0646 - Der Templer-Jäger
ihre Freunde leben auf der Straße oder in der Metro.«
Ich nickte und schaute dann auf Suko. »Hast du noch eine Frage, Partner?«
»Nein.«
Wir standen gemeinsam auf. »Okay, dann werden wir uns in diesem Viertel mal umschauen«, sagte ich.
Balmain nickte. »Meine Telefonnummer haben Sie?«
»Beide, auch die private.«
Er winkte ab. »Seit mein Ehegespons es vorgezogen hat, Paris zu verlassen, bin ich fast Tag und Nacht hier im Bau. Er ist zu meinem zweiten Zuhause geworden.« Nach diesem Satz nieste und schnupfte er kräftig. »Das habe ich mir hier auch eingefangen. Ich sollte aufs Land ziehen, wie mir der Arzt riet.«
»Und warum tun Sie es nicht?«, fragte Suko.
»Weil Paris wie ein Leim ist, Inspektor. Da bleibst du kleben, wenn du einmal mit beiden Beinen hineingetreten bist. Ist das Grund genug, mes amis?«
»Ich glaube schon.«
Nach einem kräftigen Händeschütteln verließen wir den Bau, um uns in den Trubel der Riesenstadt zustürzen. Wir kamen uns dabei vor wie Menschen, die an einem großen Strand versuchten, ein bestimmtes Sandkorn zu finden…
***
Seit dem Verschwinden seines Mentors Vincent van Akkeren war Hoffmann auf sich allein gestellt.
Bevor er aus Ungarn geflüchtet war, hatte er Pläne mit van Akkeren geschmiedet. Es ging um die Vernichtung bestimmter Templer, um dem Dämon Baphomet den Weg frei zu machen.
Van Akkeren hatte ihn natürlich mit Informationen versorgt. So wusste Hoffmann, dass die Templer auf der gesamten Welt zu finden waren. Auf viele Länder verteilt, und das wiederum beschränkte sich nicht nur auf Europa, man fand sie auch in Übersee. Die Staaten waren ebenfalls von Templern durchsetzt.
Nicht alle standen auf der Seite Baphomets. Das wiederum ärgerte ihn. Um freie Bahn zu haben, mussten die positiven Templer ausgeschaltet werden.
Hoffmann sollte es tun.
Allein kam er sich ziemlich verloren vor. Der Plan war gewesen, zusammen mit Vincent van Akkeren nach Alet-les-Bains zu gehen und dort aufzuräumen, aber er wusste auch von Templern, die sich in Paris eine Heimat gesucht hatten, und für ihn war es wesentlich einfacher gewesen, von Ungarn aus nach Paris zu gelangen als in den kleinen Ort Alet-les-Bains. In der Millionenstadt an der Seine wollte er seine grausamen Akzente setzen und eine Leichenspur hinterlassen. Zombies sollten entstehen und Jagd auf die Templer machen.
Er hatte zuerst vorgesehen gehabt, sich nur an die Templer zu halten. Davon war er abgegangen, er brauchte Helfer. Sein Plan war teuflisch, und er hatte sich erfüllt.
Hoffmann fiel in der Riesenstadt tatsächlich nicht auf, trotz seiner ungewöhnlichen Kleidung. Doch es gab noch genügend andere Menschen, die mit dunklen, breitkrempigen Hüten auf den Köpfen herumliefen, sodass man ihm kaum einen Blick gönnte.
Sein Ziel lag in einem der Viertel, die sich im Zentrum befanden.
Mit alten Häusern, die nicht oder kaum renoviert wurden. Nur innen hatten die Besitzer aus einer Wohnung drei gemacht. Dementsprechend klein waren auch die Zimmer.
Wer in dieser Gegend wohnte, der lebte gleichzeitig von der Hand in den Mund und besaß wenig Geld. Miese Buden, aber hohe Mieten, so konnte man es bezeichnen. Auf die alten Fassaden hatten die Menschen Parolen geschmiert, und die Texte waren nicht gerade freundlich, was die Besitzer der Häuser anging.
Man hatte sich den Frust von den Seelen gesprayt. Dennoch wimmelte es wie in einem Ameisenhaufen. Es gab Leute, die von einer Überbevölkerung sprachen, aber diejenigen, die aus den Ländern der Dritten Welt gekommen waren, wollten trotzdem nicht wieder zurück, weil es ihnen in Paris besser ging, obwohl sie meist keine feste Arbeit hatten und ihr Geld als Tagelöhner auf den Märkten verdienten.
Hoffmann, der aus Leipzig kam, hatte sich zunächst an die Unruhe gewöhnen müssen. Der ungarische Schock war verdaut, er agierte ohne seinen Helfer im Untergrund, doch er hatte es geschafft, sich rasch zurechtzufinden.
Einmal war es hart an der Grenze gewesen. Zwei magere Junkies hatten ihn ausnehmen wollen.
Hoffmann hatte seinen Schatten nicht einzusetzen brauchen. Es war ihm gelungen, sich die Kerle auch so vom Leib zu halten.
Wenn die Sonne über Paris strahlte, bekam die Stadt ein ganz anderes Gesicht. Die Straße, in die er sich hineinschob, war nicht mehr als eine Gasse. Unwahrscheinlich eng, sodass sie auch bei Sonnenlicht düster wirkte. Sie konnte nur aus einer Richtung durchfahren werden. Da parkende Wagen den Weg noch mehr verengten, hatte
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