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0643 - Das fliegende Grauen

0643 - Das fliegende Grauen

Titel: 0643 - Das fliegende Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vorhanden.
    Es gab natürliche Nischen, abgeschirmt durch Hecken. Und sogar Fernsehapparate, von denen keiner in Betrieb war.
    Tagsüber schien die Sonne in den Innenhof. In der Nacht strahlte das Mondlicht vom Himmel.
    Mallmann hatte nicht gelogen. Der Erdtrabant stand wie ein gezeichneter Kreis am sternenübersäten Firmament, ein gelbes Auge, das in die Tiefe schaute und beobachtete.
    »Das habe ich nicht erwartet«, flüsterte Glenda. »Nein, beim besten Willen nicht.«
    Jane hob die Schultern. Sie sah die Tatsachen nüchterner. »Vergiss nicht, wo du dich befindest.«
    »In einem Märchen?«
    »Kommt mir fast so vor.«
    Sie gingen weiter und blieben nach fünf Schritten wieder stehen. Neben ihnen wuchs eine blühende Jasminhecke hoch. Die Blüten verbreiteten einen betäubenden Duft, den sie tief einsaugten.
    »Und jetzt?«, fragte Glenda. »Hast du jemanden gesehen? Sind wir die Einzigen hier?«
    »Es scheint so.«
    »Das will mir nicht in den Kopf.« Glenda deutete an der Hecke vorbei. »Vielleicht sollten wir es mal draußen probieren.«
    »Meinst du?«
    »Ja, da ist das Freie. Wir wollen weg und…«
    »Okay.«
    Sie blieben zusammen, um sofort und gemeinsam reagieren zu können. Die Lampen wiesen Verzierungen auf. Ihre Schalen standen zumeist auf hohen Ständern, die eine flache Mulde bildeten, auf denen sich das Licht verteilen konnte.
    Manchmal reichte es bis an die Decke, wo es einen schimmernden Schein hinterließ, als hätte dort jemand dünnen Stoff verteilt.
    Kühle drang ihnen entgegen. Sie strömte aus dem nicht überdachten Innenhof. Die Kühle vermischte sich mit der Frische des Wassers, das auch tagsüber für eine Verträglichkeit der Temperatur sorgte. Es wurde von den Brunnen aus in zahlreiche Kanäle geleitet, die es dann wieder an die Quellen zurückbrachten. So war ein gewisser Kreislauf gewährleistet.
    Kein Mensch hielt sich in ihrer Nähe auf. Der Garten lag in einer nahezu gespenstischen Ruhe.
    Eigentlich hätten sie in der Stille die Schritte der Wächter hören müssen, doch kein Geräusch klang ihnen entgegen.
    »Da ist einiges faul«, murmelte Glenda.
    »Nicht nur einiges, eine ganze Menge.«
    »Und wieso?«
    Jane hob die Schultern. »Mallmann scheint Recht gehabt zu haben. Hier sind wohl sämtliche Anwesenden zu Vampiren geworden.« Jane blickte sich um. Erst jetzt entdeckte sie die zahlreichen Türen und Eingänge, die zu den Gemächern führten. Sie machte Glenda darauf aufmerksam.
    »Hast du eine Erklärung?«
    Glenda räusperte sich. »Die Frauen werden nicht hier schlafen. Die Türen könnten zu den Schlafräumen führen.«
    »Das will ich wissen!«
    »Du willst nachsehen?«
    »Und ob. Allmählich denke ich wieder an Flucht. Ich muss etwas unternehmen, denn ich habe noch immer vor, Mallmann einen Streich zu spielen.«
    »Okay.«
    Jane hatte sich eine der größten Türen ausgesucht. Wenn nicht überhaupt die Breiteste. Sie traute sich noch nicht, den Raum zu betreten. Jane sprach zunächst mit Glenda das weitere Vorgehen ab.
    »Bitte, bleib du hier. Deck mir den Rücken.«
    »All right, mache ich. Bleibt die Tür offen?«
    »Natürlich.« Jane lächelte. »Oder glaubst du, dass ich dich allein zurücklasse?«
    »Ist schon okay.«
    Sekunden später erlebten sie die nächste Überraschung. Der Raum war leer, aber er wies nicht auf das Schlafgemach einer Frau hin. Wenn hier jemand wohnte, dann ein Mann, der bestimmten Gelüsten nachging, denn beide Frauen erschraken vor den im Raum verteilten Folterinstrumenten, die aus blitzendem Stahl bestanden, damit sie keinen Rost ansetzen konnten.
    »Wahnsinn!«, hauchte Glenda. »Oder träume ich?«
    »Nein, du träumst nicht.« Jane ging auf einen Spiegel zu, und Glenda folgte ihr. Sie wollte plötzlich nicht mehr vor der Tür im Garten warten.
    Die Blicke der dunkelhaarigen Frau streiften die Instrumente. Die Gänsehaut auf ihrem Rücken blieb, denn diesen Anblick konnte sie kaum ertragen.
    Sie wusste nicht, wozu sie herhalten mussten, aber bei genauerem Hinsehen sah sie dunkle Flecken auf dem Material.
    Das sah nach Blut aus…
    Glenda schluckte. Sie sagte nichts mehr und schaute auf den Rücken ihrer Freundin, die vor dem Wandspiegel stehen geblieben war und sich darin betrachtete.
    Der Spiegel war ziemlich groß, hatte einen vergoldeten Holzrahmen und eine etwas matte Fläche.
    Dennoch zeichnete sich ihr Gesicht darin ab, auch wenn die Haare dabei einen leichten Grauschimmer zeigten, wie sie ihn nicht gewohnt war.
    Jane stand

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