0655 - Der letzte Magier
Man wird Atlan zum Tode verurteilen und wahrscheinlich mich als Henker bestimmen. Das ist der Loyalitätsbeweis, der den Laren noch fehlt."
„Sie sind in Wirklichkeit nicht mit den Fremden einverstanden?"
„Natürlich nicht!"
„Ich... ich dachte immer, daß Sie..."
„Schon gut!" Rhodan winkte ab. „Ich weiß, was man in vielen Teilen der Galaxis von mir hält. Daran läßt sich im Augenblick wenig ändern. Das ist auch nicht unser vordringlichstes Problem.
Es kommt jetzt darauf an, Atlan herauszuholen. Dabei sollen Sie helfen."
Goronkon breitete die Arme aus.
„Ich, Sir?" Er schüttelte den Kopf, daß seine Barthaare flogen.
„Sie haben Spezialisten und Mutanten. Jeder aus dieser Gruppe ist fähiger als ich."
Rhodan sah ihn nachdenklich an.
„Wie lange würden Sie brauchen, um einen geschickten Mann mit Ihren Tricks vertraut zu machen?"
„Wenn er perfekt sein soll, braucht er ein paar Monate. Man muß viel üben, verstehen Sie!"
„So lange können wir nicht warten. Sie werden es selbst tun müssen."
Universum-Chan fühlte sich elend. Er wünschte, er wäre nie hierher gekommen. Rhodan hatte ihm gesagt, daß er alles ablehnen konnte, aber dazu fehlte ihm der Mut.
„Sie werden zunächst ein paar Tage hier leben", kündigte Rhodan an. „Dabei sollen sie sich an die Menschen gewöhnen, mit denen Sie zusammenarbeiten werden. Es wird nur eine kleine Gruppe sein, denn es darf nicht viele Mitwisser geben.
Die Gefahr, daß die Laren unseren Plan erfahren, ist zu groß.
Einzelheiten hören Sie später."
„Ja", sagte der Magier bedrückt.
Die Tür zum Büro öffnete sich, und ein Offizier kam herein. Er war in Begleitung Kayndells.
„Kayndell kennen Sie schon", sagte Rhodan. „Er wird sich Ihrer annehmen und Ihnen alles beibringen, was Sie wissen müssen.
Kayndells Begleiter ist Julian Tifflor. Er ist ab sofort für Ihre Sicherheit verantwortlich, denn Sie sind ein wichtiger Mann."
Goronkon seufzte.
Er hatte sich immer danach gesehnt, einmal eine bedeutende Rolle zu spielen. Nun, da es soweit war, wäre er gern wieder der unbedeutende Künstler gewesen.
4.
Der Bildschirm wurde hell. Ein nackter Körper zeichnete sich darauf ab. Rhodan betrachtete ihn sorgfältig. Dann wandte er sich an Galbraith Deighton, der hinter ihm stand.
„Ist es der, den wir immer nehmen?"
„Ja, Chef!"
Der Körper, der auf dem Bildschirm in Rhodans Büro zu sehen war, befand sich in einem Labor von Imperium-Alpha. Es handelte sich um einen Androiden-Roboter, genauer gesagt, um das Double des Lordadmirals Atlan.
Dieses Double wurde immer dann eingesetzt, wenn die Gefahr eines Attentats bestand, oder wenn Atlan sich irgendwo zeigen mußte, ohne Zeit zu haben. Alle wichtigen Männer und Frauen des Solaren Imperiums besaßen solche Doubles.
„Sie sollen ihn aktivieren", befahl Rhodan. „Inzwischen werde ich mit Professor Kamtschon sprechen."
Er rief den Wissenschaftler über die Bildsprechanlage herein.
Dann lächelte er Deighton zu.
„Lassen Sie uns bitte allein, Gal! Sie wissen ja: Geheimhaltung.
Je weniger jeder weiß, desto sicherer wird ein Erfolg."
Deighton verzog das Gesicht. Als Chef der Solaren Abwehr fühlte er sich übergangen, doch er wußte, daß es wenig Sinn hatte, in diesem Augenblick Diskussionen darüber zu führen.
Kamtschon war ein kleiner Mann mit ungewöhnlich breiten Schultern, die er nach vorne zog. Sein Gesicht sah eingefallen aus, die spitze Nase verstärkte diesen Eindruck noch.
Rhodan deutete auf den Bildschirm, wo immer noch Atlans Double eingeblendet wurde. „Ihr Kind, Professor?"
„Eines meiner Kinder", korrigierte der Wissenschaftler. „Ich habe einige Dutzend von ihnen. Wenn sie ein Bewußtsein hätten, würden sie mich wahrscheinlich einen Rabenvater nennen, weil ich sie auf Eis lege, wenn sie nicht gerade gebraucht werden."
Rhodan drehte einen Dauerschreiber zwischen den Händen und fragte sich, warum er nie die Zeit fand, sich intensiver mit den Arbeiten der Wissenschaftler zu beschäftigen. Kamtschon hatte einige sensationelle Erfindungen gemacht; vor einem halben Jahr war ein Interview von ihm über TTV gesendet worden, in dessen Verlauf er behauptet hatte, er könnte alle echten Menschen gegen Androiden austauschen, ohne daß es jemand merken würde.
Rhodan mußte an ein Buch denken, das er in seiner Jugend gelesen hatte. Eines Tages wird die Wissenschaft so weit fortgeschritten sein, hatte der Autor prophezeit, daß wir erkennen müssen, daß es nur
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