0665 - Die Gruft des Druiden
Druiden gibt’s Unterschiede«, erwiderte Zamorra. »Silbermond-Druiden wie Gryf, Teri und andere kannst du nicht mit den keltischen Druiden dieses Planeten vergleichen.«
Sie klappte die Mappe zusammen.
Fragend sah sie Zamorra an.
»Könnte dieser Menkenberg… irgendwie von dem Druiden übernommen worden sein, dessen Grab er geöffnet hat?«
»Es spricht einiges dafür«, erwiderte der Parapsychologe. »Der seltsame Zustand, in den du verfallen bist, nachdem er dich anschaute, als du mentalen Kontakt zu ihm aufnehmen wolltest… diese Sichel… sein eigenartiges Verhalten… Das Problem ist, daß wir nichts Konkretes feststellen konnten.«
»Und was machen wir jetzt mit diesem Problem?«
»Lösen«, grinste Zamorra. »Irgendwie. Vielleicht können uns Carsten und Micha dabei ja noch helfen. Ich warte noch ein paar Minuten, dann rufe ich wieder an.«
Nicole schloß das Handschuhfach. »Wir sollten uns auf jeden Fall auch diese Mappe in aller Ruhe ansehen. Oben in der Suite.«
Zamorra nickte.
»Ich bringe sie eben hinauf«, sagte Nicole. »Und ein wenig von unserer Ausrüstung mit nach unten, ja? Ich gehe davon aus, daß wir gleich erst versuchen werden, Menkenberg zu folgen?«
»Ich hoffe, daß wir das können«, bestätigte Zamorra.
Nicole stieg aus.
Zamorra wartete und betrachtete derweil seine Umgebung. Sie gefiel ihm. Ein kleines Dorf, ähnlich dem im Tal unterhalb von Château Montagne. Nur daß das Schloß sich hier mitten im Ort befand, nicht ein Stück oberhalb am Berghang - den es hier nicht gab.
Nach ein paar Minuten kam Nicole zurück. Sie hatte sich umgezogen und trug ihren schwarzen Lederoverall, den Reißverschluß allerdings bis unter den Gürtel offen; an dessen magnetischer Metallplatte haftete ein E-Blaster. Einen zweiten reichte sie Zamorra, der die Waffe erst einmal in der Türablage verschwinden ließ, nachdem sie ins Armaturenbrettfach links vom Lenkrad nicht passen wollte. Er benutzte das Autotelefon und rief erneut Ullich an.
»Ich habe mal versucht, nachzuforschen, während Carsten versucht, uns in jede Menge überflüssiger Katastrophen zu verwick… au, nun schlag mich doch nicht, sondern halt' das Lenkrad gerade, Mann!« keuchte Michael Ullich.
Zamorra wußte sehr gut, daß Carsten Möbius ein ausgezeichneter Fahrer war; er ging davon aus, daß sich zwischen den beiden irgend Insider-Gag abspielte, dessen Hintergrund ihm die zwei nicht verraten hatten. Ullich fuhr fort:
»Menkenberg hat eine Wohnung im Ortsteil Rodenbach von Altenstadt, Kannst du mitschreiben?«
»Gerade nicht…« Außer der Mappe gab es nichts Beschreibbares im Wagen. »Aber ich versuch's mir zu merken.«
Ullich nannte ihm die Adresse. Zamorra wiederholte sie laut, damit auch Nicole sie mitbekam; sie hatte das bessere Gedächtnis.
Das Gespräch brach ab. »Am Ortseingang gibt es eine Tafel mit einer Art Stadtplan«, sagte Nicole. »Nicht unweit der Radarfalle.«
Zamorra startete den BMW. »Schauen wir’s uns an.«
***
Sie landeten in einem längeren Stau; die Kreuzung, an der sie nach Rodenbach abbiegen mußten, war größtenteils blockiert. Es hatte einen schweren Unfall gegeben; ein Wagen lag im Graben, ein zweiter, fast völlig zertrümmert, mitten auf der Kreuzung, umgeben von zwei Rettungswagen, einem Notarztfahrzeug, gleich fünf Lösch- und Bergungstrucks der Feuerwehr und einem Rettungshubschrauber. Polizei leitete den Feierabendverkehr, so gut es eben ging, wechselseitig durch eine schmale Gasse neben dem Chaos vorbei; extra langsamfahrende Gaffer behinderten dabei zusätzlich ein halbwegs zügiges Vorankommen. Die Stauschlangen reichten in beiden Richtungen mehrere Kilometer weit.
»Rush-hour und der Dreizehnte«, bemerkte Zamorra trocken. »Paßt.«
»Wenigstens nicht Freitag, der Dreizehnte, sondern nur ein Montag«, erwiderte Nicole. »Ob dieser Crash auch zu der extremen Unfallhäufigkeit gehört, die Carsten erwähnte?«
Zamorra zuckte mit den Schultern.
Die angegebene Adresse war schwer zu finden; erst bei genauerem Nachschauen entdeckten sie das Haus am Ortsende. Aber von dem Escort-Cabrio gab es keine Spur, und die Doppelgarage vorm Haus war offen und leer; auf das Anklingeln meldete sich niemand, weder an der mit Namen beschrifteten Klingel noch bei der zweiten, die- keine Beschriftung trug. »Da ist keiner zu Hause«, rief ein Nachbar ihnen in breitestem südhessischem Dialekt zu. »Da müssen Sie schon in ein paar Stunden wiederkommen.«
»Wir suchen den Mann, der ein
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