0648 - Der Kampf mit dem Yuloc
daß sie die Last der darüber befindlichen Massen nicht mehr tragen konnte. Da jedoch weiter zurück noch Licht brannte, konnte Torytrae den halb verschütteten Aufstieg entdecken.
Das bedeutete harte Arbeit, und zwar mit den Händen.
Ein Blick auf sein Instrument zeigte ihm, daß es bereits nach Mitternacht war. Er verspürte Müdigkeit, und ein paar Stunden Schlaf hätten ihm sicherlich gutgetan. Aber dazu war jetzt keine Zeit. Er mußte hoch zur Oberfläche, um Gewißheit zu erlangen.
Natürlich wäre er auch hier unten relativ sicher gewesen, aber die Ungewißheit hätte diese Sicherheit nicht verscheuchen können.
Stein für Stein räumte er beiseite, bis das Loch so groß geworden war, daß er hindurchschlüpfen konnte.
Es war dunkel, aber seine Füße ertasteten die Stufen, die nach oben führten. Nun kam es nur noch darauf an, daß der Weg frei und nicht ebenfalls verschüttet worden war.
Seiner Schätzung nach stieg er etwa hundert Meter nach oben, ehe er die frische Nachtluft roch. Es konnte nicht mehr weit sein, bis er die Oberfläche erreichte.
Er kroch nun auf allen vieren weiter, weil er stets befürchtete, mit dem Kopf gegen ein Hindernis zu stoßen. Dann hielt er an.
Seine Hände hatten etwas gespürt, das es sonst in der unterirdischen Anlage nicht gab. Es dauerte einige Sekunden, bis er wußte, was es war: Sand!
Das konnte nur bedeuten, daß der Eingang in der Wüste lag, oder doch zumindest in einer auch früher unbewohnt gewesenen Gegend. Es gab vielleicht nicht einmal ein Fort in der Nähe.
Trotzdem gab er nicht auf. Er kroch weiter, bis er plötzlich über sich die Sterne sah.
Erschöpft setzte er sich auf den Rand des brunnenartigen Einstiegs und ruhte sich aus. Seine Augen gewöhnten sich allmählich an das Sternenlicht, bis sie die Umgebung vage erkannten.
Es mußte sich um eine Art von Notausstieg gehandelt haben.
Jetzt war er nur noch ein versiegter Brunnen in der Wüste. Auf der einen Seite konnte Torytrae froh darüber sein, denn hier würde ihn niemand vermuten, auf der anderen Seite sah er keine Möglichkeit, sich Hilfsmittel oder gar Roboter zu verschaffen.
Aber schlafen konnte er wenigstens.
Er schaltete die Heizung seines Anzuges ein, legte sich in die nächste Sandmulde und schloß die Augen.
3.
Für LB-17 gab es keinen Zeitbegriff.
Hätte man ihn jetzt in diesem Augenblick aktiviert und gefragt, wie lange er bereits in seinem kleinen Betonbunker stand und auf seinen Einsatz wartete, so hätte er wahrscheinlich geantwortet: Es ist noch nicht lange. Vielleicht hätte er noch hinzugefügt, daß die Sternbilder zwar ein gutes Stück am Himmel weitergewandert seien, aber das bedeutete höchstens ein paar Jahrzehntausende.
Der Bunker stand erhöht auf einem flachen Hügel in der Steppe, umgeben von Büschen und mannshohem Gras. In der nahen Mulde entsprang ein Bach, bildete einen Tümpel und verlor sich dann in einem nahegelegenen Sumpfgebiet, wo die Vegetation üppig wucherte.
LB-17 war ein Vernichtungsroboter, dessen Möglichkeiten das Vorstellungsvermögen eines Menschen weit übertroffen hätten.
Wenn er den Befehl dazu erhielt, konnte er den Planeten Payntec in eine glühende Gaswolke verwandeln - und jeden anderen Planeten auch.
Er war zwei Meter groß, breit gebaut und besaß humanoide Formen mit etlichen Abweichungen. Wuchtig stand er breitbeinig in seinem Verlies und wartete.
Seit undenkbaren Zeiten wartete er auf die - erlösenden Gedankenimpulse eines lebendigen, intelligenten Wesens, das in seine Nähe kam. Seine Sensoren arbeiteten nur noch bis zu einer Entfernung von wenigen hundert Metern.
Manchmal dachte LB-17, dessen „Organismus" nicht völlig lahmgelegt worden war. Er besaß Erinnerungen an die großen Kriege, die seine Herren gegen die Herrscher einer anderen Galaxis geführt hatten. Viele ihrer Schiffe und Planetenstützpunkte hatte er zerstören müssen, ehe eine Zeit der Ruhe eintrat. Und dann war aus der anfänglichen Ruhe die Stille des Todes geworden.
Immer schwächer hatten ihn die Gedankenimpulse und dann auch die positronischen Befehle erreicht, bis sie schließlich ganz ausblieben. Niemand hatte ihn desaktiviert, aber LB-17 besaß ein gewisses Eigenleben und dementsprechend die Fähigkeit zur Initiative. Er wußte, daß seine Energiereserven nicht unerschöpflich waren, wenn er sie nicht abschaltete oder den Verbrauch auf ein Mindestmaß beschränkte.
Dann allerdings würden sie zumindest für eine halbe Ewigkeit
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