0665 - Die Gruft des Druiden
Westenanzug mit Krawatte und Borsalino-Hut, trotz der Hitze in Florida. Die schien er nicht zu spüren.
»Die Mappe, in der Sie unseren Vertrag bewahrten, hatte Ihre Initialen. Zufällig sind es aber auch die eines Mannes namens Rico Calderone«, erklärte Tendyke. »Sie erlauben mir doch sicher, mißtrauisch zu sein?« [5]
»Welcher Sinn steckt hinter diesem Mißtrauen?«
»Ich mag es nicht, hereingelegt zu werden«, sagte Tendyke.
»Selbst wenn es so wäre - Sie haben den Vertrag unterschrieben. Sie werden die Expedition begleiten und für die Sicherheit der Teilnehmer sorgen. Und weil Sie den Vertrag erfüllen wollen, sind Sie doch auch hier.«
Tendyke lachte heiser auf. »Unter anderem. Und Sie sind sicher hier, um mir die Expeditionsteilnehmer vorzustellen.«
»Ebenfalls - unter anderem«, erwiderte Reginald Cull kalt. »Treten Sie ein.« Er öffnete eine Bürotür.
»Mister Tendyke - Doktor Roul Cantor, Doktor Rolando Centavo, Mister Ray Corniche, Doktor Rita Chang, und nicht zuletzt meine Wenigkeit.«
»Und alle mit den Initialen R.C.«, stellte Tendyke fest, dessen Augenmerk vor allem an Rita Chang haften blieb. Ihrem Aussehen und ihrem Namen nach war sie eine halbe Chinesin. Ray Corniche, neben Cull der einzige ohne akademischen Titel, stammte aus Kanada, wie sich im folgenden Gespräch herausstellte. Centavo war Mexikaner, Cantor kam aus Louisiana. »Und woher stammen Sie, Cull?« wollte Tendyke schließlich wissen.
»Ich wurde in einem Flugzeug geboren«, bekannte der Mann in Grau. »Immerhin über amerikanischem Luftraum und damit mit amerikanischem Paß. Woher meine Eltern stammen, weiß ich nicht und will es auch nicht wissen. Ende des Outings.«
»Trotzdem würde mich interessieren, welchem Zufall es zu verdanken ist, daß Sie alle dieselben Initialen haben wie ein ganz spezieller Freund…«
»Sicher wird Sie das Ziel der Expedition mehr interessieren«, sagte der Mann in Grau. »Es geht, wie Sie schon vermutet haben, in die Antarktis. Unser Auftraggeber weiß, daß es an einem bestimmten Ort im ewigen Eis eine versunkene Stadt gibt. Die werden wir finden.«
»Die Stadt - oder das, was sich darin befindet?«
»Was wollen Sie damit andeuten, Sir? Natürlich werden sich Dinge in der Stadt befinden, und natürlich finden wir sie, wenn wir die Stadt finden. Klingt irgendwie logisch, finden Sie nicht auch?«
Tendyke grinste.
»Was verspricht sich Mister Calderone davon?«
»Ich kenne Ihren Mister Calderone nicht«, erwiderte Cull schroff. Er sah die anderen an. »Kennt einer von Ihnen diesen Namen?«
Einhelliges Kopfschütteln.
»Ich gehe davon aus, daß Calderone der Auftraggeber ist«, sagte Tendyke. »Oder kann mich jemand dementsprechend verbessern?«
»Ich denke, wir kennen diesen Auftraggeber ebensowenig wie Sie, Tendyke«, sagte Ray Corniche. »Wer ist dieser Calderone?«
»Fragen Sie Reginald Cull. Er ist der Verbindungsmann, er weiß alles«, sagte Tendyke.
»Das ist Unsinn!« wehrte der Mann in Grau ab. »Alles wurde telefonisch organisiert. Wir werden in drei Tagen in die Antarktis fliegen. Wir sollten die Zeit nutzen, uns ein wenig zu beschnuppern und vielleicht letzte Arrangements zu treffen. Wenn noch jemand irgendwelche wichtigen Dinge braucht - zum Beispiel sie, Mister Tendyke, in Sachen Sicherheit, dann haben wir jetzt noch Zeit, diese Dinge zu beschaffen.«
Tendyke sah ihn nachdenklich an.
Er dachte an Zamorra.
Er dachte an Amun-Re.
Aber er wollte alles wissen. Er war sicher, daß niemand so wahnsinnig sein konnte, Amun-Re wirklich aufwecken zu wollen. Nicht einmal ein Mann wie Rico Calderone.
Denn so, wie Tendyke diesen Mann einschätzte, würde das Erwachen des Schwarzzauberers aus Atlantis auch Calderones Ende bedeuten…
»Geben Sie mir die Listen«, verlangte Tendyke. »Die Listen mit der Ausrüstung. Dann sehe ich, was wir vielleicht noch benötigen. Lady, Gentlemen…« Er sah auf und die anderen der Reihe nach an. »Welche Universitäten entsenden Sie? Welche Fakultäten? Halten Sie mich nicht für zu neugierig, aber wenn man mich schon für Ihre Sicherheit verantwortlich machen will und mir dafür ein Gehalt zahlt, von dem Sie vermutlich ein Leben lang nur träumen können, möchte ich doch wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
***
Altenstadt-Höchst, Deutschland:
Zamorra streckte langsam die Hand aus, zögerte und berührte die Sichel dann doch nicht. Er sah ein eigenartiges Aufblitzen in den Augen des Studenten. Ganz kurz nur…
Er wechselte einen
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