0663 - Die Höllen-Lady
wandte sich wieder dem Drachen zu. »Fang an.«
Er öffnete seinen Geist. Nur wenige Augenblicke später fühlte er, wie etwas mit Urgewalt auf ihn einstürmte.
Und er wünschte, er hätte abgelehnt.
Und dann konnte er nichts mehr wünschen.
Da war nichts mehr in ihm, das Zamorra war.
Da war nur noch Drache…!
***
Nicole sprang auf. »Stop!« schrie sie. »Fooly, nicht! Hör auf, sofort!«
Aber der Drache reagierte nicht. Er schien sie nicht zu hören, sie nicht einmal wahrzunehmen! Seine großen Telleraugen waren trübe. Er zitterte leicht, schien gegen etwas anzukämpfen.
Auch Ted Ewigk erhob sich jetzt. »Was zum Teufel geschieht hier?« stieß er hervor.
Vergeblich wartete er auf ein Zeichen seines Gespürs, jener paranormalen »Witterung«, die ihn oft auf wichtige, rätselhafte oder gefährliche Dinge hinwies. Diesem Gespür verdankte er unter anderem auch seine phänomenale Journalistenkarriere, die ihn bereits als Mittzwanziger zum Millionär gemacht hatte.
Aber hier und jetzt meldete sich sein Gespür nicht!
Weshalb nicht? Hier spielte sich doch unbedingt ein Para-Phänomen ab, das einzigartig schien!
Zamorras Körper zuckte wie unter stärksten Krämpfen. Den Mund weit aufgerissen, brachte er dennoch keinen Schrei hervor, nur ein wildes, verzweifeltes Stöhnen und Keuchen. Auch er kämpfte. Aber wogegen?
Gegen Fooly?
Oder war da noch etwas anderes, das ihn mental überlappte und unter seine Kontrolle zwang?
Nicole wollte nach Zamorra fassen, ihn festhalten, vielleicht ruhigstellen.
In diesem Augenblick warnte Teds Gespür !
»Nicht anfassen!« schrie er auf und schlug im gleichen Moment Nicoles Hände zurück. »Nicht, oder bist du lebensmüde?«
Das war sie nicht, aber sie war auch ratlos!
»Was ist das, Ted?« stieß sie hervor. »Was weißt du darüber? Wieso…«
Er winkte ab.
»Nichts, Nicole, aber…«
Hilflos sah er Zamorra und den Drachen an, und er hatte das Gefühl, daß sie sich beide in einem Zustand befanden, den keiner von ihnen kontrollieren konnte…
***
Der Saurocerus strahlte pure Magie aus. In rasend schnellen Impulsen jagte sie aus ihm heraus und in seine Umgebung. Schwarze Magie, welche diese Umgebung zu verändern begann.
Nach einer Weile ließ das Pulsieren nach. Der Saurocerus streckte sich auf dem Boden aus und nahm seine typische Ruhestellung ein.
»Was hast du getan?« wollte die Schwarzhaarige wissen.
Aber er antwortete nicht.
Er war eingeschlafen.
Vor Erschöpfung nach der gewaltigen Anstrengung, zu der er sich gezwungen hatte.
Es gefiel der Schwarzhaarigen nicht, daß ihre Kontrolle über das Geschehen nicht so perfekt war wie die des Monsters. Daran mußte sich etwas ändern. Möglichst bald.
***
Von einem Moment zum anderen war es wieder vorbei. Zamorra stieß einen gellenden Schrei aus, bäumte sich auf und sank dann haltlos wieder zusammen.
Der Drache begann Feuer zu husten, wandte sich reaktionsschnell ab, um niemanden damit zu gefährden, und stürzte dabei in den Pool. Wild flatternd kam er wieder nach oben.
Nicole beugte sich über Zamorra. Diesmal hinderte Ted sie nicht daran. Er kümmerte sich um Fooly, streckte dem über dem Wasser flatternden Drachen die Hand entgegen, die dieser ergriff, und zog ihn über festen Boden.
Unterdessen öffnete Zamorra unter Nicoles Bemühungen wieder die Augen. Er schüttelte sich. »Das«, krächzte er heiser, »mache ich auf keinen Fall jemals wieder!«
»Ich auch nicht!« stimmte Fooly sofort zu.
»Darf man erfahren, was passiert ist?« fragte Nicole.
»Da war etwas… etwas Unbeschreibliches«, sagte Zamorra langsam. »Eigentlich möchte ich mich nicht daran erinnern.«
»Die Präsenz?«
»Vielleicht. Ich bin nicht sicher«, sagte er. »Aber es hat versucht, die Kontrolle über uns beide zu gewinnen, im gleichen Moment, in dem Fooly versuchte, mir dieses… dieses seltsame Muster zu übertragen.«
»Muster?« fragte Nicole.
»So etwas Ähnliches wie ein Gehirnstrommuster«, sagte Zamorra. »Es hat meinem Bewußtsein das von Fooly aufgezwungen, und ich glaube…«
»Stimmt«, bestätigte der Drache. »Mir hat es dein Muster aufgepfropft, Chef. Ich konnte es seltsamerweise nicht verhindern, nicht abblocken. Warum, kann ich nicht sagen. Es war fürchterlich. Ein so…« Er suchte nach Worten. »Ein so einfaches Denken«, fuhr er dann fort, »daß es schon eine Qual war. Ich verstehe euch Menschen nicht, daß ihr damit leben könnt.«
»Und mich hat’s regelrecht umgehauen«, erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher