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0643 - Schlangenträume

0643 - Schlangenträume

Titel: 0643 - Schlangenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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griff zum Funkmikrofon. Mit der Bedienung des Gerätes kannte sie sich aus, rief zur Zentrale durch und forderte eine sofortige Fahndung nach Bishops Jaguar. Auf eine Rückfrage, wer denn da spreche, ging sie nicht ein, sondern sprach herrisch weiter, wiederholte ihre Meldung noch einmal, ehe sie wieder auf standby schaltete.
    Dann gesellte sie sich wieder zu ihrem Taxifahrer und gab ihm die neue Richtung an. Erst an der nächsten Abzweigung würde sie per Zeitschau wieder nachforschen müssen, wohin Bishop sich mit seinem Opfer jetzt gewandt hatte…
    ***
    Erschrocken zog O’Donaghue die Hand zurück. Er spürte den Schmerz und sah die beiden roten Punkte, die Wunden, die die Zähne der Schlange ihm geschlagen hatten. Das verdammte Biest hatte nur einmal kurz zugepackt und sofort wieder losgelassen, aber das reichte.
    Das Gift befand sich bereits in O’Donaghues Körper.
    Daß es mehr und schlimmer war als Gift, ahnte er in diesem Moment nicht einmal, aber diese Messing-Kobra gab ihm die Gewißheit, daß er vor ein paar Stunden bei Gainesville keinesfalls einer Halluzination erlegen war.
    Wo war diese Messing-Kobra jetzt?
    Im Fußraum vor dem Beifahrersitz sah er es metallisch blinken. Dort hatte die unterarmlange Kobra gelauert und sich auch wieder dorthin zurückgezogen.
    Ihm brach der Schweiß aus.
    Von seinem Handgelenk strömten Hitzewellen durch seinen Arm und seinen Körper. Er konnte fühlen, wie schnell sich das Gift in ihm vorwärtsbewegte. Es ließ sich ausrechnen, wie schnell es sein Herz erreichen und ihn töten würde.
    Er stöhnte auf, als ihm klarwurde, daß er verloren war. Als er sich umsah, konnte er zwar ungefähr sagen, wo in der weiten Landschaft er sich befand, aber ihm war auch klar, daß er auf keinen Fall rechtzeitig einen Arzt erreichen würde. In zorniger Verzweiflung starrte er den Mann an, der ihm das eingebrockt hatte und der ihm bisher nicht einmal einen Grund für sein Tun genannt hatte.
    O’Donaghue wußte, daß er sterben würde, ohne zu erfahren, warum!
    Er griff unter seine Jacke. Kurz durchzuckte ihn der Gedanke, daß Bewegung das Gift schneller durch seine Adern treiben würde. Aber kam es auf ein paar Sekunden mehr oder weniger, die er noch zu leben hatte, wirklich an?
    Vielleicht war es sogar besser, schneller zu sterben. Denn Rettung gab es für ihn keine mehr.
    Seine Hand umschloß den Griff seiner Pistole. Vorhin hatte sie ihm nicht helfen können; ehe er sie zwischen die Finger bekam, hatte der Commander bereits zugeschlagen. Jetzt aber…
    Eine Möglichkeit, eigenes Leiden zu verkürzen, aber auch eine Möglichkeit, den Täter nicht ungestraft davonkommen zu lassen!
    Kevin O’Donaghue hatte sich niemals vorstellen können, Selbstjustiz zu begehen. Er war immer ein Mann des Rechts und des Gesetzes gewesen, und er war stolz darauf. Aber jetzt, mit dem Tod vor Augen, wollte er keine andere Möglichkeit mehr sehen. Ihm blieb keine Zeit für Festnahmen und Anklagen, und er ahnte, daß Bishop kaum verwertbare Spuren hinterlassen haben würde. Zudem wollte O’Donaghue die Genugtuung noch selbst erleben.
    Er zog die Waffe und richtete sie auf das Fenster. Noch einmal nach vorn zur Fensterheber-Sicherung zu greifen riskierte er nicht; da war immer noch die Schlange. Also schoß er auf das Glas. Das Dröhnen des Abschusses ließ ihm die Ohren klingeln. Mit dem Pistolenlauf zertrümmerte er die durchlöcherte Scheibe weiter, kam an den äußeren Türgriff und konnte ihn endlich betätigen, um aus dem Jaguar auszusteigen.
    Die Anstrengung trieb ihm erneut den Schweiß auf die Stirn. Das Gift der Messing-Kobra drängte jetzt noch schneller durch seine Adern. O’Donaghue wußte, daß ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
    Er zwang sich ins Freie. Entfernte sich ein paar Meter von dem Wagen.
    Und feuerte dann auf den Tank.
    ***
    Der Hubschrauber erreichte High Springs innerhalb weniger Minuten. Aus der Höhe sah Zamorra einen Polizeiwagen in der kleinen Ortschaft, sah auch andere Fahrzeuge, die genau diesem Ort entgegenstrebten, und- er sah weit entfernt ein Taxi auf einer Nebenstraße.
    Sands drehte den Kopf und wies auf die Fahrzeuge. »Die Presse- und Fernsehgeier«, sagte er. »Was meinen Sie, Sir, sollen wir deren Nachrichtentechnik ein bißchen lahmlegen?«
    »Unsinn«, warnte Zamorra. »Lassen Sie das bloß bleiben!«
    »Schade. Ich hätte gern mal ein bißchen mit der Dynastie-Technik herumgespielt, die wir an Bord haben. Hinterher hätten die Jungs da unten mal wieder was

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