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0643 - Das fliegende Grauen

0643 - Das fliegende Grauen

Titel: 0643 - Das fliegende Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Furcht, die sie hinter sich bringen mussten.
    »Okay, aber…«
    Jane legte einen Finger auf die Lippen. Sie hatte etwas gehört, das nicht in diese Stille hineinpasste.
    Es war mit einem leisen Schleifen zu vergleichen, als würden mehrere Gegenstände über den Boden streichen, sehr vorsichtig, um nur nicht gehört zu werden.
    »Ich - ich glaube«, murmelte Glenda, »dass wir nicht mehr allein sind. Es ist zu spät.« Sehr vorsichtig und auf der Stelle drehte sie sich um - und sah es zuerst. »Jane, da!«
    Nicht weit entfernt stand eine der wenigen Laternen. Und ihr Licht erreichte noch eine Tür, die nicht mehr geschlossen war. Sie stand genauso weit offen, dass sich eine Frau hatte hindurchschieben können, um den Garten zu betreten.
    Sie stand da, ohne sich zu bewegen. Ihr dunkelrotes Gewand war durchsichtig. Wie eine dünne Fahne lag es über der dunklen Haut. Das Haar hatte die Frau zu Rasta-Zöpfen geknüpft. Sie war eine Schwarze, aber keine reinrassige Negerin, sondern erinnerte mehr an die Frauen, die aus Nubien stammten. Diese hoch gewachsenen Menschen mit den schlanken Körpern und den interessanten Gesichtern.
    Auch diese Person sah so aus. Ihr Mund zeigte einen etwas vulgären Zug, und ihr Blick richtete sich einzig und allein auf Glenda und Jane.
    »Ob wir sie mal fragen?«
    Jane hob die Schultern. »Ich traue dem Braten nicht. Denk an Mallmanns Worte.«
    »Du denkst, sie ist schon ein Vampir?«
    »Vielleicht.«
    »Okay, ich gehe hin!« Glenda hatte die rechte Hand geballt. »Ich will den Beweis haben.«
    »Pass auf, du…«
    Glenda Perkins hörte nicht mehr. Sie war an einem Punkt angelangt, wo sie einfach ihre Furcht über Bord werfen und handeln musste. Es hatte keinen Sinn, nur zu fliehen. Jetzt musste sie sich den Problemen stellen, mochten diese auch noch so schlimm sein.
    Die dunkelhäutige Person erwartete sie. In dem Gesicht regte sich nichts. Sogar die langen Augenwimpern blieben ruhig. Aus der Nähe betrachtet zeigte ihr Gesicht einen hochmütigen Ausdruck, der Glenda nicht störte.
    Dicht, aber doch in einer sicheren Entfernung zu der Fremden blieb sie stehen. Glenda wollte sie ansprechen, als die Fremde nur ihren Mund bewegte.
    Da öffnete sich ein Spalt zwischen den Lippen. Das Gebiss schimmerte, aber auch die beiden langen Vampirzähne, die an zwei Seiten des Oberkiefers hervorwuchsen.
    Da wusste Glenda Bescheid.
    Will Mallmann hatte nicht gelogen! Aus den Frauen im Harem waren Monster geworden, blutgierige Wiedergänger, die nach dem Lebenssaft der Menschen trachteten.
    »Glenda - zurück!«
    Sie hörte Janes Stimme, nickte und ging, ohne die Person aus den Augen zu lassen.
    Die Dunkelhäutige rührte sich nicht. Sie stand einfach da. Eine Wächterin, ein brandgefährliches Wesen, das darauf wartete, Blut schlecken zu können.
    Der Blütenduft hatte plötzlich für die Frauen einen modrigen Beigeschmack bekommen. Die Luft roch nun nach Friedhof, nach verfaultem Laub, nach alter Erde, Vergänglichkeit und nach dem Grauen der Blutlegenden. Als Glenda den Griff an ihrem rechten Arm spürte, schrak sie zunächst zusammen. Doch war Jane Collins, die sie zurückzog.
    »Hast du es gesehen, Glenda?«
    »Was denn?«
    Jane wischte über ihre Augen, als wollte sie Tränen fortputzen. »Die Schwarze ist nicht die Einzige. Während du dich auf sie konzentriert hast, sind fünf weitere Türen aufgezogen worden. Muss ich dir sagen, was das bedeutet?«
    Glenda schüttelte den Kopf. »Nein, Jane, bestimmt nicht.« Sie schaute sich um.
    Ja, sie sah die Frauen. Und sie standen gut verteilt. Der Garten gab ihnen eine fantastische Deckung.
    Sträucher, Hecken, selbst die Bänke sorgten dafür, dass sie nicht so rasch entdeckt werden konnten, und sie standen so günstig, dass sie eine Flucht der Frauen unmöglich machten.
    »Alles klar?«, fragte Jane.
    »Und ob. Fragt sich nur, was wir jetzt tun sollen.«
    Jane ließ sich Zeit mit der Antwort. Zuvor hob sie die Schultern, ihr Blick verlor sich etwas. »Im Zweifelsfalle beten…«
    ***
    Einige Male hatten unsere Hände gezuckt, aber wir hatten nicht geschossen, wenn hoch über uns der lautlos durch die Nachtluft schwebende Schatten erschien, der beim Fliegen seine Flügel ausgebreitet hatte, sie träge bewegte und die nächtlichen Winde ausnutzte, um seinen Weg zu finden.
    Irgendwann war er dann verschwunden und tauchte auch nicht wieder auf. Vor uns lag die Oase wie eine erleuchtete Filmkulisse. Sehr hell, beinahe schon strahlend, und sie gab dabei ein

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