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065 - Überfallkommando

065 - Überfallkommando

Titel: 065 - Überfallkommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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und aus der Luft gegriffen, daß Bradley, der Mutterwitz besaß und gewöhnlich sehr schlagfertig war, keine Antwort fand.
    »Er wurde einfach mit einem Polizeiknüppel niedergeschlagen, weil er Ihnen nicht sagen wollte, was Sie gerne gewußt hätten. Warum sollte denn Li Yoseph entkommen? Er war ein Zeuge, der den Mord an Ronnie gesehen hatte.«
    Bradley sah sie scharf an.
    »Sie haben sich aufhetzen lassen. Wissen Sie eigentlich, welche Tätigkeit Ihr Bruder hatte, warum er so eng mit Li Yoseph befreundet war?«
    Sie antwortete ihm nicht.
    »Ich möchte Ihnen so gerne helfen.«
    Er lehnte sich über den Tisch; seine Stimme klang sanft und eindringlich.
    »Soviel ich weiß, sind Sie Lehrerin an einer Pariser Schule, und ich hoffe, daß Sie versuchen werden, all diese schrecklichen Ereignisse zu vergessen, wenn Sie dorthin zurückkehren. Ich habe Ihren Bruder gern gehabt, in gewissem Sinn war er sogar mein Freund. Ich war wohl einer der letzten, mit denen er vor seinem Tod sprach.«
    Er sah, wie sie die Lippen unwillig zusammenzog, und schüttelte den Kopf.
    »Das Unglück muß Sie so schwer getroffen haben, daß Sie im Augenblick nicht klar denken können. Warum sollte die Polizei ihm denn etwas getan haben? Und warum sollte denn gerade ich sein Mörder sein? Ich hätte mir die größte Mühe gegeben, wenn ich ihm hätte helfen können. Ich kenne seine ganze Vergangenheit, und ich weiß auch, wie wankelmütig er war ...«
    »Ich glaube, wir können diese Unterredung beenden. Ob ich nach Paris zurückgehe oder nicht, ist meine eigene Angelegenheit. Ich weiß, daß Sie ihn haßten - und ich glaube, daß Sie ihn getötet haben. Alle Nachbarn Li Yosephs sind davon überzeugt, daß Ronnie von Polizeibeamten getötet wurde. Ich will nicht behaupten, daß man ihn mit Vorsatz ermordete, aber er starb von Ihrer Hand.«
    Er machte eine verzweifelte Handbewegung.
    »Darf ich später einmal mit Ihnen sprechen, wenn Sie die erste Aufregung überwunden haben?«
    »Ich will Sie nie wieder sehen«, brauste sie auf. »Ich hasse Sie und Menschen Ihres Schlages! Sie sind so freundlich und können so aalglatt reden, und dabei sind Sie doch so heimtückisch und gemein. Alle Polizeibeamten sind Lügner, die ihre Schlechtigkeit durch Meineide beschönigen und ihre Fehler durch die Verfolgung unschuldiger Zeugen verbergen. Sie haben sich einen abscheulichen Beruf ausgesucht.«
    Er wollte noch etwas erwidern, hielt es aber für besser zu schweigen, nahm mit einem leichten Lächeln seinen Hut auf und verließ den Raum.
    Später bereute Ann ihre Heftigkeit, aber gleich darauf verachtete sie sich wieder selbst wegen dieser Schwäche. Dieser Mann hatte ihren Bruder ermordet ...
    Und in dieser Überzeugung stand sie nicht allein. Die Leute in der Gegend von Lady's Stairs hatten ihre eigenen Ansichten, die durch das bestärkt wurden, was sie mit ihren Augen sahen. Sie wußten, daß Ronnie Li Yoseph öfters besuchte. Auch hatten sie gesehen, daß die Beamten um ein Uhr nachts in Li Yosephs Haus eindrangen. Ein Mann hatte sogar gehört, daß Bradley, der Führer der Fliegenden Kolonne, sagte: »Ich will die Wahrheit aus diesem Jungen herausbekommen, und wenn ich ihm den Schädel einschlagen müßte!«
    Niemand glaubte daran, daß der alte Li Ronnie ermordet hatte, dieser Gedanke war nicht einmal den Polizeibeamten gekommen. Sie sagten nur, daß Li verschwunden war. Es stellte sich heraus, daß in jener Nacht ein großer holländischer Dampfer während der Flut die Themse hinuntergefahren war, und man nahm an, daß Li auf diesem Schiff Zuflucht gesucht hatte.
    Li Yosephs Haus wurde abgesperrt; die Schlüssel deponierte man bei einem Hausagenten. Der alte Mann hatte seiner Bank ein für allemal den Auftrag gegeben, seine Hausmiete zu zahlen; er blieb deshalb theoretisch Inhaber der Wohnung, obwohl die Räume leerstanden.
    Eine Stunde nach Bradleys Besuch kam Mark McGill zu Ann. Er war sehr frei und offen, obgleich er nicht wußte, was Bradley ihr gesagt und welche Geheimnisse er ihr anvertraut hatte. Im Augenblick sah er nur, daß Miss Ann überraschend schön war und vielleicht das brauchbarste Mitglied seiner Organisation werden würde.
    »Ich will nichts vor Ihnen beschönigen oder verbergen, Miss Ferryman. Ich sagte Ihnen schon, daß ich seit Jahren vom Schmuggel lebe - und Ronnie war mein bester Kamerad. Tiser kann ich nur bis zu einem gewissen Grad trauen, denn er trinkt und ist unzuverlässig. Ich selbst will mich nicht als Heiligen ausgeben,

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