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0651 - Zeitfeuer

0651 - Zeitfeuer

Titel: 0651 - Zeitfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Weißburschen würdet ihn wohl so nennen, seines Aussehens wegen. Deshalb nannte auch ich ihn so. Er heißt Lamyron. Jetzt ist er an einem anderen Ort in anderen Fängen. Es ist schon eigenartig mit der Zeit.«
    »Was meinen Sie damit, Shado?« fragte Kreis.
    Der Aborigine fuhr herum. Er starrte den Studenten durchdringend an.
    »Zeit ist nie das, was Menschen in ihr sehen wollen«, sagte er. »Du hättest diese magische Kreatur wirklich töten sollen.«
    »Warum tun Sie es nicht selbst, wenn Sie so scharf darauf sind, sie tot zu sehen?« konterte Kreis. Er biß sich auf die Lippen. Er hatte nicht so schroff sein wollen.
    »Ich töte nicht«, sagte Shado. »Höchstens ein Tier, wenn ich essen will. Doch ich töte nur die Tiere, die der Regenbogenmann mir gewährt. Sie sagen mir, daß ich sie essen darf. Diese magische Kreatur lebt weiter. Sie wird dich immer noch verfolgen, Weißbursche. Ich will dich verstecken. Komm mit mir.«
    »Verstecken? Vor Shy?«
    »Shirona wird dich nur an einem Ort nicht finden«, sagte Shado. »Dorthin kann ich dich bringen.«
    Kreis faßte den Mann am Arm. Shado reagierte anders als erwartet: er entspannte sich!
    »Welche Rolle spielen Sie in diesem Spiel, Shado? Was wissen Sie von mir? Weshalb bin ich hier?«
    »Das hat mir der Regenbogenmann nicht gesagt«, erwiderte der Aborigine gelassen. Plötzlich griff er blitzartig zu und zog Kreis die Pistole aus dem Hosenbund. Er zog den Schlitten zurück, hebelte damit eine Patrone in den Lauf, und drückte die Waffe dem überraschten Studenten in die Hand. Die Hand mit der Waffe richtete er auf Shirona.
    »Schieß endlich, Mann!« drängte er. »Töte sie! Sonst wird sie immer versuchen, dich zu töten. Sie hat schon genug Unheil gebracht.«
    Kreis sicherte die Waffe und steckte sie wieder zurück.
    »Ich töte auch nicht einfach so«, sagte er. »Ihre Phrasen, Sir, reichen mir nicht als Begründung aus. Warum bringen wir die Frau nicht einfach zur Polizei? Ach ja«, er winkte ab. »Wir sind wahrscheinlich weitab jeglicher Zivilisation. Kein Auto, kein Telefon, nichts…«
    »Wenn es das ist, was dir Sorgen macht, Weißbursche, kann ich dich wahrscheinlich beruhigen«, erwiderte der Aborigine. »Und ich sage dir, du bist ein Narr. Ein lebensmüder Narr. Komm mit.«
    Er zog Kreis hinter sich her.
    Schon nach wenigen Schritten verfiel er in einen lockeren Trab, ließ den Studenten dabei los.
    Kreis konnte mühelos mithalten. Neben Radfahren, Schwimmen und Basketball betrieb er auch Langlauf und zeigte sich schließlich ausdauernder als der Aborigine, der mit der Zeit wieder langsamer wurde. Dabei hätte ihm eigentlich das Klima hier wesentlich mehr zu schaffen machen müssen als dem Uraustralier, der es gewohnt war.
    Nach ein paar Minuten wurde Shado langsamer und blieb schließlich stehen. Sie hatten einen Punkt erreicht, an dem der Wald eine Art Keil in die Steppe schlug. Um den Keil herumgehend, traute Kreis plötzlich seinen Augen nicht.
    Da stand ein Flugzeug!
    Eine kleine, einmotorige Maschine.
    Shado ging jetzt zügig darauf zu.
    Kreis sah sich nach dem Piloten um. Aber der war nirgendwo zu sehen.
    Als sie das Flugzeug erreichten, öffnete Shado ganz selbstverständlich ein Staufach. Er zog einen grauen Overall hervor, den er einfach über seine nackte Haut zog; dann schlüpfte er in Stiefel.
    »Einsteigen«, verlangte er. »Ich bringe dich in Sicherheit, Weißbursche !«
    Stefan Kreis schüttelte entgeistert den Kopf.
    Der Aborigine kletterte in die Maschine und nahm an der Pilotenkonsole Platz. »Beeile dich«, verlangte er. »Ich werde nicht warten, bis Shirona erneut erwacht!«
    Der Motor der Propellermaschine besaß einen Elektrostarter; das umständliche Anwerfen durch schnelles Drehen des Rotors entfiel damit. Der Motor donnerte sofort los.
    »Nun komm schon!« rief Shado durch den Lärm.
    »Ich träume«, murmelte Kreis. »Das kann es alles nicht geben. Die Entführung, Texas, Australien, das Flugzeug - das ist ein Traum, ein Computerspiel oder ein Film!«
    »Wenn du meinst, Weißbursche«, brummelte Shado.
    Das Flugzeug begann bereits anzurollen.
    Hastig kletterte Kreis hinein und schlug die Luke hinter sich zu. Die Maschine holperte über das unebene Gelände. Die beiden Menschen wurden gehörig durchgeschüttelt, während das Flugzeug rasch an Tempo gewann und schließlich abhob.
    Kreis schloß die Augen.
    Ein Aborigine als Pilot!
    Das war wirklich das allerletzte, mit dem er je gerechnet hatte…!
    ***
    Shirona hatte sich

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