065 - Corrida der Dämonen
folgte mit dem Jeep.
Rosana Getaboje stand wie eine furchteinfloßende
Erscheinung im Raum bei den Schauergestalten.
Die Öllampe in der Hand ging sie von einer der
schwammigen, blau-schwarzen Frauen zur anderen, begutachtete das Aussehen und
die Reaktionen.
Sie war zufrieden. Heute nacht wurde es so weit sein.
Vorbereitungen, die zwanzig Jahre ihres Lebens in Anspruch genommen hatten,
kamen zum Abschluß. Und wie es schien, war es ein erfolgreicher Abschluß.
Sieben junge Frauen hatten sie für die Wiederkehr der
Dämonengöttin ausgesucht. Jede hatte an einem anderen Tag das blau-schwarze Mal
bekommen. Es war nicht einfach gewesen, dies zu koordinieren.
Ihre Helfer waren ständig unterwegs gewesen. Präparierte
Früchte, Rha-Ta-N'my geweiht und mit geheimnisvollen Krautern und Substanzen
angereichert, waren den Auserwählten unterschoben worden. Tees und Getränke
waren verändert worden. Und jede junge Frau war nach einem besonderen
Gesichtspunkt ausgewählt worden: keine hatte jünger als zwanzig und keine älter
als sechsundzwanzig sein dürfen.
Die sieben Bräute für die sieben Priester zählten
zusammen nicht mehr als 150 Jahre. Und in der Zahl 160 in der Quersumme —
erschien wieder die magische »Sieben«, die im Ritual zu Ehren Rha-Ta-N'mys
soviel Bedeutung hatte.
Rosana Getaboje hatte sich mit Anbruch der Dunkelheit
hierherbringen lassen, um den Schlußstrich unter das vorletzte Ritual zu
ziehen, das sie zu verantworten hatte.
Alles lief planmäßig ab.
Innerhalb der letzten sieben Tage war das Zeichen
Rha-Ta-N'mys auf sieben jungen Frauen erschienen. Sie alle hatten auf die
Formeln und die Substanzen angesprochen.
Zuletzt Filipa Androcolar. Bei ihr entwickelte sich die
pilzartige Krankheit am schnellsten weiter. Noch bei der ersten jungen Frau
hatte es volle sieben Tage gedauert, bis sie das Endstadium erreicht hatte. Bei
Felipa Androcolar würde es nur noch eine knappe Stunde sein, bis es so weit
war.
Draußen vor dem Haus hörte die unheimliche Alte
Motorgeräusche und das Schmatzen der Räder auf dem ausgetrockneten, sandigen
Boden.
Gleich darauf kamen die beiden Indios wieder herein und
warteten stumm in dem dunklen Raum neben der Greisin auf weitere Befehle.
Die Veränderung an Filipa Androcolar war mit bloßem Auge
wahrzunehmen.
Ihre ganze Haut wurde von dem schwammigen, dunklen
Geschwür überzogen.
Ruhig und abwartend saßen die sieben ehemals durchweg
attraktiven jungen Frauen auf der klobigen Bank.
Sie konnten nicht mehr sprechen und kaum noch denken. Sie
vegetierten dahin. Nur auf einen Befehl der alten Getaboje wären sie jetzt noch
ansprechbar gewesen.
Rha-Ta-N'mys Nacht war angebrochen! Die Alte wirkte
unruhig und aufgeregt. Mit diesem Opfer von sieben jungen Frauen wurde zunächst
Gorho, Rha-Ta-N'mys Schwarzer Sklave auf die Erde zur Beobachtung gerufen. Nach
Gorho kehrte Rha-Ta-N'my zurück. So war es vor Jahrtausenden schon mal auf der
Erde gewesen.
Prähumane Wesen hatten damals ihre Spuren hinterlassen.
Die Sagen von den furchtbaren Dämonen, von den Riesen und
Drachen, die es vor langer Zeit mal gegeben haben soll, die schrecklichen
Kämpfe zwischen legendären Lebewesen und leibhaftigen Dämonen enthielten alle
einen wahren Kern.
Diese Dinge gingen nicht auf bloße Erfindung und
Phantasie zurück.
»Wenn Raymondo nicht innerhalb der nächsten zehn Minuten
da ist, müssen wir handeln«, meinte die Alte mit fester, dunkler Stimme.
Aber Raymondo Camaro kam.
Fernes Motorgeräusch näherte sich der einsamen Hütte vor
Toluca. Ein Flugzeug. Die einmotorige Maschine setzte etwa eine Meile von der
Lehmhütte entfernt auf dem steppenartigen Untergrund auf.
Normalerweise lief Raymondo Camaro den Weg von der als
Flugzeug benutzten Grünfläche bis zu seinem Haus. Aber diesmal holte Manio
Hualami ihn mit dem Jeep ab.
Die leichte Maschine stand wie ein Riesenvogel auf der
menschenleeren Landschaft. Im Hintergrund zeichneten sich als Schattenriß groß
und mächtig die auftürmenden Berge ab.
Raymondo Camaro eilte über den festen Untergrund. Manio
Hualami war bis auf wenige Schritte an die Maschine herangefahren.
Camaro war groß und schlank und überragte den Indio um
gut zwei Köpfe. Camaro kam aus der Umgebung von Campeche zurück, wo er an der
Corrida des Dämons teilgenommen hatte. Die weite Strecke bis zu der Arena, die
auf der Halbinsel Yucatan lag, war nur mit dem Flugzeug binnen kurzer Zeit zu
schaffen.
Raymondo Camaro hatte sich ganz dem Dienst an
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