, haben wir eine lange Suche vor uns.«
    »Das wird wohl nicht nötig sein«, murmelte Zamorra überrascht. »Es sieht so aus, als habe er uns gefunden.«
    Nicole folgte seinem Blick und sah einige Meter entfernt eine Gestalt, die sich zwischen den Büschen aufgerichtet hatte. Es war ein älterer Mann, der sich jetzt mit langsamen, taumelnden Schritten auf sie zu bewegte.
    »Kein Mensch steht nach einem solchen Unfall wieder auf«, bemerkte Nicole.
    »Es sei denn, er ist bereits tot.«
    Nicole warf einen weiteren Blick auf den Mann, sah seine graue Haut und die leeren Augen.
    Sie waren auf den ersten Zombie gestoßen!
    ***
    Le Roi Sinistre tobte vor Wut. Jemand hatte seinen Diener Fagan getötet. Der dunkle König hatte gespürt, wie seine Lebensenergie verging, und er war zu weit weg gewesen, um sie sich einzuverleiben!
    Er riß den Vorhang von dem Regal, in dem er all die magischen Kräuter, Wurzeln und Tinkturen aufbewahrte, die er für seine Rituale benötigte.
    Mit ein paar schnellen Griffen hatte er die richtigen Schalen parat und begann mit der Beschwörung. Im Leben hatte Fagan ihm nicht bis zum Ende dienen können, aber im Tod würde er seine Aufgabe erfüllen.
    Sinistre wob langsam den Fluch, der Fagan zwingen würde, sich aus seinem Grab zu erheben und jeden Menschen zu töten, dem er begegnete.
    ***
    Nicole machte einige Schritte nach rechts, Zamorra nach links. Sie mußten sich nicht absprechen, die verschiedenen Taktiken waren ihnen längst in Fleisch und Blut übergegangen.
    Der Zombie blieb stehen