066 - Das Tor zur Hölle
haben.«
»Stell durch, Georgie«, erwiderte Frencly. Er war vierzig
Jahre alt, dunkelhaarig, von untersetzter Statur, für die er seine
Schreibtischarbeit verantwortlich machte.
Am anderen Ende der Strippe ertönte die Stimme von Ellen
Mummert. Das Mädchen berichtete, was es gesehen hatte.
Das Team arbeitete rund um die Uhr. Hinweisen, die sich
vielversprechend anhörten, ging man sofort nach, wenn es sich irgendwie
ermöglichen ließ.
Stuart Frencly ließ sich alle Details erzählen, ohne
Ellen Mummert einmal zu unterbrechen. Sie konnte eine genaue Beschreibung des
Mannes geben, von dem sie vermutete, daß es sich eventuell um den
Phantom-Würger handelte.
Die Situation war nicht ganz klar für Stuart Frencly. Die
verdächtige Person tauchte zweimal kurz hintereinander in der Nähe der einsamen
Spaziergängerin auf und verschwand dann wieder.
Ellen gab genau die Stelle an, wo die Gestalt aufgetaucht
war, und Frencly sah auf der Karte nach.
Anschließend bedankte er sich für den Anruf, ließ sich
noch Ellen Mummerts Privat- und auch die Geschäftsadresse geben, versprach dem
Tip nachzugehen und hängte dann auf.
Merkwürdig war die ganze Sache! Fachleute, die die Mordfälle
der vergangenen Wochen genau studiert hatten, waren einhellig der Auffassung,
daß es sich bei dem Phantom-Würger um einen Geistesgestörten handelte. Ein
solcher konnte ohne Zweifel so herumlaufen, wie Ellen Mummert ihn beschrieben
hatte!
Daß der Mann sie nicht ansprach und wie ein Spuk wieder
verschwand, gab Frencly ebenfalls zu denken.
Psychologen sprachen bei Triebtätern von einer gewissen
Aufladungszeit. Entweder war dieser Zeitpunkt bei dem Phantom-Würger noch nicht
wieder gekommen, oder er hatte den furchtbaren Trieb, der ihn seine Taten
begehen ließ, bereits zu diesem Zeitpunkt anderweitig abreagiert.
Das aber bedeutete: in den nächsten Stunden oder Tagen
würde eine neue Mordmeldung bei Scotland Yard eingehen und die Tat trüge alle
Kennzeichen des Phantom-Würgers!
Der Gedanke an eine solche Möglichkeit ließ Stuart
Frencly aktiv werden. Er hatte alles gegeneinander abgewägt. Am besten war es,
sofort die Gegend in Augenschein zu nehmen, die Ellen Mummert ihm genannt
hatte.
Stuart Frencly griff zum Telefon und wählte die Nummer
seines Kollegen Alec Brains. Der war Inspektor wie er, aber von Chiefinspektor
Edward Higgins dazu bestimmt worden, die Leitung der kleinen Sonderkommission,
die aus insgesamt vier Scotland-Yard-Beamten bestand, zu übernehmen.
Brains wohnte in der Kings Road. In einem der kleinen
Häuser, welche Schauspieler, Maler und Schriftsteller bevorzugten, hatte er
sein Domizil. Brains war eingefleischter Junggeselle.
Dreiundvierzig Jahre alt, war kaum noch damit zu rechnen,
daß er jemals den Weg zum Standesbeamten fand. Er strebte dieses Ziel auch gar
nicht an und vertrat den Standpunkt, daß es keinen Sinn hatte, sich wegen einer
einzigen Frau die Chancen mit allen anderen zu verderben.
Obwohl eine halbe Stunde nach Mitternacht meldete Alec
Brains sich mit einer erstaunlich frischen und ausgeruhten Stimme.
»Nanu?« wunderte Frencly sich. »Ferngesehen und so spät
noch auf den Beinen? Nach den Strapazen der letzten fünf Tage habe ich damit
gerechnet, daß bei dir um diese Zeit das Telefon heiß läuft, bis es dich
weckt.«
Brains lachte. »Besuch«, sagte er einsilbig. »Da hat man
Verpflichtungen.«
Daß diese Verpflichtungen sich in einer attraktiven
Blondine mit Schmollmund und einem von der Sonne am Mittelmeer nahtlos
gebräunten Körper niederschlugen, konnte Frencly nicht wissen.
Die Blondine lag auf dem breiten französischen Bett,
hatte die langen, wie Bronze schimmernden Beine ausgestreckt und zeigte sich,
wie Gott sie erschaffen hatte.
Brains saß am Bettrand. Auf dem niedrigen Messingtisch
stand der altmodische Telefonapparat, in den der Inspektor sprach.
Das Betthäschen zog die Beine an, kraulte den Inspektor
im Nacken und hauchte Küsse auf seinen Rücken und seine Schultern.
»Besuch? Okay, ich verstehe. Ich höre die Verpflichtung
gerade schnurren. Bist du unter die Katzenfreunde gegangen?«
frotzelte Stuart, der hellhörig geworden war und auch das
leise Flüstern vernahm, das eigentlich nur für Brains und nicht für Frenclys
Ohren bestimmt war.
»Für Katzen hatte ich schon immer etwas übrig. Aber plaudern
wir nicht unsere Privatangelegenheiten am Telefon aus.
Das Gespräch läuft über die Dienstleitung. Wo brennt's?«
Frencly berichtete von Ellen Mummerts
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