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0643 - Schlangenträume

0643 - Schlangenträume

Titel: 0643 - Schlangenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Hubschrauber wiederzufinden, war in der Nacht praktisch unmöglich.
    Selbst die Zeitschau half hier nicht mehr. Die Notwendigkeit, die Fahrgeschwindigkeit des Wagens zu schätzen und an jeder Kreuzung erneut zu prüfen, ob der Wagen weitergefahren oder abgebogen war oder gar zwischendurch stoppte, weil die Anhalter mitten auf der Strecke aussteigen und das Fahrzeug wechseln wollten, kostete entschieden zu viel Zeit. Und der Hubschrauber konnte auch nicht so tief über den Straßen fliegen, daß die Reichweite des Amuletts innerhalb der Zeitschau ausreichte. Die Sicherheitsdistanz zum Boden war zu groß.
    Diesmal hatten sie verloren. Bishop und sein Opfer waren entkommen.
    »Vorerst«, murmelte Zamorra. »Ich bin sicher, Ssacahs Hohepriester wird sich wieder melden…«
    ***
    In dieser Nacht schliefen einige Menschen schlecht.
    Nicht Mrs. O’Donaghue. Denn ihr Mann tauchte kurz vor Mitternacht überraschend wieder zu Hause auf. Er äußerte nur wenig Verständnis für den ganzen Rummel, der inzwischen um ihn gemacht worden war, und erklärte, daß er nur auf eine allerdings recht ungewöhnliche Weise zu einem Geheimgespräch über einen seiner Fälle eingeladen worden sei; mehr könne und wolle er darüber nicht sagen. Er ließ die gesamte Polizeiaktion wieder stoppen.
    Sehr schlecht schlief Ranga Ghoyashar, der das Mädchen Alice noch nicht gefunden hatte, aber trotzdem irgendwann eine Schlafpause einlegen mußte. Schlecht schliefen auch ein paar Highway-Polizisten und ein paar weitere Trucker, zu denen auch Kitty Brody, Judy Lorraine und jener Fahrer gehörten, der Alice bis in die Nähe von Orlando mitgenommen hatte.
    Sie träumten von Kobras. Und sie träumten von einem fernen Land, von braunhäutigen Menschen, seltsamen Gebäuden, von menschenfressenden Tigern… Es waren Alpträume, die ihnen nächtliche Schweißausbrüche bescherten.
    Und während sie versuchten, diese Alpträume loszuwerden, ohne daß es ihnen gelang, sahen sie einen Weg und wußten, daß sie ihn beschreiten mußten.
    Aber sie konnten dies nur im Schlaf tun.
    Noch war jeder von ihnen in der Lage, sich dagegen zu wehren.
    Fast jeder…
    ***
    In den Nachtstunden waren Zamorra und die anderen mit dem Hubschrauber nach Tendyke’s Home südwestlich von Miami, an den Grenzen des Everglades-Nationalparks, zurückgekehrt.
    Inzwischen war auch das Para-Mädchen, Eva dort eingetroffen. Ihre besonderen Eigenschaften waren, anderen magische Energie entziehen und für eigene Zwecke verwenden zu können, sowie Gedächtnisschwund. Sie konnte sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern.
    Seltsamerweise tauchten immer wieder mal Fetzen und Bruchstücke auf, die aber noch nicht ausreichten, ein Puzzle zusammenzusetzen und ein Gesamtbild zu schaffen. Ein weiteres Rätsel war, daß sie eine Reihe von Fremdsprachen beherrschte, ohne sich daran erinnern zu können, sie jemals gelernt zu haben oder in einem jener Länder gewesen zu sein. Das einzige, das mittlerweile bekannt war: sie mußte eine Tochter des Zauberers Merlin sein.
    Sie war aus dem Nichts aufgetaucht, hatte bewußtlos vor den Mauern von Château Montagne gelegen. Ein paar Wochen später war sie in Lyon ermordet worden - und wenige Monate darauf in Italien quicklebendig wieder aufgetaucht!
    Nur konnte sie sich weder an ihre Ermordung erinnern noch daran, schon einmal für geraume Zeit im Château Montagne zu Gast gewesen zu sein! Es war, als habe diese Phase für sie überhaupt nicht stattgefunden! Sie fing praktisch am Punkt Null wieder an…
    Aber sie hatte sich einigermaßen wieder in die Welt eingefügt.
    »Schlangen«, sagte sie. »Ihr meint also, ich soll mich mit diesen Messing-Kobras unterhalten, oder was?«
    »Wenn es irgendwie möglich ist«, sagte Zamorra. »Du erinnerst dich sicher an das kleine Erlebnis in der Vergangenheit, als wir wegen Don Cristoferos und des Gnoms ins 17. Jahrhundert gereist sind?«
    »Und wie«, erwiderte sie. »Schließlich habe ich dann mehrere Wochen in jener Zeit verbracht. Welches kleine Erlebnis meinst du aber konkret?«
    »Die Schlange, die auf der kleinen Lichtung auf einem Ast über uns hing. Irgendwie hast du doch mit ihr kommuniziert. Wir sprachen dich darauf an. Das wird doch wohl nicht inzwischen auch deinem Gedächtnisschwund anheimgefallen sein?«
    Eva zuckte mit den Schultern. Sie versuchte sich zu erinnern, was sich da abgespielt hatte. Ja, da war wohl eine Schlange gewesen. Und…
    »Ich weiß nur, daß ich Schlangen verstehe«, hatte sie gesagt, als

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