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0643 - Das fliegende Grauen

0643 - Das fliegende Grauen

Titel: 0643 - Das fliegende Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wahre Wohnlandschaft, in die ein Springbrunnen, ein offenes Bad mit goldenen Armaturen, kleine, farbige Blumeninseln ebenso eingebettet waren wie die großen, korbartigen und mit Früchten gefüllten Schalen.
    Die Frauen konnten nur staunen. Das Licht schien aus versteckt angebrachten Scheinwerfern, traf das Blattgold auf den Wänden und Schnitzereien, so dass über allem der goldene Schein lagerte, in dessen Mitte aber einer aus seinen weichen Sitzkissen emporwuchs und über allem stand.
    Sultan Abdul Hamid!
    Er hatte sich dieses Paradies eingerichtet, er war der Mensch, der herrschte, dem keiner an den Kragen konnte, wenigstens nicht in seinem Reich, wo er das Sagen hatte.
    Es standen keine Diener um ihn herum, die ihm mit Palmenwedeln Kühle zufächelten, dafür war er zu modern, denn eine Klimaanlage sorgte tatsächlich für die ihm angenehme Temperatur.
    Hinter den Frauen fiel die Tür wieder zu. Dieses Geräusch passte ihnen nicht. Sie fühlten sich vor eingeschlossen und sie sahen auch, wie sich der Sultan bewegte.
    Er stand nicht auf, um sie zu begrüßen, das hatte er nicht nötig. Aus dem Wulst von seidenen Kissen und Sitzen schob sich ein Arm hervor, und eine Hand bewegte sich winkend.
    »Das gilt uns«, flüsterte Glenda. »Wem sonst?«
    »Ach, hör auf. Was machen wir, wenn er uns an die Wäsche will? Ich - ich ekele mich jetzt schon…«
    »Abwarten. Vielleicht fallen uns Tricks ein, dann können wir ihn hinhalten.«
    Dem Sultan gefiel es gar nicht, dass sich die Frauen unterhielten. Böse schrie er sie an.
    Über den Klang seiner Stimme ließ sich streiten. Obwohl zornig, klang sie dermaßen schrill, dass ihre Töne in den Ohren der Frauen schmerzten.
    So wie er da hockte, wirkte der große Herrscher wie ein kleiner, böser, unartiger Junge, der trotz seiner ungewöhnlichen Figur nichts Lächerliches an sich hatte.
    Er gehörte bereits zu den älteren Semestern. Sein verlebtes Gesicht zeigte eine gelblich schimmernde Haut. Die Unterlippe hing dabei wie ein zu breiter Tropfen in Richtung Kinn. Um die Augenschwäche auszumerzen, musste er eine Brille tragen.
    Selbstverständlich kein Kassengestell, sondern eine Spezialanfertigung, die ebenfalls etwas von dem großen Reichtum dokumentierte, der den Sultan umgab. Das Brillengestell war mit wertvollen Diamanten besetzt, die im Licht um die Wette funkelten. Ebenso wie die kostbare Halskette, die dort endete, wo der Bauch des Sultans begann, eine nach vorn gedrückte Kugel, nur unvollständig von seinem cremefarbenen Hemd bedeckt, das ihm bis zu den Oberschenkeln reichte.
    Eine Pumphose wie die Potentaten aus den orientalischen Märchen trug der Sultan nicht. Aber auch keine Jeans. Seine Beine wurden vom Stoff einer goldfarben schimmernden Leinenhose verborgen.
    Darunter schauten die Riemensandalen hervor.
    Er streckte ihnen die Arme entgegen. Dabei bewegte er die Hände, als wollte er sich selbst Luft zufächern, aber er meinte vielmehr seine neuen »Eroberungen«, die rascher näher kommen sollten.
    »Ja«, sagte er und nickte. »So habe ich es gern.« Er aß Trauben zwischendurch. Schmatzend schlang er sie hinunter.
    Hinter den Brillengläsern bewegten sich seine Augen. Kleine, dunkle Teiche.
    Glenda und Jane waren schräg vor ihm stehen geblieben. Hinter ihnen weitete sich die Wohnlandschaft aus. Sie hörten das Plätschern des Brunnens, nahmen die angenehmen Düfte wahr und sahen, wie der Sultan sie betrachtete.
    Beide Frauen widerte dieser Blick an. Er war einfach schlimm, denn dieser Potentat zog sie mit seinen Blicken aus, leckte sich über die Lippen und bohrte noch in der Nase.
    Er bot ein lächerliches Bild. Nur hüteten sich die beiden Frauen, über ihn zu lachen. Derartige Typen konnten zu den Cholerikern gezählt werden und waren bei ihren Handlungen unberechenbar.
    »Versteht ihr meine Sprache?« Er redete in einem hart klingenden Französisch.
    »Sollen wir?«, fragte Glenda.
    »Mal sehen.«
    »Verstehst du mich?« Abdul Hamid wurde ärgerlich. Er schlug mit der flachen Hand auf ein Kissen.
    »Ein wenig!«, gab Jane zu.
    »Aha, bon - sehr gut…« Er grinste, knipste Trauben ab - diesmal dunkle - und warf sie den Frauen zu. Glenda fing sie auf. »Sollen wir essen?«
    Hamid hatte sie nicht verstanden, hob die Schultern und machte es ihnen vor.
    »Gib mir auch ein paar«, hauchte Jane.
    Erst als Jane Collins kaute, war der Sultan zufrieden und ließ sich zurück sinken.
    Er sah jetzt anders aus. Die Frauen konnten erkennen, was sie bisher nicht

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