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0643 - Das fliegende Grauen

0643 - Das fliegende Grauen

Titel: 0643 - Das fliegende Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bissstellen zeichneten sich deutlich an seinem Hals ab. Von ihnen aus liefen zwei rote Fäden über die Haut, bevor sie im Stoff seines Hemds versickerten.
    Selbst die Stille zerrte an ihren Nerven. Bei ihnen kam das Gefühl auf, allein zu sein und gleichzeitig von zahlreichen Augenpaaren beobachtet zu werden.
    »Hätte ich jetzt einen zugespitzten Eichenpflock!«, flüsterte Glenda. »Himmel, ich würde es tun. Ich würde ihn mitten in das Herz des Blutsaugers hineinrammen!«
    Jane war skeptisch. »Könntest du das wirklich? Einfach so?«
    Glenda atmete zischend aus. »Verflixt, ich weiß es nicht. Ich - ich weiß es einfach nicht.«
    »Genau das meine ich.« Sie legte Glenda eine Hand auf die Schulter. »Hör zu, es hat keinen Sinn, dass wir durch die Gänge und Räume irren, um nach einer Hilfe Ausschau zu halten. Wir müssen einfach sehen, dass wir rauskommen. Das ist unsere einzige Chance. In der Wüste können wir uns verstecken. Es ist dunkel, da schaffen wir sicherlich einige Meilen, bevor die Sonne aufgeht.«
    »Und dann, Jane?«
    »So weit sind wir noch nicht.« Natürlich kannte auch Jane die Gefahren, die ihnen drohten. Von der sengenden Sonne, die ihnen den letzten Tropfen Schweiß aus den Adern saugen und sie regelrecht austrocknen würde.
    »Einen Wagen«, murmelte Glenda. »Wenn wir ihn kapern könnten, hätten wir doch eine Chance.«
    Hoffnungsfroh schaute sie der Freundin ins Gesicht und sah deren Nicken.
    »Das hätten wir bestimmt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sich der Sultan und seine Leute hier nur auf Autos verlassen oder sich nicht mit Hubschraubern fortbewegen.«
    »Meinst du?«
    »Sicher. Danach sollten wir Ausschau halten und…«
    Ein schweres Röcheln unterbrach sie. In den letzten Minuten hatten sich die Frauen nur mit ihrer eventuellen Flucht beschäftigt und vergessen, dass es noch einen Blutsauger gab, der sich in der Nähe aufhielt. Jetzt machte er sich bemerkbar, denn Abdul Hamid erwachte aus seinem tiefen, unnatürlichen Schlaf.
    Schwerfällig richtete er sich auf. Er öffnete dabei den Mund, so dass die obere Zahnreihe zu sehen war.
    Aus dem Oberkiefer ragten die Spitzen hervor. Klein, wie geschliffen wirkend.
    Krumme Messer…
    Noch war er nicht richtig da, aber als Vampir würde er das Blut der Opfer riechen.
    Frisches Blut…
    Jane zerrte Glenda weg. Keine Sekunde länger konnten sie es riskieren, in der Nähe des Blutsaugers zu bleiben: Allerdings gingen sie einen anderen Weg. Die Tür neben dem Bad war ihr Ziel. Von dort hatte Mallmann den Raum betreten.
    Als sich der Vampir aufrichtete, lag Janes Hand bereits auf dem vergoldeten Knauf. Sie hoffte, dass die Tür nicht abgeschlossen war, und ihr fiel ein Stein vom Herzen, denn sie schwang ihr bei dem ersten leichten Zug entgegen.
    Auch Glenda stöhnte zufrieden auf, obwohl diese Flucht nicht einmal ein Zehntel der Miete war. So lautlos wie möglich schlossen sie die Tür hinter sich, darauf hoffend, dass der Sultan sie und ihre Flucht noch nicht bemerkt hatte.
    Ein breiter, nicht sehr langer Gang nahm sie auf. Er war an den Seiten durch kostbare Stofftapeten geschmückt. Diese zeigten Motive aus der orientalischen Märchenwelt. Der Teppich unter ihren Füßen schluckte die Schrittgeräusche.
    Der Gang endete an einer Tür, die ihnen als einziger Ausweg blieb. Die Revolver hatten sie in die Gürtel gesteckt. Obwohl sie mit ihnen gegen die Blutsauger nichts ausrichten konnten, wollten sie nicht auf die Waffen verzichten. Ein gewisses Gefühl der Sicherheit gaben sie ihnen schon.
    »Frag mich nicht, was dahinter liegt«, flüsterte Glenda Perkins, »ich weiß es nicht.«
    Jane lachte nur. »Was kann uns denn noch überraschen? Nichts mehr.«
    »Dann zieh sie auf.«
    Jane öffnete sie behutsam. Beide hörten die schmeichelnde Musik, die ihnen entgegenwehte. Es waren zwar fremde Klänge, dennoch taten sie ihren Ohren irgendwo wohl und füllten die Köpfe voll aus.
    »Das ist wie im Märchen«, hauchte Glenda.
    Sie hatte nicht übertrieben. Vor ihnen lag ein gewaltiger Saal, ein riesiges Gemach, der zentrale Punkt, das Frauenhaus, in dem sich die Gespielinnen des Sultans aufhielten. Zur Frontseite hin war der Raum offen. Die Frauen konnten direkt in den blühenden Garten gehen, einen Innenhof, bei dem die Mauern geschickt versteckt oder durch Kletterpflanzen kaschiert waren.
    Üppig war auch die Ausstattung des Gemachs. Kissen, Bänke, wieder die von prächtigen Blumen umstandenen Teiche, aber auch ein kleines Badebecken war

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