0663 - Die Höllen-Lady
nicht allzusehr ablenken zu lassen.
Corinne saß neben Frederic auf der Rückbank und entlockte ihrer Gitarre Melodien zum Mitsingen. Und hinten wartete ein Kasten mit Getränken und eine Picknicckiste darauf, in Angriff genommen zu werden.
Ursprünglich hatten sie zu der kleinen Uferstelle am Loire-Bogen gewollt, die der sommerliche Treffpunkt für jung und alt war, für kleine spontane Feten, für ein erfrischendes Bad im Fluß. »Aber da sind wir doch immer. Laßt uns mal woanders hin fahren, irgendwo hinaus in die Landschaft«, schlug Corinne vor.
Also fuhren sie.
Seit etwa zwei Jahren waren sie eine feste Clique, die ihre Freizeit weitestgehend gemeinsam verbrachte. Anfangs mit Fahrrädern unterwegs, aber seit Bertrand sich ein Auto gekauft hatte, mit seinem R 4.
Sie fuhren südwärts, zuckelten gemütlich die Landstraße entlang, überholten Traktoren und ließen sich von anderen Autos und sogar Lastwagen überholen. Irgendwann bog Bertrand in eine schmale Seitenstraße ab. »Wieder etwas näher zur Loire«, kommentierte er seinen Entschluß, »und da drüben ist auch ein schattiges Wäldchen.«
»Wer braucht schon Schatten? Ich muß meine Sonnenbräune konstant halten, nicht im Schatten ausbleichen«, meinte Charlotte.
Bertrand warf einen Blick zur Seite. »Deine Sonnenbräune ist perfekt«, erklärte er fachmännisch.
»Aber noch nicht überall«, wandte Charlotte ein. »Zum Beispiel… willst du’s sehen?« Sie fingerte an ihren Shorts.
»Nicht jetzt«, seufzte Bertrand.
»Schaut mal«, sagte Frederic plötzlich. »Muß ne fruchtbare Gegend sein. Da wächst sogar ein Auto!«
In der Tat sah es im ersten Moment so aus, als stände der Peugeot 205 mitten auf dem Feld. Aber der Eindruck täuschte. Der Wagen war auf einem Feldweg geparkt, nur ein paar Dutzend Meter vom Waldrand entfernt.
»Stop«, bat Charlotte. »Ich will doch mal sehen, wer sich da so herumtreibt.«
»Warum dann hier stoppen?« wunderte sich Bertrand. »Wir können doch bis hin fahren…«
»Dann hören sie uns«, grinste Charlotte. »Ich will aber erst mal schauen, was sie treiben, solange sie sich ungestört fühlen. Und vielleicht stören wir ja wirklich dabei.«
»Du hast ‘nen Vogel«, sagte Bertrand, hielt aber an.
Charlotte sprang aus dem R 4 und ging in Richtung des anderen Autos. »Vergiß deine Bluse nicht«, rief Corinne ihr nach.
»Brauche ich bestimmt nicht«, gab Charlotte lachend zurück.
Frederic schüttelte den Kopf. »Irgendwann wird sie mit ihrer übertriebenen Freizügigkeit mal gewaltig auf die Nase fallen«, befürchtete er.
»Wir können ja mal schauen, was wir in der Getränkekiste haben«, schlug Corinne vor. »Dauert sicher eine Weile, bis Charly von ihrem Spanner-Ausflug zurückkommt, und ich habe Durst.« Sie ging nach hinten und öffnete die Heckklappe, um eine Fruchtmix-Flasche und Becher herauszuholen.
Schon nach ein paar Minuten kam Charlotte zurück. »Die stecken drüben hinter den Büschen im Wald und kriegen überhaupt nichts mit, so sehr amüsieren sie sich«, grinste sie jungenhaft. »Wenn der Wind anders stände, müßten wir sie bis hier hören können. Ihre Klamotten haben sie neben dem Auto liegengelassen. Da sollten wir doch vielleicht was machen.«
»Die Sachen stibitzen?« schmunzelte Bertrand.
»Das gibt Ärger«, wandte der meist etwas zögerliche Frederic ein. »Sie könnten uns das als Diebstahl auslegen.«
»Wir geben sie natürlich zurück«, sagte Bertrand kopfschüttelnd. »Wir sind doch keine Straßenräuber! Aber die dummen Gesichter, die sie machen werden, wenn sie zum Auto zurückkommen, sich anziehen wollen und…«
»Ich hab’ ne viel bessere Idee«, behauptete Charlotte. »Die Sachen stibitzen ist langweilig, auf die Idee kommt doch jeder! Aber die zwei werden noch dümmere Gesichter machen, wenn sie ihre eigenen Sachen aus einem ganzen Haufen anderer Klamotten erst mal heraussuchen müssen!«
»Wie meinst du denn das?« fragte Corinne.
»Wir packen einfach unsere dazu. Alles wild und bunt durcheinander. Wir selbst verstecken uns, und wenn die zwei völlig verwirrt sind und nicht mehr wissen, was nun eigentlich los ist, kommen wir dazu und laden sie zu unserem Picknick ein.«
»Unsere Sachen?« hakte Frederic mißtrauisch nach. »Aber… wir haben doch keine…«
»Wir nehmen diese unsere Sachen«, sagte Charlotte und deutete an sich und ihm herunter.
»Wir sollen uns ausziehen?«
»Meine Güte, seid ihr Männer manchmal schwer von Begriff!« seufzte
Weitere Kostenlose Bücher