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0664 - Der Vampir von Denver

0664 - Der Vampir von Denver

Titel: 0664 - Der Vampir von Denver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Feuerleitern. Die waren anscheinend an den Hausfronten angebracht, so wie man das auch häufig in New York sah.
    Und dann hörte er das Geräusch.
    Es klang, als würde jemand mit einer altertümlichen Schreibfeder über Pergament kratzen. Nur viel lauter.
    Es schien von der Hauptstraße her zu kommen und schwoll beständig an. War damit ihr letzter möglicher Fluchtweg abgeschnitten? Zamorra murmelte eine Verwünschung. Er wich bis zur Mauer zurück und zog das Amulett unter dem Hemd hervor. Nicole trat neben ihn und nahm den Dhyarra-Kristall aus der Jackentasche.
    Im nächsten Moment sahen sie, was den Lärm verursachte.
    Es war das Auftreten kleiner Pfoten auf dem Asphalt. Das Kratzen von langen Krallen. Das Geräusch von Tausenden von Ratten, die sich einer grauen Springflut gleich in die Sackgasse ergossen!
    »Oh, Scheiße«, entfuhr es Nicole. Natürlich reagierte das Amulett auf Tiere nicht. Es half nur gegen magische Angriffe, nicht aber gegen natürliche.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie ihr Gefährte ein langes Stück Holz vom Boden aufhob und es mit einem kräftigen Tritt in zwei Hälften zerbrach. Das längere Stück packte er mit beiden Händen wie einen Baseballschläger. Das war jetzt seine einzige Waffe.
    Nicole schluckte und konzentrierte sich auf den Dhyarra-Kristall.
    In der gleichen Sekunde erreichten die Ratten die Menschen.
    Und das Schutzschild des Amuletts baute sich auf!
    ***
    Miami, Florida:
    Zum dritten Mal saß Robert Tendyke dem Mann in Grau gegenüber. Die beiden vorherigen Treffen hatten in Tallahassee stattgefunden, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Florida.
    Diesmal begegneten sie sich in der Lobby eines der größten Hotels von Miami.
    Tendyke saß bequem zurückgelehnt in seinem Sessel und musterte den anderen Mann eingehend, dessen Gesicht so nichtssagend war, daß man es sich kaum merken konnte. Der Kontrast zwischen den beiden konnte größer kaum sein; hier der Mann im grauen Westenanzug, dort der Abenteurer in seiner Lederkluft, mit der er eher in die Wildnis der amerikanischen Pionierzeit gepaßt hätte als in ein Nobelhotel der Jahrtausendwende.
    Die Haltung des Grauen zeigte leichte Anspannung.
    »Fünf Millionen Dollar«, sagte Tendyke gelassen. »Darauf hatten wir uns geeinigt, Sir. Bitte - sobald Sie die Transaktion durchgeführt haben, können wir mit der Expedition beginnen.«
    »Fünf Millionen auf ein Konto in Frankreich«, sagte der Mann in Grau gedehnt. »Wollen Sie damit dem Schatzamt eine lange Nase drehen? Mein Auftraggeber ist nicht gewillt, Steuerhinterziehung zu fördern, Mister Tendyke.«
    Der lächelte. »Und ich dachte schon, Ihr Auftraggeber hätte das Geld nicht. Bisher erhielt ich nämlich keine Bestätigung über den Eingang des Geldes.«
    Der Graue zuckte nicht einmal mit den Wimpern.
    Die fünf Millionen waren eine geradezu unverschämte Forderung. Tendyke brauchte das Geld nicht; er war vermögend. Urid für jemanden, der eine Antarktis-Expedition ausrüstete, war es ein horrender Betrag - nur dafür, daß jemand für die Sicherheit der Expedition sorgte! Gut, es bedeutete, daß Tendyke für einen speziellen Teil der Ausrüstung zu sorgen hatte, vorwiegend um zu verhindern, daß die Expeditionsteilnehmer bei zu unwirtlichen Witterungsbedingungen in Schwierigkeiten kamen oder im Katastrophenfall nicht abgeholt werden konnten, weil möglicherweise der Funk versagte… was auch immer!
    Aber die Sache war dem Abenteurer nicht ganz geheuer. Deshalb hatte er beim letzten Treffen seine Forderung so extrem hochgeschraubt, um festzustellen, wie ernst es dem Auftraggeber war, der sich bisher nicht selbst gezeigt hatte. Er schickte stets seinen Verbindungsmann vor, und der hatte ohne Zögern zugestimmt.
    Das ursprüngliche Angebot hatte sich auf eine Viertelmillion belaufen -immer noch ein unanständig großer Haufen Geld, für den so mancher brave Amerikaner fünf bis sechs Jahre arbeiten mußte. Tendyke schätzte die Expeditionsdauer auf maximal zwei Monate; mehr war bei einem Trip zum sechsten Kontinent schwerlich drin, selbst in der günstigsten Jahreszeit.
    »Damit wir uns richtig verstehen«, sagte Tendyke. »Das Konto gehört nicht mir, sondern einer Stiftung. Sobald das Geld eingezahlt wurde, kann ich nicht mehr darüber verfügen. Die Stiftung vergibt es nach eigenem Ermessen. Weder der Stiftungsgründer noch sonst jemand außer dem Treuhandbüro entscheidet darüber. Und ich«, er lächelte wieder, »gehöre ganz sicher nicht zu denen, die

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