0643 - Das fliegende Grauen
den eines blinden Spiegels erinnerte.
Um sicherzugehen, umrundete Suko den Hubschrauber. Der gehörte zu den größeren Fluggeräten, war ein französisches Fabrikat und konnte mindestens sechs Passagiere aufnehmen.
Zum Einstieg hoch führte eine kleine Leiter aus Metall, die Suko bestieg.
Suko roch den Staub, der auf der Außenhaut klebte, er nahm auch den Gestank von 01 und Benzin wahr, aber er war sicher, dass die Maschine schon lange hier stand, ohne geflogen worden zu sein.
Sehr vorsichtig bewegte sich Suko weiter. Durch die Scheibe in der Tür durchstreifte sein Blick das Innere des Cockpits, wo die, Armaturen heller schimmerten.
Er sah keinen Piloten, der auf einen Start wartete, umklammerte den Griff, drehte und zerrte daran, denn der Einstieg klemmte etwas. Doch er bekam ihn auf, wobei er den plötzlichen Ruck hastig ausgleichen musste, um nicht zu fallen.
Aus dem Cockpit strömte ihm wärmere Luft entgegen, die muffig und nach alter Kleidung roch, was den Inspektor wiederum warnte, obwohl das Cockpit leer war.
Auch der Passagierraum?
Er drehte seinen Kopf nach links, stand aber noch zu tief und stellte sich auf die letzte Sprosse. Nur so konnte er den Passagierraum überblicken.
Es war einfach zu dunkel, er brauchte die Lampe, holte sie hervor und kam nicht mehr dazu, sie einzuschalten, denn hinter den beiden Pilotensitzen bewegte sich jemand.
Eine Gestalt schob sich dort in die Höhe. Suko schaute in ein trotz der dunkleren Haut bleiches Gesicht - und in die Mündung einer Pistole, die in Höhe des Gesichts erschien.
Das war nicht einmal das Schlimmste. Die Person, die die Waffe hielt, grinste Suko kalt an und präsentierte ihre beiden nadelspitzen Vampirzähne…
***
Also doch!
Er dachte es nur und sprach es nicht aus. Der Verdacht hatte sich bestätigt. In dieser Oase waren die verfluchten Blutsauger daran, alles zu übernehmen.
Suko blieb ruhig stehen. Kalt rechnete er sich seine Chancen aus, die momentan nicht besonders günstig lagen. Natürlich konnte er sich nicht in die Psyche eines Vampirs hineindenken, aber wenn dieser zwischen einer Kugel und einem Biss zu wählen hatte, würde er sich immer für die letzte Alternative entscheiden.
Suko dachte zudem an seinen Freund, dem auffallen musste, dass er nicht tiefer in das Cockpit hineinkletterte.
»Okay«, sagte der Inspektor leise. »Jetzt hast du mich erwischt, Blutsauger. Und wie geht es weiter?«
Der Vampir bewegte seinen Mund. Ein Flüstern drang über seine Lippen, eingekleidet in Worte.
Nur verstand Suko kein Arabisch, er konnte nur die Schultern heben.
Der Vampir zeigte sich irritiert. Eine Hand hatte er noch frei, die kroch ebenfalls über die Rückenlehne, und dabei veränderte sich auch der Ausdruck in seinen Augen.
Die Gier nach frischem Blut stahl sich hinein…
In diesem Moment griff Suko zu. Das Gewehr hatte er über seiner Schulter hängen lassen, es störte ihn nicht bei der Aktion, die blitzschnell ablief.
Mit einem Ruck riss er dem überraschten Vampir die Waffe aus der Hand, schleuderte sie hinter sich, doch der Blutsauger reagierte schneller als erwartet.
Er schnellte über die Lehne. Sein Fauchen klang angriffslustig, er wollte Suko an die Kehle, der sich sofort klein machte, so dass ihn die zugreifenden Klauen verfehlten.
Über Sukos Rücken hinweg rutschte der Blutsauger, der durch eine heftige Bewegung des Inspektors noch mehr Schwung bekam und aus dem Einstieg kippte.
Einmal überschlug er sich in der Luft, bevor er mit einem klatschenden Geräusch auf dem Boden landete.
Suko drehte sich auf der Leiter, wollte springen. Es war nicht mehr nötig, denn aus dem Dunkel erschien die Gestalt seines Freundes John Sinclair.
Ich hatte mich schon über Sukos Haltung gewundert. Irgendwo war mir auch klar gewesen, dass hier etwas nicht stimmte. Deshalb hatte ich mich beeilt, sah die Bewegungen am offenen Cockpit, dann wirbelte etwas über Sukos Schultern hinweg, schlug zu Boden und fast vor meine Füße.
Es war ein Vampir.
Das erkannte ich eine Sekunde später, als die Gestalt in die Höhe schnellte.
Sie hielt den Mund weit offen, wollte den Kopf nach vorn wuchten. Der Körper machte die Bewegung ebenfalls mit - und zuckte wie unter Schlägen zusammen, als er genau in die Klinge meines geweihten Silberdolchs gefallen war.
Ob der Widergänger aus Rumänien, Marokko oder von den Fidschi-Inseln stammte, das machte keinen Unterschied. Geweihtes Silber war grenzüberschreitend.
Aus dem Mund des Vampirs drang
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