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0643 - Das fliegende Grauen

0643 - Das fliegende Grauen

Titel: 0643 - Das fliegende Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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her!«
    Es freute ihn, dass ich so gesprochen hatte. Jedenfalls deutete ich sein Lachen so. »Nein, Sinclair, so einfach ist es nicht. Ich habe dich vor der Mündung. Wenn du dich falsch bewegst, schieße ich dich um. Das sollte auch der Chinese wissen. Ich will, dass ihr eure Waffen ablegt. Habt ihr verstanden?«
    »Ja, ist gut. Wohin?«
    »Auf die Motorhaube, Sinclair!«
    Ich nickte und schaute ihm gleichzeitig ins Gesicht, um erkennen zu können, ob er gelogen hatte oder nicht. Es war nicht festzustellen. Seine Züge unter dem dunklen Haar verschwammen in der Finsternis dieser einsamen Wüstennacht.
    Durch seine Verwandlung hatte sich die Lage zudem schlagartig verändert. Bisher waren wir davon ausgegangen, es nur mit einem Harem und einem Sultan zu tun zu haben, aus dessen Klauen wir die beiden Frauen befreien mussten.
    Plötzlich war uns klargemacht worden, dass dahinter schwarzmagische Kräfte steckten. Unser Verdacht war also nicht so falsch gewesen. Nur für die Entführten verschlimmerte sich damit die Lage, und das bereitete uns Sorgen.
    Ich packte aus.
    Zunächst die Beretta, danach den Dolch. Beide Waffen kratzten über den staubigen Lack des Jeeps.
    Donati ließ mich nicht aus den Augen. Etwas sehr steifbeinig kam er heran, weil er sich die Waffen aus der Nähe anschauen wollte. Ich war gespannt, wie er auf den Anblick des silbernen Dolches reagierte. Noch war er weit genug davon entfernt, um sich von dem Metall gestört zu fühlen.
    »Noch was?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Was?«
    »Moment, ich hole es!«
    Die Motorhaube trennte uns. Ich stand an der rechten, Donati an der linken Seite. Wenn ich den Blick etwas senkte, starrte ich direkt in die Gewehrmündung.
    Noch warteten wir…
    »Mach schon!«
    Ich hatte das Kreuz umhängen. Mein Hemd verdeckte es. Noch. Ich holte es hervor. Wenn Donati ein echter Blutsauger war, würde er sich davor fürchten, denn Kreuze waren für ihn und seine Artgenossen absolut tödlich.
    Jetzt lag es frei! Und damit hatte Eric Donati nicht gerechnet.
    Er brüllte auf, als wäre der geweihte Gegenstand an seinem Kopf explodiert. Dann fuhr er zurück, fahrig. Das Gewehr geriet aus der Richtung, doch er feuerte trotzdem.
    Ich hatte mich geduckt, aber die Kugel zischte weit vorbei. Dafür bewegte sich Suko.
    Durch einen gewaltigen Sprung erreichte er eine Stelle vor der Motorhaube, wo er stehen blieb und leicht in den Knien einknickte. Meine Hand lag bereits auf der Beretta. Ich brauchte die Waffe nicht mehr in die Höhe zu reißen, denn Suko feuerte beidhändig. Er erwischte den geduckt dastehenden und sich bewegenden Blutsauger mit zwei Kugeln, die ihn zu Boden schmetterten.
    Das Gewehr flog klirrend zwischen die Steine. Wir vernahmen einen gurgelnden Laut. Für uns hörte es sich an, als müsste sich der Blutsauger übergeben. Er zuckte noch einmal, wobei sich der Körper aufbäumte. Danach blieb er bewegungslos und auf dem Bauch liegen.
    Es war vorbei…
    Suko stieß scharf die Luft aus. Mit gezogener Waffe ging er auf den Körper zu.
    Ich folgte ihm langsamer. Wir blieben neben dem Mann stehen. Suko drehte ihn auf den Rücken.
    Da der Mund offen stand und ich hineinleuchtete, konnten wir die beiden Vampirhauer gut erkennen. Wie kleine Messer ragten sie aus dem Oberkiefer hervor.
    Er verfaulte nicht, dazu befand er sich noch nicht lange genug in diesem Zustand, aber das Wissen, einen vernichteten Untoten vor uns liegen zu haben, passte mir überhaupt nicht. Etwas war hier geschehen. Von allein wurde man kein Vampir.
    Diesen Gedanken verfolgte auch Suko, als er mir zunickte. »John, es ist der verdammte Schatten gewesen, der mir auffiel. Das muss ein Blutsauger gewesen sein.«
    »Und woher ist er gekommen?«
    »Vom Harem?«
    »Kann sein, bestimmt sogar. Ich frage mich nur, was ein Sultan mit Blutsaugern im Sinn hat?«
    »Da müsstest du dich bei ihm persönlich erkundigen, schätze ich. Jedenfalls wissen wir, was uns blüht.«
    »Sicher - und nicht nur uns. Wenn er tatsächlich von dort gekommen ist, sehe ich für Jane Collins und Glenda mehr als schwarz.«
    Mein Freund stimmte mir zu. »Idealer kann es auch nicht sein«, sagte er. »Dieser Hort in der Wüste, zu dem normalerweise kein Mensch hinkommt. Kannst du dir ein besseres Versteck wünschen?«
    »Wohl kaum.«
    »Deshalb bin ich irgendwie dankbar, dass es Donati erwischt hat. So sind wir gewarnt.«
    »Und wer war der Flieger?«, fragte Suko.
    »Das möchte ich auch gern wissen.« Ich suchte mit ihm zusammen den Himmel ab.

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