0643 - Schlangenträume

wenig in deren Datensystemen herumfälschen. Ansonsten, hm. In Jacksonville ist ein Air-Force-Stützpunkt; die Jungs können in fünf Minuten mit ihren Tomcats hier sein…«
    »He, wir sind nicht im Krieg!« entfuhr es Nicole.
    Moorcock grinste.
    »Ich sag dem Burschen, daß er verschwinden kann«, erklärte Nicole.
    »Machen wir schon«, sagte Sands. Er griff zum Funkgerät und sprach das Taxi direkt an. »Ihre Dienste werden nicht länger benötigt. Sollten Sie noch finanzielle Außenstände durch diese Fahrt haben, senden Sie die Rechnung an folgende Firma. Der Betrag wird Ihnen umgehend angewiesen.«
    Er nannte einen Namen und eine Adresse, während Moorcock die Maschine bereits wieder startete, Dann wandte er sich einer kleinen Tastatur zu und verfolgte schmunzelnd die Zeichenkette auf dem Monitor.
    »Was haben Sie jetzt schon wieder angestellt?« seufzte Zamorra.
    Sands grinste. »Das Unternehmen, an das eventuell eine Rechnung geht, ist eine Scheinfirma der NSA. Ich habe gerade eine Freigabeanweisung an die in Frage kommende Bank gefunkt. Die Taxirechnung wird garantiert beglichen werden.«
    »Lassen Sie das lieber«, warnte Zamorra. »Überhaupt - solche Spielchen mag ich nicht besonders. Falls Sie auf die Idee kommen, auf diese Weise private Konten abzuräumen, zum Beispiel meines oder das Ihres Chefs…«
    »Auf so eine Idee kommt bei uns keiner. Aber die NSA ist ein Geheimdienst, der uns bespitzelt und von unseren Steuern finanziert wird. Warum sollen wir nicht einen Teil des Geldes einem sinnvolleren Zweck zuführen?«
    »Weil’s illegal ist«, erwiderte Zamorra knapp. »Wäre nett, wenn Sie diese Aktion rückgängig machen würden.«
    »Okay, Sir. Wie Sie wollen. Schade eigentlich…«
    »Die Kosten sind ohnehin schon durch Vorauszahlung abgedeckt«, sagte Nicole.
    Zamorra lehnte sich zurück. Der Hubschrauber gewann unterdessen wieder an Geschwindigkeit und Höhe.
    Die beiden Männer und die Technik, mit der sie spielten, wurden Zamorra immer unheimlicher. Er fühlte steigendes Unbehagen. Er fürchtete den Mißbrauch. Wer sollte Aktionen wie diese überwachen und kontrollieren, wenn kein Datennetz vor den Hackern sicher war? Er beschloß, mit Rob Tendyke ein Wörtchen darüber zu reden.
    Nur wenige Minuten später erreichten sie den Jaguar…
    ***
    Ranga Ghoyashar hatte einen Hinweis auf Alice erhalten. Eine Anhalterin, auf die die Beschreibung paßte, war bei Winter Garden, einem kleinen Ort vor Orlando am Lake Apopka, gesehen worden, als sie aus einem Truck gestiegen war. Der Fahrer, allein unterwegs wie auch Ghoyashar, sei einem Nervenzusammenbruch nahe und habe etwas von einer goldenen Schlange gefaselt.
    Da wußte Ghoyashar, daß es sich um die richtige Person handelte.
    »Versucht das Girl festzuhalten«, verlangte er. »Wartet, bis ich da bin!«
    »Festhalten? Wie denn, Mann? Sollen wir sie mit dem Lasso einfangen und festbinden, oder wie stellst du dir das vor?«
    Der Inder seufzte. »Na schön, dann eben nicht. Aber kann mich wenigstens jemand unterrichten, wohin sie sich wendet?«
    »Hat sie dich beklaut, Mann? Oder weshalb bist du so scharf auf die Kleine?« kam die Rückfrage.
    »So etwas ähnliches«, sagte Ghoyashar. »Sie hat etwas bei mir zurückgelassen, was ich ihr zurückgeben möchte.«
    »Und was ist das?«
    Aber Ghoyashar klinkte sich aus der CB-Funkverbindung aus.
    Alpträume, dachte er. Alpträume sind es.
    Er lenkte seinen Lastwagen, von dem Sattelauflieger mit der Fracht befreit, in Richtung Orlando.
    ***
    Beinahe zu spät bemerkte Nick Bishop, daß doch nicht alles so glattging, wie er es sich erhofft hatte. Ein Hubschrauber näherte sich dem Wagen. Es war eindeutig klar, daß die Maschine den Jaguar zum Ziel hatte.
    Bishop konnte sich nicht erklären, wie man ihn gefunden hatte. Daß der Mietwagen mit GPS ausgerüstet war, ahnte er nicht; niemand hatte ihn darauf hingewiesen, als er das Fahrzeug in Orlando übernommen hatte.
    Jetzt aber sah er eine Bedrohung.
    Er war nicht dumm genug, mit dem Auto zu fliehen.
    Ringsum war freie Landschaft.
    Er befahl O’Donaghue, ihm zu folgen, und machte sich zu Fuß auf und davon. Vielleicht gerade noch rechtzeitig, bevor die Scheinwerfer des Helikopters die einsetzende Nacht zum Tage machten und den Jaguar in gleißende Helligkeit tauchten.
    Die Messing-Kobra, die entstanden war, als O’Donaghue zum neuen Ssacah-Diener wurde, nahm er noch mit. Dann verschwand er mit O’Donaghue in der Dunkelheit.
    Die andere Schlange, die sich im