0657 - Der Arkturus-Zwischenfall
werden, damit er seinen nächsten Schritt gründlich bedenken könne. In seinen Gedanken tauchten der Begriff Canossa auf und Kaiser Heinrich IV., der dorthin gegangen war, um sich dem Spruch des Papstes zu beugen.
Erschrocken wies er solche Gedanken von sich. Weder war er ein Kaiser, noch ging es darum, daß er sich einem anderen beugen müsse.
Es erwartete ihn keine Demütigung. Es ging auch nicht darum, ob er eine Demütigung um des Reiches willen auf sich nehmen wollte oder nicht. Es ging vielmehr...
Der Interkom summte. Er hatte Anweisung gegeben, daß er nicht gestört werden dürfe, außer natürlich wegen wichtigen Anlässen, die seine Teilnahme oder Entscheidung erforderten. Er nahm das Gespräch an. Ein Offizier der Wache erschien auf dem Bildschirm.
„Hotrenor-Taak bittet um eine Unterredung mit dem Ersten Hetran der Milchstraße, Sir!" sagte er.
*
Solche Überraschungen, kam es Perry Rhodan zu Bewußtsein, waren Teil von Hotrenor-Taaks Taktik. Er hatte noch keine Unterhaltung mit ihm geführt, bei der er nicht auf irgendeine Weise überrascht worden wäre. Seit seinem Aufenthalt auf dem Konzilsplaneten des Hetos der Sieben hatte das Hetos in Perry Rhodans Gedanken die Gestalt eines machtgierigen, rücksichtslosen, unerbittlichen Gebildes angenommen, und Hotrenor-Taak war weiter nichts als der machtgierige, rücksichtslose, unerbittliche Interessenvertreter dieses Gebildes.
Daß sein Verhalten in keinerlei Beziehung zu diesen Attributen stand, das war es, was den Großadministrator immer wieder von neuem verblüffte. Hotrenor-Taak war in seinem Gehabe keineswegs der widerwärtige, hassenswerte Overlord, als den Perry Rhodans Phantasie ihn immer wieder zu malen versuchte.
Er betrat Rhodans Arbeitsraum wie ein Freund, der nur eben auf einen Sprung vorbeischaut. Er lächelte freundlich. Lächeln war keine larische Geste. Hotrenor-Taak hatte das Lächeln erlernt, um besser mit den Terränern zurechtzukommen. Auch die Art, wie er Perry Rhodan die Hand entgegenstreckte, ein wenig zu leger vielleicht, ein wenig zu sehr sehen lassend, daß er sich dem Großadministrator übergeordnet fühlte, auch diese Art hatte er sich anerzogen, um den Menschen weniger fremd zu erscheinen.
Perry Rhodan übersah die dargebotene Hand, und im selben Augenblick kam er sich kindisch vor, wie ein trotziger Junge, der dem Vater grollt. Hotrenor-Taaks Lächeln veränderte sich nicht.
Er zog die Hand zurück und sah den Großadministrator aus smaragdgrünen Augen auffordernd an.
Der Lare war stämmig gebaut, wie es die Art seines Volkes war, und hatte tiefschwarze Haut. In das glühende Rot seines Haarnestes mischten sich hier und dort dünne, goldgelbe Fäden, deutliche Anzeichen herannahenden Alters. Er war ein imposanter Mann. Selbst für den ungeübten Blick des Terraners, dem ein Lare genauso auszusehen schien wie der andere, stach er aus der Menge seiner Landsleute hervor. Die Kraft, die in ihm wohnte, sein Selbstbewußtsein, seine feste Überzeugung, daß er allem, was in dieser Galaxis kroch, ging und fleuchte, weit überlegen sei, strahlten unmißverständlich von ihm aus.
„Ich war im Begriff, Sie aufzusuchen", begann Perry Rhodan kühl. „Es scheint, Sie sind von den jüngsten Ereignissen über Bord gespült worden und treffen nun Entschlüsse wie ein blindwütender Berserker."
Perry Rhodan bediente sich der terranischen Umgangssprache, des Englischen. Es war ein weiterer Hinweis darauf, für wie unangefochten Hotrenor-Taak seine überlegene Position hielt, daß er sich nichts daraus machte, ebenfalls Englisch zu sprechen.
Er hatte die Sprache mit Hilfe der fortgeschrittenen Lehrgeräte seiner Technologie wahrscheinlich im Handumdrehen erlernt.
„Jüngsten Ereignissen?" wiederholte er lächelnd. „Ich dachte, es gäbe nur eines. Oder wissen Sie mehr als ich?"
„Also gut, Ereignis", korrigierte sich Rhodan ärgerlich.
Er stand hinter seinem Schreibtisch und hatte dem Laren bis jetzt noch nicht angeboten, Platz zu nehmen. „Ich nehme an, der Verlust eines larischen Raumschiffs im Vontrecal-Pyn-Sektor war es, der Ihre unmaßstäblich harte Drohung auslöste."
Hotrenor-Taak nickte bedächtig.
„Sie haben recht", antwortete er. „Ich meine mit dem Anlaß.
Sonst haben Sie natürlich unrecht."
„Natürlich!" höhnte Perry Rhodan. „Wegen eines lausigen Raumschiffs drohen Sie Milliarden von Menschen mit Tod und Vernichtung, und ich habe unrecht! Ich will Ihnen etwas sagen ..."
„Nichts werden
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