0647 - Hexenzauber
Tag besonders stark schien.
Eine hoffte, dass auch der Mond die gleiche Kraft haben würde. Allgemein aber freuten sich die Frauen und ihre drei jungen Freunde auf die Nacht, die sie zwischen den Steinen verbringen wollten, wie der Hauptwachtmeister mitbekam.
Jens Petersen hatte alle Hände voll zu tun. Die Gruppe hatte nach ihrer Heimkehr jedes Mal großen Durst, der gestillt werden musste. Zumeist mit Wasser.
Heinz Strenger schwang sich auf sein Rad. Jetzt ärgerte er sich, dass er ausgerechnet in der Nachmittagssonne wieder in seine Dienststelle zurückradeln musste. Dabei hatte es am Morgen nicht nach einem derart heißen Tag ausgesehen.
Er fuhr durch den Schatten der drei hohen Bäume vor dem Haus und vorbei an den Bänken, wo die Gäste oft die Abende und manchmal sogar die Nächte verbrachten. Danach begann der Weg, gerade breit genug für ein Fahrzeug. Er führte durch das dichte Heidegras, vorbei an den Büschen und Sträuchern, die auf dem etwas sandigen Boden wuchsen. Der Himmel über der Heide war so unendlich weit und schien in einem grellen Sonnengelb zu explodieren.
Es war eine wunderbare Welt für Urlauber, die ihre Ruhe haben wollten. Nicht für Heinz Strenger, der bei jedem harten Trampeln leise fluchte, weil er sich gewünscht hätte, in einem Fahrzeug zu hocken, auch wenn es darin ebenfalls warm war.
So fuhr er seinen Weg, sah links die hohen Menhire, die auf hügeligem Gelände wuchsen und während der größten Hitze Schatten gaben. Über sie war in der letzten Zeit viel geschrieben worden.
Man sagte ihnen magische Kräfte nach. Niemand wusste genau, woher sie gekommen waren. Es gab Leute, die von fremden Besuchern aus dem All sprachen. Die sollten die Steine angeblich mitgebracht haben, um ihr Zeichen zu setzen.
Daran wollte er aber nicht glauben. Trotzdem verursachte der Anblick bei ihm ein unangenehmes Gefühl. Ob sie mit dem Verschwinden der drei jungen Männer in Verbindung standen?
Der Schweiß rann in Strömen über sein Gesicht. Das Hemd sah sehr schnell aus, als wäre es gewaschen, aber nicht getrocknet worden. Der Fahrtwind brachte auch kaum Kühlung, und die Sonne stand so schräg vor ihm, dass sie blendete, wenn er nach vorn schaute.
Er hatte die Straße noch nicht erreicht, als es geschah. Das graue Band war bereits zu sehen, zwei Wagen rollten auch vorbei, aber dafür hatte der Hauptwachtmeister keine Augen.
Sein Blick galt der jungen Frau!
Sie war plötzlich vor ihm aufgetaucht. Als wäre sie aus der Luft gefallen und dann auf dem schmalen Weg stehen geblieben. Ihr Haar war blond, das Gesicht hübsch und ausdrucksstark, die Lippen zu einem Lächeln geformt, und in ihren blauen Augen stand dieses Lächeln ebenfalls. Ein orangefarbenes Kleid berührte mit seinem Saum ihre Knöchel. Die nackten Füße steckten in Sandalen.
Er hatte anhalten müssen, sonst hätte er die Person noch umgefahren. »Hallo…«
Heinz Strenger holte tief Luft. Er musste sich erst fangen, außerdem schwitzte er so stark, dass es ihm schon unangenehm war. »Ja - hallo! Wer - wer sind Sie?« Er hatte die junge Frau noch nie gesehen. Komischerweise konnte er sich nicht vorstellen, dass sie zu den Gästen des Heidekrugs gehörte.
Der Hauptwachtmeister war abgestiegen und hielt das Rad mit einer Hand an der Lenkstange fest.
Er versuchte über das Ungewöhnliche dieser Situation nachzudenken und gab zu, dass sie zwar ungewöhnlich war, aber nicht gefährlich.
Warum dann dieses komische Gefühl? Es durchrieselte seinen Körper wie ein Kribbeln, als hätten sich Ameisen in seine Kleidung verirrt.
War es eine Warnung?
Der Hauptwachtmeister spürte sein Unbehagen. Nur wollte er es dieser jungen Frau nicht zeigen, deshalb quälte er sich ein Lächeln ab, bevor er fragte: »Sie - Sie habe ich hier noch nicht gesehen.«
»Das stimmt.« Sie antwortete sofort und behielt ihr Lächeln bei.
»Gehören Sie zu der Gruppe?« Mit einer müden Geste deutete Strenger zurück.
»Nein.«
»Sie sind allein unterwegs?«
»So ist es.«
Strenger nickte. Verdammt, dachte er, was soll ich denn jetzt sagen? Ich weiß es nicht. Diese Person machte ihn nervös. Sie stand da und passte in keinen Rahmen.
Ihm fielen wieder die Verschwundenen ein, und er sprach eine Warnung aus. »Sie sollten Acht geben und nicht allein durch die Heide laufen. Hier sind drei junge Leute verschwunden, Männer…«
»Sie sagen es, Männer.«
Strenger staunte. »Glauben Sie denn nicht, dass es auch eine Frau treffen
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