0668 - Die dunkle Bedrohung
Fooly gerade mal wieder hindurchgewirbelt war. Aber das war etwas ganz anderes.
Also hob Rhett den Dhyarra-Kristall vom Boden auf…
***
Ein pfeifendes Geräusch ließ Professor Zamorra zusammenzucken. Der Lichtkegel seiner Lampe erfaßte eine Ratte, die in panischer Furcht durch die einstürzenden Gänge rannte.
Die Ratten. Wenn einer einen Ausgang aus diesem Labyrinth kannte, dann waren es die Ratten. Und mit weiten, raumgreifenden Sätzen lief der Parapsychologe hinter dem kleinen Nager her.
Hinter ihm stürzten Wände ein und brachen Decken herunter. Kleine Steine regneten auf ihn herab. So gut es ging schützte Zamorra seinen Kopf mit dem uralten Buch.
Es erschien ihm eine halbe Ewigkeit, als er endlich ein schwaches Licht oberhalb des Fußbodens erkannte. Das war gewiß das Loch, durch das die Ratte schlüpfte. Dahinter ging es in die Freiheit.
Mit alle Kraft warf sich Professor Zamorra gegen die Felsen, unter denen das Rattenloch hindurchführte. Ein Krachen, Knirschen und Splittern. Dann war der Meister des Übersinnlichen durchgeprochen.
Es war kein Fels gewesen, sondern eine getarnte Tür. Der Raum, in dem sich Professor Zamorra wieder fand, war in der märchenhaften Pracht alter Maurenpaläste gehalten.
Der Gang endete im Empfangszimmer vom Palast des Sultans von Marokko. Und diesen Palast durfte niemand außer dem Sultan, seinen Frauen und seinen Dienern betreten.
Und diese Diener hatten die Abwesenheit des Beherrschers der Gläubigen genutzt, um in seinen Privatgemächern Kaffee zu trinken. Allerdings nicht nur Kaffee. In jeder der kleinen Mokkatassen hielt sich das Volumen des Kaffees mit vorzüglichem Cognac die Waage.
Zwar hat der Prophet, Ehre und Ruhm seinem Namen, den Cognac nicht gerade verboten. Vielleicht deshalb, weil dieses edle Getränk damals nicht bekannt war. Alles eine Frage der Auslegung für den Mufti. Denn im Koran steht sinngemäß geschrieben »Was betrunken macht, sei verflucht«. Und deshalb ist ein rechtgläubiger Moslem verpflichtet, alle Arten von Alkoholika zu meiden. Diese braven Diener des Sultans betrachteten ihre ›Kaffeewürze‹ jedoch als Medizin und waren außerdem der Meinung, daß Allah eben doch nicht alles sieht und der Prophet doch nichts dagegen haben könnte, wenn man mal ein kleines Schlückchen Medizin zu sich nimmt.
Um so größer war ihr Schreck, als plötzlich die halbe Wand einbrach und eine hochgewachsene Gestalt herausstürmte.
»Allah kerhim! Es Shaitan!« schrien sie entsetzt. »Allah sei uns gnädig! Der Teufel!« Kaffeetassen zerplatzten auf dem kostbaren Marmorboden. Aufschreiend rannten die Diener aus dem Zimmer. Mit Mühe gelang es Professor Zamorra gerade noch, einen der Flüchtenden zu erwischen.
Es dauerte einige Zeit, bis der am ganzen Körper wie Espenlaub Zitternde begriff, daß es nicht der Teufel, sondern ein Mensch war, der ihn am Kragen hatte. Dann erwies sich der brave Mann jedoch als absoluter Sofortumschalter.
Das kleine Kaffeegelage würde der Sultan schon verzeihen. Aber nicht, wenn ein Fremder seine geheiligten Privaträume betrat. Für solche Frevler gab es in Marokko Gefängnisse, in denen sich seit den Tagen des Mittelalters nichts Wesentliches verändert hat.
Und so kostete es den Meister des Übersinnlichen den Rest seines Bargeldes als Bakschisch, daß ihn die Kammerdiener des hohen Gebieters heimlich aus dem Serail schmuggelten…
ENDE des dritten Teils
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 666 »666 - Die Zahl des Tiers«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 184 »Der Kraken-Götze«
[3] Siehe Professor Zamorra Nr. 667 »Lord der Apokalypse«
[4] Siehe Professor Zamorra Nr. 240 »Das Schwert im Jadestein«
[5] Siehe Professor Zamorra Nr. 324 »Duell der Teuflischen«
[6] Siehe Professor Zamorra Nr. 661 »Der Gegenschlag«
[7] Siehe Professor Zamorra Nr. 613 »Stygias Höllen-Sklaven«
[8] Siehe Professor Zamorra Nr. 240 »Das Schwert im Jadestein«
[9] Siehe Professor Zamorra Nr. 299 »Das Lagunen-Monstrum«
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