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0657 - Der letzte Henker

0657 - Der letzte Henker

Titel: 0657 - Der letzte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wehrhafte Eingeborene, die den Spaniern einst üble Verluste beigebracht und sie damit zurückgeschreckt hatten.
    Mit ein Grund, weshalb ich hier war! Niemandsland, das keinem gehörte! Das nur darauf wartete, in Besitz genommen zu werden!
    Ich wußte nicht, daß die Spanier ihre Meinung geändert hatten und so nahe an Floridas Ostküste siedeln wollten.
    Aber vielleicht wollten sie das auch gar nicht…?
    Eine richtige Siedlung mit bestellten Feldern und Viehzucht war’s nämlich offenbar nicht.
    Nach einem Militärposten sah es aus der Ferne allerdings auch nicht aus.
    Was also, bei Asmodis’ Pferdefuß, wollten die Spanier hier? Mitten in der Wildnis, im Sumpfland zwischen Crocodilen, Stechmücken und Indianern?
    Ich gab Paco einen Wink. Er glitt vom Pferd und huschte zu Fuß davon. Innerhalb weniger Augenblicke sah und hörte ich nichts mehr von ihm. Derweil zog ich das Fernrohr auseinander und versuchte mehr von dem Fort zu erkennen. Es gab einen Erdwall mit Palisadenzaun und zwei Wachtürme, auf denen ich Männer in Hämisch und Helm sah. Das Metall blitzte in der Mittagsonne. Da durch war ich überhaupt erst auf diese Anlage aufmerksam geworden.
    Es würde eine Weile dauern, bis Paco zurückkehrte. Also beschloß ich, den Pferden die Sättel abzunehmen und sie ein wenig grasen zu lassen. Wir hobbelten sie an, daß sie nicht davonlaufen konnten. Ein schmaler Wasserlauf, über dem es von Stechmücken und Schmeißfliegen wimmelte, lud zum Erfrischungsbad ein. Ich verzichtete darauf; ich hatte erst vor ein paar Stunden Lavendelblätter auf meiner Haut zerrieben, deren Geruch die Mücken fernhielt. Diesen Schutz wollte ich nicht leichtfertig abspülen. Mochten die anderen so verrückt sein - ich hatte gelernt, mit der Hitze auf meine Weise fertig zu werden. Sie machte mir nichts aus, ebenso wenig wie Kälte.
    Fritz und Frans tobten wie die Saurier in dem kleinen Wasserlauf. Garret McDunn begnügte sich damit, die Stiefel auszuziehen und die Füße ins kühle Naß zu halten. Alec Freeman schärfte seinen Säbel mit einem Wetzstein und hielt dabei ebenso wie der Russe ständig ein Auge auf die Umgebung. Die Crocodile gab’s schließlich nicht nur an den größeren Gewässern und Seen und in den Sumpfgebieten, und hier und da mochten auch Indianer herumstrolchen. Seit wir unseren anderen Spurensucher und Louis Beauford an die verdammten Menschenfresser verloren hatten, traute ich den Ureinwohnern dieser Halbinsel nur noch so weit, wie ich sie werfen konnte. Und daß ich als Vergeltung für den Tod der drei Männer das ganze Dorf niedergebrannt hatte, hatte uns bestimmt keine neuen Freunde beschert.
    Vielleicht hatte sich die Aktion viel schneller herumgesprochen, als wir weiter in die Wildnis vorstoßen konnten.
    Wir, das waren der schwarzhäutige Riese Jimbo, der eigentlich Ngome Ngara hieß, was aber keiner der anderen aussprechen wollte und den ich einem Sklavenhändler abgekauft hatte; leider hatte zu jenem Zeitpunkt mein Geld nur für ihn und zwei Mädchen gereicht, für die ich keine Verwendung hatte und denen ich deshalb empfahl, unterzutauchen und den Weißen aus dem Weg zu gehen, damit der nächste Sklavenjäger sie nicht gleich wieder einkassierte. Am liebsten hätte ich die ganze Schiffsladung gekauft und den Schwarzen auch noch Waffen beschafft, damit sie die Sklavenjägermannschaft für das Elend, in das sie gezwungen worden waren, zur Rechenschaft ziehen konnten. Aber meine finanziellen Mittel waren vorübergehend etwas geringer geworden, und ich wollte außerdem diese Expedition ausstatten. So etwas kostete auch eine Menge; ich hatte meinen Begleitern den Sold im Voraus bezahlen müssen!
    Sir Alec Freeman, Colonel der Armee Seiner Majestät Charles II. von England im Ruhestand - im Alter von nur 45 Jahren! -, hatte darauf bestanden, und die anderen stießen sofort mit ins gleiche Horn. So hatte ich nachgegeben. Immerhin waren es die besten Männer, die ich bekommen konnte. Beauford war nicht gut genug gewesen; ihn hatten die Calusa ebenso gemetzelt wie den Seminolen Tala. So hatten wir ihn genannt; sein richtiger Name war ziemlich zungenbrecherisch, ebenso der des Natchez Paco, der ein noch besserer Spurensucher und Pfadfinder war. Paco brachte es fertig, einer Bärenfährte nicht nur zu entnehmen, wann das Tier die Stelle passiert hatte, sondern auch, daß es weiblich und trächtig war - und wann es wie viele Junge werfen würde… Zudem war Paco sehr lernfähig; als ich ihn und Tala anheuerte,

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