0647 - Hexenzauber
hatte.
Diese - diese Fremde - sie…
Seine Gedanken erloschen. Ein schrecklicher Schmerz durchtoste seinen Hals. Er breitete sich aus bis hoch zu den Haaren, als wollte er sie dort ausreißen.
Dann spürte er nichts mehr…
Sekunden später kippte er zusammen mit seinem Rad zur Seite. Beide fielen auf den Boden.
In diesem Moment entfernte sich jemand auf lautlosen Sohlen. Eine Mischung aus Mensch und Geist.
Ein blondes, durchscheinendes Wesen, das die grausame Kälte mitgebracht hatte, ging davon, als sei nichts geschehen.
Zurück blieb Heinz Strenger. Leblos lag er auf dem Heideboden. Er war auf den Bauch gefallen.
Sein verzerrtes Gesicht aber schaute nach oben, direkt hinein in den blauen und sonnendurchfluteten Himmel…
***
Suko stand mir gegenüber, schaute prüfend in die Runde und hob nach einer Weile die Schultern.
»Spürst du etwas, John?«
»Nein, nur den Schatten des Steins.«
»Ich auch.«
Pech gehabt. Ich hob die Schultern. Aber was sollte es schon? Jedenfalls hatten wir es geschafft und waren in Germany gelandet, und zwar in der Lüneburger Heide.
Durch Erkundigungen war es uns noch gelungen, den Ort vor unserer Abreise zu lokalisieren, und so waren wir eben in dieses Gebiet der Menhire gekommen, die vor Tausenden von Jahren als heilig verehrt worden waren.
Hier hatten die Menschen ihre Rituale gefeiert, hier waren Opfer dargebracht worden. Neue Höhlenfunde hatten bewiesen, dass die Menschen damals Kannibalen gewesen waren.
Was waren Menhire?
Darüber hatten wir uns Gedanken gemacht und sofort an Stonehenge gedacht, wohl die berühmteste Ansammlung von Steinen. Man fand sie aber überall, auch in den außereuropäischen Ländern. Wissenschaftler waren damit beschäftigt, nach Zusammenhängen zwischen ihnen zu forschen. Ob sie welche fanden, war fraglich.
Jedenfalls waren die Stellen, wo Menhire standen, besondere Plätze. Opferstätten, Kult-Areale, wo in der Vergangenheit gefeiert worden war und man nun die alten Traditionen wieder aufleben ließ, nachdem die New-Age-Welle Europa und die Staaten überschwemmt hatte.
Da waren die alten Bräuche wieder hervorgekramt worden. Man vollzog die Rituale nach, und es waren besonders die Frauen, die sich dafür engagierten. Sie brachten ihre Bewegung der »Neuen Hexen« in einen Zusammenhang mit der Existenz dieser ungewöhnlichen Plätze, wo die Kraft der Natur eins mit den Menschen werden sollte.
Suko und ich waren zu Fuß zu den Steinen gegangen. Unseren Leihwagen hatten wir am Heidekrug stehen lassen, einem sehr gemütlichen und rustikalen Hotel, das uns ausgezeichnet gefiel und wo wir nicht die einzigen Gäste waren, denn eine Gruppe von Frauen verbrachte dort ebenfalls ihre Urlaubstage, um sich zu regenerieren.
Das waren diejenigen, die auch zu den Steinen gingen, um dort ihre, Feste zu feiern.
Für uns harmlos, denn diese Menschen frönten nicht der Gewalt. Sie lehnten sie ab, sie vertrauten allein auf die Kraft der Natur und die überlieferten alten Bräuche.
Vom Wirt hatten wir erfahren, dass in der Gegend drei junge Männer spurlos verschwunden waren.
Man hatte nach ihnen gesucht, aber nichts gefunden. An die »große Flatter« glaubte auch niemand, denn die Personen stammten aus der Umgebung und aus gesicherten Verhältnissen. Da musste etwas anderes geschehen sein.
Natürlich glaubte jeder an ein Verbrechen. Das konnte er auch so lange, bis ein Beweis gefunden worden war. Und der wiederum fehlte. Von den Verschwundenen war nichts wieder aufgetaucht.
Nicht einmal ein Schuh hatte man gefunden.
Der Platz zwischen den Steinen war groß genug, um zahlreiche Personen aufnehmen zu können.
Dass hier gefeiert und genächtigt worden war, erkannten wir anhand der Spuren auf dem Boden.
Das Gras war zertreten.
Nur magische Spuren oder Beweise hatten wir nicht gefunden, obwohl ich durch mein Kreuz versucht hatte, irgendwelche Einflüsse aufzuspüren. Da war nichts gewesen.
Suko kam zu mir. Er verließ den Schatten, trat hinein in das Sonnenlicht, das den Platz zwischen den Steinen ausfüllte. An seinem Achselzucken erkannte ich, dass er ebenso mit seinem Latein am Ende war wie ich.
»Hier ist wohl nichts, John.«
Ich hielt noch mein geweihtes Silberkreuz in der Hand. Hoffnungsvoll schaute ich es an, aber es hatte sich nicht erwärmt. Wenn zwischen diesen Menhiren andere Kräfte existierten, dann stammten sie jedenfalls nicht von der schwarzmagischen Seite. Ansonsten hätten uns das Kreuz schon gewarnt.
»Trotzdem versammeln
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